18.04.2015

Chancenlos gegen Bayer 04: Hannover 96 geht in Leverkusen mit 0:4 (0:2) unter. Für die Hausherren trafen Toprak (20.), Brandt (40.), Papadopoulos (49.) und Kießling (70.). Die Roten warten indes weiter auf einen Sieg in der Rückrunde.

Mehrere Wechsel in der 96-Startelf
Ein erster Blick vor Anpfiff auf den Rasen verriet: Die unter der Woche bereits angekündigten personellen Veränderungen wurden im Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen in die Tat umgesetzt. 96-Trainer Tayfun Korkut besetzte im Vergleich zum 1:1-Unentschieden im Heimspiel gegen Hertha BSC gleich vier Positionen neu und stellte auch das Spielsystem auf ein 4-2-3-1 um. Ceyhun Gülselam ersetzte dabei den gelbgesperrten Salif Sané und verteidigte gemeinsam mit Leon Andreasen, der für Jimmy Briand in der Startelf stand, auf der Doppelsechs. Für Miiko Albornoz erhielt Leonardo Bittencourt die Chance, sich von Beginn an gegen zuletzt bärenstarke Leverkusener zu beweisen. Den Zweikampf im Sturm konnte diese Woche Joselu für sich entscheiden und verbannte somit Didier Ya Konan zunächst auf die Ersatzbank. Roger Schmidt tauschte sein Team im Vergleich zum 3:2-Sieg am Mainzer Bruchweg und den damit verbundenen sechsten Sieg in Folge auf zwei Positionen. Der Grieche Kyriakos Papadopoulos kehrte nach seiner abgesessenen Gelbsperre für Tin Jedvaj ins Abwehrzentrum zurück. Außerdem ersetzte Riesentalent Julian Brandt den deutschen Nationalspieler Karim Bellarabi auf dem rechten Flügel.

Serienbrecher oder Punktelieferant?
Zugegeben: Es gibt für Mannschaften, die mitten im Abstiegskampf stecken, angenehmere Aufgaben, als in Leverkusen um wichtige Punkte für den Klassenerhalt zu kämpfen. In manchen Fällen ist ein solcher Gegner allerdings zumindest theoretisch auch mal prädestiniert dafür, um die langersehnte Wende endlich einzuleiten. Es sollte jedoch anders kommen. Die erste Torannäherung hatte die Werkself bereits nach zwei Minuten: Lars Bender konnte seinen Kopfball nach einer Ecke jedoch nicht mehr entscheidend platzieren. Nach zwölf Spielminuten traute sich auch 96 erstmals in die gegnerische Hälfte, doch Leon Andreasens Fernschuss verfehlte sein Ziel um mehrere Meter. Ein Eckball von Leverkusens Hakan Calhanoglu köpfte Abwehrrecke Papadopoulos kurz darauf nur knapp am 96-Gehäuse vorbei (17.). Nur drei Minuten später zappelte die Kugel dann doch im Netz. Wieder war es ein scharf getretener Calhanoglu-Eckball, den die Hannoveraner Hintermannschaft zu passiv verteidigte, Ömer Toprak bestrafte die Defensive per Kopf aus kurzer Distanz mit der 1:0-Führung (20.). Die Anfälligkeit für und bei Standardsituationen zog sich durch das 96-Spiel wie ein roter Faden: Freistoß Calhanoglu, Kopfball Papadopoulus – knapp vorbei (25.). Auch im weiteren Verlauf der ersten Hälfte änderte sich dieses Bild nicht. Hannover schenkte der Werkself Standard über Standard, das Team von Roger Schmidt kam so immer wieder zu brandgefährlichen Offensivaktionen. Die nächste Bayer Chance ließ so auch nicht lange auf sich warten: Papadopoulus´ Kopfball konnte 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler nur zur Seite abklatschen, wo Stefan Kießling nur um Haaresbreite die 2:0-Führung verpasste (33.). Die holte dann U19-Nationalspieler Julian Brandt fünf Minuten vor der Halbzeit nach. Kießling hatte seinen Teamkollegen bedient, der nach toller Ballverarbeitung durchs Zentrum marschierte und mit einem platzierten Schuss ins rechte Toreck Bayers Vorsprung ausbaute. Ohne eine einzige 96-Torchance und mit einem noch schmeichelhaften 0:2-Rückstand schickte Schiedsrichter Daniel Siebert 96 schließlich in die Kabine.




2 + 2 = 4
Zu Beginn der zweiten Hälfte brachte Korkut frischen Offensivwind ins Spiel. Für Christian Schulz durfte Didier Ya Konan ran. Dessen Offensivqualitäten wurden nach der eher mageren Kreativität in den ersten 45 Minuten vorm gegnerischen Tor auch dringend gebraucht. Doch bevor es überhaupt dazu kommen hätte können, schlug es bereits erneut in Zielers Kasten ein. Dieses Mal brillierte Brandt als Vorbereiter, Kießling köpfte zunächst an die Latte, der Abpraller landete direkt vor Kyriakos Papadopoulos Füßen, der die Kugel humorlos in den Maschen versenkte (49.) – 0:3 aus Sicht der Gäste. Nur fünf Minuten später verhinderte lediglich die Abseitsposition mehrerer Leverkusener Spieler einen höheren Rückstand. Nach einem der an diesem Tag unzähligen Freistöße Canhanoglus war Kießling erneut zur Stelle gewesen und hatte das Leder per Kopf im 96-Tor versenkt. Referee Daniel Siebert erkannte das Tor jedoch richtigerweise ab. Doch das Spiel der 96er blieb auch in der Folge so farblos wie ihre weißen Trikots. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Der Spielverlauf entwickelte sich für die Roten immer weiter in Richtung schwarz. Aus allerdings deutlicher Abseitsposition war es erneut Kießling, der die Kugel zum 0:4 eindrückte (70.). Was die mitgereisten 96-Fans an diesem 29. Spieltag sahen, sollte ihre roten Herzen bluten lassen: Kein Einsatz, kein aggressives Zweikampfverhalten, keine Spielidee, keine Emotionen auf dem Feld. Hannover 96 mangelte es in Leverkusen an vielem, was ein gutes Fußballspiel ausmachen sollte. Dabei hätten es die Gäste doch so dringend nötig gehabt, zumindest einen Zähler aus der BayArena zu entführen, will die Korkut-Elf nicht noch tiefer in den Abstiegsstrudel geraten. Ya Konans (78.) und Kiyotakes (84.) späte Versuche hätten am Ende lediglich noch Ergebniskosmetik bedeutet.




96 erwartet Hoffenheim
Der blutleere Auftritt im Rheinland taugt sicherlich nicht als Mutmacher für die letzten wichtigen fünf Saisonspiele, in denen es mit aller Energie darum gehen muss, das zu erhalten und zu schützen, was Hannover 96 seit dem Aufstieg 2002 in die Bundesliga erschaffen hat: den Status eines etablierten Erstligisten. Umso wichtiger ist nun eine ganz andere Leistung im kommenden Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Dort werden allerdings Hiroki Sakai sowie Ceyhun Gülselam nach ihrer jeweils fünften Gelben Karte gesperrt fehlen.
sf/nr

STATISTIK:

Bayer 04 Leverkusen: Leno - Hilbert (73. Jedvaj), Papadopoulos, Toprak, Wendell - Bender (82. Rolfes), Castro - Brandt (66. Bellarabi), Calhanoglu, Son - Kießling

Hannover 96: Zieler - Sakai, Marcelo, Felipe, Schulz (46. Ya Konan) - Andreasen, Gülselam (68. Schmiedebach) - Bittencourt (25. Prib), Stindl, Kiyotake - Joselu

Tore: 1:0 Toprak (20.), 2:0 Brandt (40.), 3:0 Papadopoulos (49.), 4:0 Kießling (70.)

Gelbe Karten: Kießling / Gülselam (gesperrt), Sakai (gesperrt), Stindl

Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)

Zuschauer: 29.400


Quelle: www.hannover96.de