11/06/2015 / Klub, Profis
Deutschlandweite Premiere: Fußball unter Flutlicht

Heute Abend gegen Hertha BSC heißt es: Lampen an und auf geht´s! Doch habt Ihr gewusst, dass das erste Spiel unter Flutlicht in Deutschland nach unseren Recherchen ebenfalls in Hannover stattgefunden hat?Eine Zeitreise...

Fußball hell erleuchtet
Die meisten 96-Fans kennen diese Stimmung, die durch die künstliche Beleuchtung in einem Fußballstadion entsteht, aber kaum ein Anhänger weiß, wann das erste Spiel unter Einsatz künstlichen Lichts weltweit, in Europa oder auf deutschem Boden stattfand. Das erste Flutlicht-Fußballspiel der Welt am 14. Oktober 1878 wurde unter den Blicken von mehr als 20.000 Zuschauern an einem Montagabend im Stadion Bramall Lane in Sheffield angepfiffen. Damals traten die Reds, eine Auswahl der Sheffield Association, gegen die Blues, einen zusammengestellten Kader einiger lokaler Vereine, an. Die Elektrizität wurde durch zwei transportable Maschinen erzeugt, die jeweils hinter einem der Tore aufgebaut wurden. Deren Lampen standen auf extra errichteten Türmen und spendeten etwa das Licht von 8000 Kerzen.

Hannover first!
Wenn man heute im weltweiten Netz nach dem ersten Flutlichtspiel auf deutschem Boden sucht, wird dem User oftmals das Abschiedsspiel für Richard Hofmann zwischen der SG Friedrichstadt und einer DDR-Auswahl im Jahr 1949 im Heinz-Heyer-Stadion in Dresden als Antwort angezeigt. Die 96-Redaktion recherchierte zu diesem Thema aufgrund der nicht ganz klaren Informationslage weiter bei Journalisten, Zeitungen, Vereinen, Verbänden, Professoren, Elektrofachleuten, Herstellerfirmen und Hochschulen. Herausgekommen ist dabei ein ganz interessanter Fakt. Offenbar fand das erste Flutlichtspiel in Deutschland nicht wie angenommen 1949 in Dresden statt, sondern bereits 1926 in Hannover. Damit wäre die niedersächsische Landeshauptstadt die Stadt mit dem ersten Flutlichtspiel in Deutschland und wahrscheinlich auch auf dem europäischen Kontinent. Als einer der Hauptorganisatoren wird in diesem Zusammenhang Wilhelm Quermann, erster Vorsitzender von Hannover 96 in den Jahren 1918/19 und 1946/47, genannt.

Hinweise auf die Premiere in Hannover liefert dabei die HA Sport, die Sportausgabe des Hannoverschen Anzeigers und dem Vorläufer der HAZ, am Tag des Spiels am 1. September 1926. Im Artikel jener Zeitung wird von einer Sensation gesprochen. "Zum ersten Male in Deutschland (und vermutlich auch auf dem Kontinent) findet heute in Hannover ein Fußballspiel im Freien unter künstlicher Beleuchtung statt. Die türkische Nationalelf spielt gegen eine Auswahl des Norddeutschen Südbezirks." Austragungsort war das damalige Stadion von Hannover 96 – die Radrennbahn an der heutigen Hans-Böckler-Allee. Die Arena war mit einer Lichtanlage aus Bogenlampen ausgestattet, um ausgefallene Radrennen in der Woche nachholen zu können.

Es werde Licht!
An jenemTag nutzten dann auch erstmals die Fußballer diese technische Neuheit für ihr Spiel. "Die aus 34 Lampen bestehende Beleuchtungsanlage, welche das Licht von 51.000 Kerzen erzeugen, wurde umgebaut. Hinter den Toren wurden neue Masten aufgerichtet und mit Lampen versehen. Diese wurden mit Reflektoren ausgestattet, so dass Laufbahn und Spielfeld genügend erhellt werden. Die Zuschauer können sämtliche Vorgänge genau wie am Tage verfolgen, ohne durch grelles Licht, welches durch die Reflektoren abgeblendet ist, gestört zu werden", berichtete HA Sport damals. So begann um 20.05 Uhr vor rund 10.000 Zuschauern das Spiel des Südbezirks mit drei Spielern von 96 (Winkler im Tor, Frahm und H. Hofmann) gegen die türkische Nationalelf, die auf Europatournee unterwegs war. Die Partie endete 2:2 (2:1). Das erste Tor erzielte Mehmed, rechter Flügelstürmer von Galatasaray Istanbul (22.). Er überlistete 96-Keeper Winkler im Nachschuss.

Im Nachbericht verwiesen die Journalisten auf den "glanzvollen Verlauf und der verschwenderischen Fülle künstlichen Lichts, das den Rasen hervorragend erleuchtet. Das Wagnis war groß, aber es gelang und hat vielen Menschen abwechslungsreiche Stunden bereitet". Zudem lobte die Presse die Organisatoren, denn "kaum eine andere Sportbehörde versteht es, so für Sport und Leibesübungen zu werben, wie der Hannoversche Südbezirk und es ist das erste Fußballspiel im Lampenlicht in Deutschland gewesen. Zahlreiche Städte sandten Vertreter, um sich von dem Spiel unter künstlichem Licht ein eigenes Bild zu machen".