17.03.2016 | 11:25 Uhr | Dirk Tietenberg
NP-Interview
Edgar Prib - der 96-Trotzkopf
Gefühlt ist er immer da. Tatsächlich war Edgar Prib (26) in drei 96 Jahren 183 Tage verletzt, davon fast zwei Monate im vergangenen Herbst. Nach vier Spielen auf der Bank ist Prib nun auf dem Sprung zurück in die Startelf.

Edgar Prib, Sie standen nach dem 0:2 gegen Köln auch vorne am Zaun. Wie bedrohlich war das?
Bedrohlich war es nicht. Einige Leute waren halt stinksauer. Das ist ja auch verständlich.

Aber Ihr Trikot mussten Sie nicht ausziehen?
Ich habe davon nichts mitbekommen. Es war eh sehr laut. Unsere Fans waren halt bitter enttäuscht. Wer das nicht verstanden hat, war falsch am Zaun.

Gehört so etwas dazu?
Das gehört genauso dazu wie am Zaun zu stehen und zu feiern.

Sie sind mit Fürth abgestiegen und jetzt mit 96. Was ist denn ähnlich?
Moment mal. Ich bin einmal abgestiegen, nicht zweimal. Für mich ist das noch nicht durch. Da bin ich einer dieser Verrückten.

Was macht Sie verrückt?
Der Fußball ist verrückt. Ein Beispiel: Ich schieße innerhalb einer Woche in Frankfurt vor dem leeren Tor an den Pfosten (0:0 am 12. Dezember 2011) und mache dann das 1:0 gegen Nürnberg und wir sind im Pokal weiter (1:0 am 20. Dezember 2011). Meinen Fauxpas habe ich mir eine Woche lang bei „TV total“ ansehen dürfen. Und dann schieße ich uns ins Viertelfinale. Solche unerklärlichen Dinge können manchmal innerhalb kürzester Zeit passieren.

Ist das auch Trotz?
Ja, auch Trotz. Jeder meint, wir wären eine grottenschlechte Truppe und können keinen Ball annehmen. Und das kotzt mich an. Deswegen wehre ich mich dagegen.

Es fehlt ein bisschen die Fantasie, wie es besser werden könnte.
Ihnen fehlt häufiger die Fantasie (lacht). Ich schenke nichts ab. Dafür bin ich zu ehrgeizig. Ich lasse mir da von keinem was einreden. Ich folge nur unserem Plan.

Sie haben jetzt vier Spiele auf der Bank gesessen, sind auch nicht reingekommen. Warum? Und was macht man dann als Spieler?
Nachdenken. Ich habe versucht, dem Trainer und den anderen Jungs zu zeigen: Hängen lassen ist kein Ausweg. Ich kann nicht sagen, warum ich nicht gespielt habe. Die Leistung war aber überschaubar, das gebe ich zu.

Liegt es an Ihrer Vertragssituation und der von Artur Sobiech, dass man Sie nicht mehr spielen lassen sollte?
Das ist doch Blödsinn. Es wird doch niemand einem Trainer vorschreiben, wer spielt oder wer nicht. Ich habe nur übers Sportliche nachgedacht. Solche Geschichten gibt es immer, wenn es schlecht läuft.

Bleiben Sie, wenn es runtergeht mit 96?
Ich bin hier, um am Samstag zu gewinnen. Klar fühle ich mich hier wohl, deshalb schreibe ich uns auch nicht ab. In Hannover ist Potenzial vorhanden, deshalb bin ich auch aus Fürth hergekommen. Ich habe mir schon was dabei gedacht. Jetzt will ich in Frankfurt gewinnen.

Warum haben Sie so selten gewonnen?
Zum Teil war die Leistung nicht da, zum Teil waren wir verkrampft. Ich persönlich habe bislang eine hässliche Saison hinter mir - ohne Rhythmus.

Wo ist der Edgar Prib, der Schalke im Sommer 2014 fast allein aus dem Stadion geschossen hat?
Der wurde wegen einiger Verletzungen zurückgeworfen und kämpft sich wieder ran.

Sind es zu viele Spieler, die nicht bei 100 Prozent sind?
Es gehört mehr dazu als nur körperliche Fitness. Da fehlt nach Verletzungen auch der Rhythmus, dann fehlt die Abstimmung auf dem Platz. Wenn man nur 90 Prozent zusammenbekommt, reicht es nüchtern betrachtet nicht für die Bundesliga.

Wie schlimm ist das eigentlich für einen Bundesligaprofi in so einer Phase?
Das ist schon schlimm. Man denkt nach, man versucht alles, man sucht Gründe. Es kommt einem so vor, dass nichts funktioniert, egal, was man macht. Im Training kriegen wir das ganz gut hin. Aber am Wochenende fahren wir keine Punkte ein. Man kann nicht alles erklären. Schulle (Christian Schulz) hat es schon tausendmal gesagt: Das ist Kopfsache. Auch wenn man meint, der härteste Hund zu sein. Man denkt drüber nach.


Quelle: www.neuepresse.de