21.03.2016 | 17:54 Uhr | Dirk Tietenberg
Sierra Leone
Wo Hannover 96 noch große Hoffnung macht
„Ein Wahnsinn an Schönheit und Traurigkeit“: Ein Fan hat den 96-Fanclub in Sierra Leone besucht. Und kam schwer beeindruckt zurück.

Bo/Hannover. Sieg oder Niederlage: Was bedeutet das schon in einem Land wie Sierra Leone? Ebola ist besiegt. Aber die Folgen sind verheerend. Über 11 000 Menschen starben an der Epidemie in der Region, 2000 allein in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone. Der 96-Fan Michael Miezal besuchte die Region als Koordinator für die Organisation „Intermission“. Zum Köln-Spiel war Miezal wieder im Stadion, um 96 beim 0:2 zuzusehen. Seine Mission, 96 und Sierra Leone, das hängt für Miezal inzwischen zusammen.

„Ein Wahnsinn an Schönheit und Traurigkeit“, beschreibt Miezal seine Eindrücke. Auf der einen Seite die traumhafte Natur, die Strände Westafrikas, auf der anderen die Schicksale und die Armut der Menschen.

„Vor allem die Treffen mit Ebola-Überlebenden und Opfern waren voll von Tragik und Schmerz“, berichtet er. Was macht den Menschen Hoffnung? Tatsächlich Hannover 96.
96-Fanclub hat 228 Mitglieder

Abu Gbonda gründete und leitete die 96-Fanclubs in Sierra Leone in der 150 000-Einwohner-Stadt Bo und in Freetown (500 000). „Wir sind 228 Mitglieder“, berichtet er stolz. „Und sage bitte den Spielern, dass die Fans hier nicht absteigen wollen. Sie müssen mehr Tore schießen, um jeden Preis.“ Diese Leidenschaft beeindruckt auch Miezal, „dass die Leute zum Teil mehr über die Geschichte von Hannover 96 wissen als ich, und das als gebürtiger Hannoveraner“. Wie die Fan-Club-Mitglieder „hinter Thomas Schaaf und hinter 96 stehen, ist schon cool“, erzählt er. „Schaaf kennt dort jeder.“

Ohne Trainer treffen sich Mitglieder des Clubs auch am Strand von Freetown, um dort Fußball zu spielen. „Unglaublich, wie die da spielen, viele ohne Schuhe, vorher werden die größten Steine weggeräumt und dann geht’s los.“
Einladung von Hannover 96

Miezal sammelte mit Freunden Geld für den Fan-Club in Bo: 696 Euro kamen zusammen. Abu Gbonda bekam von 96 ein original signiertes Trikot der aktuellen Mannschaft und eine besondere Überraschung dazu. Miezal brachte eine offizielle Einladung von Hannover 96 mit. Das war ein Traum von Abu Gbonda gewesen: Eine Reise zum Club seines Herzens. Es besteht seit längerem Kontakt. 96 schickte Bälle und Trikots nach Sierra Leone, die aktive Fanszene sammelte Geld.

Abu Gbonda möchte sich jetzt so schnell wie möglich ein Visum besorgen und nach Hannover kommen. Dabei hat er einiges vor: Er sucht den Kontakt zu 96-Offiziellen. Er plant die Gründung einer Fußball-Akademie in Sierra Leone, die sich an Hannover 96 anschließt. „Viele haben in Sierra Leone den Traum, mal in der Bundesliga zu spielen“, sagt Miezal. Die Mutter von Nationalspieler Antonio Rüdiger (AS Rom) stammt aus Sierra Leone.

Abu Gbonda will vor allem ein Spiel in Hannover besuchen und 96 gewinnen sehen. Nur ein kleiner Sieg, das wird doch wohl zu machen sein.


Quelle: www.neuepresse.de