Hannover: "Zu früh, jetzt Druck zu machen"
Karaman will den Fans Freude bereiten

Am Anfang hatte ihn sicher nicht jeder auf der Rechnung, inzwischen aber ist Hannovers Kenan Karaman kaum mehr aus der Stammelf wegzudenken. Bei 96-Trainer Michael Frontzeck genießt er großes Vertrauen.


Die eigene Leistungskurve steigt nach oben, einen historischen Rekord allerdings kann sich Kenan Karaman seit dem 15. August abschminken. Immerhin - bis dahin war der 21-Jährige in der Geschichte der Bundesliga jener Spieler mit den meisten Einsätzen, ohne dabei ein einziges Mal von Beginn an dabei gewesen zu sein. 16 Einwechslungen hatten für ihn seit seiner Erstliga-Premiere am 2. März 2014 (noch für Hoffenheim, beim 6:2 gegen Wolfsburg) zu Buche gestanden - ehe Michael Frontzeck ihn nun zum Saisonauftakt in Darmstadt (2:2) in die Startelf beförderte.

Das Vertrauen des 96-Trainers hat sich Karaman in der Schlussphase der vergangenen Saison erarbeitet, als er in den entscheidenden Spielen mithalf, die Klasse zu sichern. "Er war da, als wir das Messer am Hals hatten", sagte Frontzeck einmal. Dieses Engagement blieb dem Coach unvergessen. "Ich merke, dass der Trainer auf mich setzt und will der Mannschaft etwas zurückgeben", schildert Karaman seine Motivation, mit der er nun auf die Endphase der Hinrunde blickt: "Wir haben noch vier Spiele, müssen auf jeden Fall noch punkten, wenn wir sorgenfrei in die Winterpause gehen wollen."


Anspannung ist für Karaman fehl am Platze, stattdessen schöpft er Zuversicht aus der Partie am vergangenen Samstag beim unglücklichen 1:2 in Gladbach: "Wir machen uns keinen Druck. Gegen die Borussen haben wir spielerisch unsere beste Leistung geboten, daran müssen wir anknüpfen."

Die bisherige Ausbeute lässt zu wünschen übrig. "Natürlich haben wir uns nicht vorgenommen, mit elf Punkten dazustehen." Dennoch kein Grund zur Panik, findet der türkische U-21-Nationalspieler: "Letzte Saison hatten wir viel mehr Punkte und wissen, wie es ausgegangen ist." In der Tat! Mit 19 Zählern stand Hannover damals nach 13 Spielen auf einem scheinbar sicheren achten Platz, das große Zittern aber setzte nach langer Talfahrt in der zweiten Saisonhälfte ein. "Die letzten Spiele in der Rückrunde waren entscheidende Spiele. Die, die jetzt kommen, sind es noch nicht so."

Er war da, als wir das Messer am Hals hatten.
96-Trainer Michael Frontzeck über Kenan Karaman

Schwierig werde es am Samstag gegen Ingolstadt allemal. "Aufsteiger starten mit einer Euphorie, sie sind motiviert, nun gegen die besten Teams zu spielen. Ingolstadt hat als Aufsteiger gut gepunktet. Das ist eine Mannschaft, die sehr übers Laufen, Kämpfen und übers Herz kommt", so Karaman, der sich nach den schwierigen äußeren Umständen in den letzten Tagen endlich wieder ein Stück Unbeschwertheit wünscht: "Kein leichtes Spiel, aber durch die ganzen Vorfälle in Paris und Hannover sollen die Leute endlich mal wieder ins Stadion kommen und sich freuen können."

Karamans Aussichten auf einen Platz im Team sind dann wieder gut, nach einer Zwangspause und überstandenem Muskelfaserriss kehrte er kürzlich zurück. Spielerisch waren die bisherigen Leistungen ordentlich. Dem Offensivspieler, der auf den Flügeln und auch schon im Zentrum eingesetzt wurde, fehlt allerdings noch die Durchschlagskraft. Nur eine einzige Torbeteiligung (sein Treffer am 6. Spieltag beim 1:3 gegen Stuttgart) ist in seiner Bundesliga-Karrierestatistik zu finden - inklusive seiner eingangs erwähnten Zeit als Rekord-Einwechselspieler.

Apropos: Der Mann, der bisher insgesamt den längsten Anlauf in die Startelf eines Bundesligisten nahm, ist Herthas Valeri Domovchiyski. Er stand am 23. August 2009 erstmals mit Anpfiff auf dem Platz - nach zuvor 31 Einwechslungen am Stück!


Quelle: www.kicker.de