Mehr als die Hälfte der Spieler wäre weg
Hannover: Das passiert bei einem Abstieg

Seit Jahren wird in Hannover gegen Ende einer jeweiligen Saison proklamiert, dass ein großer Umbruch bevorstehe. Finanzielle Einbußen wären diesmal angesichts des sich abzeichnenden Abstiegs ohnehin unabwendbar. Die personellen Umwälzungen aber, die in dem Klub vollzogen werden müssten, stellen alles bisher Geschehene in den Schatten.

1. Finanzen:

Die wichtigste Nachricht kommt aus der Buchhaltung: Hannover 96 ist nach zahlreichen finanziellen Problemen in früheren Zeiten inzwischen so solide aufgestellt, dass ein Abstieg ohne gravierende wirtschaftliche Folgen überstanden werden könnte - zumindest zunächst einmal und unter dem Aspekt, dass der Weg so rasch wie möglich wieder zurück in die 1. Liga führt.

Die sieben Gesellschafter unter dem Dach der "Hannover 96 GmbH & Co KG aA", darunter Klubboss Martin Kind, und ihr zur Verfügung gestelltes Kapital bilden ein wichtiges Rückgrat. Der Etat würde sich in der 2. Liga etwa um die Hälfte reduzieren. Der Zuschauerzuspruch lässt nach im Schnitt rund 42.000 Besuchern in der vorigen Saison bereits jetzt nach und würde sich eine Klasse tiefer wohl bei 30.000 Fans einpendeln.

Neben Sponsoreneinnahmen gingen vor allem auch die Fernsehgelder nach unten, statt bisher rund 35 Millionen gäbe es nur noch rund zwölf Millionen Euro. Der Gesamtetat von derzeit fast 80 Millionen Euro reduziert sich unterm Strich auf maximal 40 Millionen Euro, darin enthalten wären etwa 20 Millionen Euro Kosten für die Lizenzspieler, derzeit sind es noch knapp 40 Millionen.
2. Personal:

Der Personalbestand selbst würde sich massiv verändern. "90 Prozent der Spieler haben Zweitligaverträge. Also müssen wir darüber nicht reden", sagt Geschäftsführer Sport Martin Bader zwar, doch die Fluktuation ist vorgezeichnet - mehr als die Hälfte der jetzigen Akteure dürften den Niedersachsen den Rücken kehren.

Ausschließlich für die 1. Liga ausgefertigte Kontrakte besitzen Hugo Almeida und Manuel Schmiedebach. Ausstiegsklauseln stehen in den Verträgen von Ron-Robert Zieler, Andre Hoffmann und Hiroshi Kiyotake. Das Trio würde sicher gehen, dafür aber wenigstens eine insgesamt knapp zweistellige Millionen-Ablöse in die Kasse spülen.

Die Arbeitsverhältnisse von Leon Andreasen (Karriere wegen Fuß-OP auf der Kippe), Felipe, Ceyhun Gülselam, Hiroki Sakai und Christian Schulz enden im Juni, bei Allan Saint-Maximin, der Monaco gehört, bestünde nur bei einem Klassenerhalt die Option, das jetzige Leihgeschäft zu verlängern.

Offen, was mit den derzeit verliehenen Spielern passiert. Marcelo (hier verfügt Besiktas Istanbul über eine Kaufoption) und Mevlut Erdinc (Guingamp) besitzen in Hannover noch Verträge bis 2018 - eine Rückkehr allerdings ist kaum vorstellbar. Anders die Konstellation bei den Eigengewächsen Mike-Steven Bähre (zurzeit Hallescher FC) und Niklas Teichgräber (VfV Hildesheim), die nach dem Ende ihrer Ausleihen potenzielle Bausteine einer neuen 96-Mannschaft sein könnten.


Quelle: www.kicker.de