09.10.2015 | 18:04 Uhr
NP Interview
Martin Bader: "Wir sind auf Spannung"
Seit einer Woche arbeitet Martin Bader für 96 – und wird gleich gefordert. Die Mannschaft steht auf einem Abstiegsplatz, zudem sucht er einen Sportdirektor. Im NP-Interview äußert er sich zur aktuellen Lage, seiner Zeit in Nürnberg und dem Verhältnis zu Martin Kind.

Herr Bader, Sie sind jetzt seit einer Woche bei 96. Haben Sie es schon bereut, den Job übernommen zu haben?

Nein, ich konnte mich einarbeiten und habe mich schon in den Wochen davor mit Martin Kind ausgetauscht. Insofern war klar, dass es eine spannende Geschichte wird und auch viel zu tun ist. Ansonsten bräuchte man mich ja auch nicht.

Zur sportlichen Lage. Unterscheidet sich das Bild, das Sie von außen von der Mannschaft hatten, von dem, das Sie in der Innenansicht gewonnen haben?

Ich bin erst eine Woche hier und habe einen engen Austausch mit Michael Frontzeck. Er strahlt eine Gelassenheit und Zuversicht aus, hat einen guten Draht zur Mannschaft, und nicht zuletzt die vier Punkte aus den vergangenen zwei Spielen stimmen mich zuversichtlich. Dass man sich dem Blick auf die Tabelle nicht verschließen kann, ist klar. Wir stehen mit fünf Punkten auf Platz 17. Aber es wäre fatal, wenn ich mich jetzt als Oberlehrer hinstelle und diese oder jene Entscheidung kritisieren würde. Vom Grundsatz habe ich in den letzten Tagen das Gefühl bekommen, dass Michael Frontzeck als Cheftrainer weiß, was er tut. Die Mannschaft hat einen Weg gefunden, sich in ein Spiel reinzuarbeiten, sie setzt um, was er von ihr will. Vier Punkte gegen Wolfsburg und Bremen hätte ihr nach dem Stuttgart-Spiel kaum einer zugetraut.

Was sind Leitlinien Ihrer Arbeit?
Ich bin es gewohnt, mit flachen Hierarchien zu arbeiten, und ich bin Fan einer gut aufgestellten Scouting-Abteilung. Wir konnten in Nürnberg keine fertigen Spieler kaufen, sondern mussten den Gündogan als 18-Jährigen und den Drmic aus der Schweiz und den Wollscheid aus der dritten Liga holen. Aber es wäre doch fatal zu sagen, ich übernehme die Dinge hier eins zu eins. In Hannover hat vieles eine ganz andere Substanz, ein ganz anderes Niveau.

Für was steht denn für Sie 96?
96 steht für vieles. 96 steht für Bundesliga. Und zwar seit 14 Jahren, das ist ein großes Pfund. 96 steht mit der HDI-Arena für ein tolles Stadion, für ein Nachwuchsleistungszentrum, das entsteht, für Breitensport, für einen Zuschauerzuspruch von deutlich über 40 000. Alle Jugendmannschaften spielen in der idealen Liga. Aus der Ferne betrachtet ist das schon eine Schärfe. Vieles funktioniert sehr gut, aber vielleicht kann man an der einen oder anderen Stellschraube drehen. Zum Beispiel die Durchlässigkeit vom Nachwuchs zu den Profis verbessern, das ist ein Steckenpferd von mir. 96 hat noch nicht seine Grenzen erreicht. Aber ich kann nicht sagen, ich bringe jetzt aus Nürnberg den Zauberstab mit. Das wäre anmaßend.


Quelle: www.neuepresse.de