11.03.2016 | 07:40 Uhr | Dirk Tietenberg
Hannover
Kriegt Schaaf 96 in den Griff?
Seine Wortwahl wird deutlicher. Thomas Schaaf spricht nach sieben Niederlagen in acht Spielen hochdeutsch bei 96. „Wir müssen den Arsch rumkriegen“, sagte er gestern. 96 muss morgen gegen Köln den Allerwertesten möglichst hochkriegen, um nach dem 4:0 am 14. Spieltag gegen Ingolstadt zu Hause endlich wieder zu gewinnen. Packt er die Mannschaft vor der „allerletzten Chance“ (Jörg Schmadtke) gegen die Kölner und bekommt er Ordnung ins Chaos? Wir fassen den aktuellen 96-Zustand zusammen.

Hannover. Vertragsloch. Obwohl der Abstieg in die zweite Liga wohl feststeht und jetzt auch 96-Chef Martin Kind Druck für eine Trainer-Entscheidung noch im März macht, bekennt sich Thomas Schaaf nicht zu 96. Sein Vertrag gilt für die erste Liga. Aber wie und mit welchen Spielern soll 96 für die zweite Liga planen, wenn nicht feststeht, wer Trainer sein soll? Die NP fragte ihn: Kann er die Kritik daran nachvollziehen? „Das kann ich verstehen. Aber die Aktualität ist mir wichtiger. Wenn wir uns für die erste Liga qualifizieren, dann läuft der Vertrag weiter.“

Startelfchaos: In acht Spielen tauschte Schaaf in drei verschiedenen Systemen mehrfach die Startelf durch. Die Mannschaft hat keinen Anhaltspunkt, wie es vorangeht. Auch nach dem Sieg in Stuttgart fand 96 den Hebel nicht. Eine Auswechslung (Andre Hoffmann raus, Adam Szalai rein) brachte das Gebilde gegen Wolfsburg zum Einsturz. „Wir springen hin und her“, gibt Schaaf zu. Zum Köln-Spiel ist Hugo Almeida zurück (siehe Text unten). Und schon ist 96 beim nächsten Thema.

Einstellungssache: Almeida hat 96 mit seinem Ellbogencheck gegen Augsburg geschadet: Ausgerechnet dem hellsten Stürmerlicht brannten die Sicherungen durch. Für die Drei-Spiele-Sperre bezahlte Almeida eine interne Strafe von 5000 Euro. Schaaf versucht die Spieler mit Härte zu packen. Nach dem 1:4 in Bremen strich er den freien Tag. „Wer mich kennt, weiß, dass ich andere Möglichkeiten habe zum Kommunizieren“, sagte Schaaf, „wobei man sich fragen muss, ob das noch Kommunikation ist.“

Frustfalle: So wie Schaaf Spieler wechselte, tappte 96 in eine Frustfalle. Neu ist das Gerücht, dass Manuel Schmiedebach, Edgar Prib und Artur Sobiech nicht mehr für 96 spielen sollen - quasi als Direktive aus dem Büro von Martin Bader. „Das ist doch unlogisch“, dementiert Bader, „wir haben den Spielern gesagt, dass sie Verträge für die zweite Liga haben und dort auch auflaufen dürfen. Wollen sie ihr Gehalt für die erste Liga behalten, dann sollen sie Gas geben.“ Schmiedebach hat keinen Zweitligavertrag. Fest steht: Sobiech war nicht im Kader, obwohl 96 keinen anderen Stürmer hatte. Prib (seit drei Spielen) und Schmiedebach (seit fünf Spielen) sitzen nur der Bank.

Sprachenwirrwarr: Schaaf spricht Deutsch. Japaner, Senegalese, Chilene, Schwede, Däne, Norweger - zu viele verstehen Schaaf nicht. Auch Oliver Sorg sagte der NP, dass es „auf dem Platz mit der Kommunikation ein bisschen schwierig“ ist. Dazu fehlt Lautsprecher Leon Andreasen als Leadertyp. Bei der internen Mannschaftsaussprache nach dem Bremen-Desaster erhoben Kapitän Christian Schulz und Andre Hoffmann ihre Stimmen. Es wird nicht jeder verstanden haben, worum es dabei ging.


Quelle: www.neuepresse.de