Christian Schulz im Interview | „Die Lage ist prekär“



Achtung, hier spricht der Kapitän.

Das Über-den-Wolken-Interview mit Christian Schulz (32).

BILD: Herr Schulz, mit welchem Gefühl sind Sie in die Türkei gereist?

Schulz: „Es herrscht eine gewisse Alarmstimmung. Wir haben zum ersten Mal auf einem Abstiegsplatz überwintert. Die Weihnachtszeit war ein bisschen anders als sonst, es ist eine schwierige Situation.“

BILD: Interview in 10 000 Meter Höhe – wie hoch geht’s für 96 in der Rückrunde?

Schulz: „Es geht nur darum, die Klasse zu halten. Über etwas anderes sollten wir nicht reden. Wir müssen noch zwei Teams überholen, haben dafür noch 17 Spiele Zeit. Oder anders gesagt: NUR noch 17 Spiele.“

BILD: Ihre schwierigste Phase in neun Jahren 96?

Schulz: „Die Lage ist prekär, ja. Aber wir haben nicht ein Abstiegs-Endspiel wie schon oft, sondern 17. Das müssen wir nutzen.“

BILD: Mit einem Trainer, der Sie vor 13 Jahren zum Bundesliga-Profi machte...

Schulz: „Unter Thomas Schaaf habe ich 2002 mein erstes Profi-Trainingslager mitgemacht, im Sommer auf Norderney – es war sehr hart (lacht). Ich freue mich, dass Thomas jetzt wieder mein Trainer ist.“

BILD: Schafft er die Rettung?

Schulz: „Eine Garantie gibt es nicht, aber er weiß, worauf es ankommt. Er weiß, wie er es angehen muss, das merkt man in den ersten Tagen schon deutlich.“

BILD: Wie denn?

Schulz: „Thomas verlangt flüssigen Fußball mit einem vernünftigen Spielaufbau. Das Spiel soll nicht so abgehackt sein.“

BILD: Schaaf redet viel mit Ihnen. Worüber?

Schulz: „Gerade in den ersten Tagen ist es wichtig, sich auszutauschen. Es ist natürlich eine gewisse Vertrautheit da. Ich weiß, was er fordert, was er will.“

BILD: Was denn?

Schulz: „Man hat schon in den ersten Tagen im Training deutlich gesehen, dass er viel unterbricht und korrigiert. Das ist wichtig für uns Spieler, damit jeder weiß, was er zu tun hat.“

BILD: Michael Frontzeck hat das nicht so getan. Ist für die Mannschaft mit seinem Rücktritt ein Alibi weg?

Schulz: „Ach, jeder Spieler muss sich nach dieser Hinrunde an die eigene Nase fassen. Es musste eine Entscheidung getroffen werden, die unangenehm ist. Aber es geht um den Verein! Wenn es ein Alibi gab, dann ist es jetzt auf alle Fälle weg.“

BILD: Platz 17 – und das in Ihrer ersten Saison als Kapitän. Welche Fehler haben Sie gemacht?

Schulz: „Ich habe mir das auch anders vorgestellt, klar. Der Zusammenhalt ist eigentlich gut, aber einige Mechanismen haben nicht gegriffen. Wir hatten im Sommer einen Umbruch, müssen den Karren jetzt zusammen wieder aus dem Dreck ziehen.“

BILD: Sie sind seit August Papa. Wie sehr können Kinderaugen Niederlagen-Frust weglächeln?

Schulz: „Das Lachen von unserer Alina lenkt ab, das ist keine Frage. Auch schlimmste Niederlagen kann man so für einen Moment ausblenden und vergessen.“


Quelle: www.bild.de