Trotz vier Hannover-Pleiten in Folgen | Darum fliegt Frontzeck noch nicht

Für Hannover-Trainer Michael Frontzeck (51) wird es langsam eng. Das weiß er selbst: „Wenn man ein paar Spiele verliert, wird doch immer über den Trainer diskutiert.“ Das 0:2 in Augsburg war die vierte Pleite in Folge.

Diese Woche hat Frontzeck aber nichts zu befürchten, weil Boss Martin Kind (71) noch Geschäftsführer und Sportdirektor sucht. Mit Top-Kandidat Martin Bader (47) soll es diese Woche eine Einigung geben. Als neuer Sportdirektor sind Werders Rouven Schröder (39) und Oliver Kreuzer (49) heiße Kandidaten.

In der Tabelle sind nur die Null-Punkte-Klubs Stuttgart und Gladbach noch schlechter als Hannover 96. Aber auch nur noch da!

Stuttgart spielt trotz fünf Niederlagen zumindest offensiv gut, hatte beim 0:1 gegen Schalke 26 Torschüsse. Champions-League-Klub Gladbach hat fünf Mal verloren, keinen Trainer, aber zumindest enormes Potenzial.

Torchancen? Potenzial? Beides ist bei den Roten noch nicht zu erkennen! 96 ist aktuell die schlechteste Truppe der Liga.

ALARMSTUFE ROT!

Der sportliche Sturzflug hält seit neun Monaten an. Hannover 96 ist Deutschlands schlechteste Profi-Mannschaft 2015. Das ist mal Fakt!

Die Grusel-Bilanz in Zahlen: 22 Bundesligaspiele, nur zwei Siege, erbärmliche 14 Punkte – von 66 möglichen! Dazu 23:42 Tore.

DAS IST EINE KRISE!

Führungs-Krise? JA! Dirk Dufner, ein Manager auf Abruf, plante die Saison, zimmerte eine neue Mannschaft – und ist schon seit drei Wochen weg.

Trainer-Krise? JA! Michael Frontzeck, der Retter, bekam seine Vertragsverlängerung im Sommer nur zögerlich – und steht jetzt völlig alleingelassen da.

Qualitäts-Krise? JA! Eine schlechte Mannschaft hat ihre Besten (Stindl, Joselu, Briand, Bittencourt) verloren und der Ersatz (Erdinç, Benschop, Bech, Klaus, Sorg) floppte bisher – höflich ausgedrückt.

Ein Sieg morgen gegen Stuttgart – und der ganz große Druck ist (vorerst) raus. Aber wer kann daran glauben?

Brennpunkt Trainer: Frontzeck unter Druck, jetzt schon drei Endspiele?

Frontzeck unter Druck. Hat er jetzt schon drei Endspiele? Morgen gegen Stuttgart, Samstag in Wolfsburg und gegen Bremen (3.10.) müssen endlich Punkte her.

Boss Martin Kind sagte schon vorm Augsburg-Spiel in „Bild am Sonntag“: „Herr Frontzeck hat mein Vertrauen. Aber Fußball ist Ergebnissport. Nur verlieren – das kann man nicht...“

Drei Monate nach der Last-Minute-Rettung ist von der Euphorie und dem Optimismus nichts mehr übrig. Der Auftritt in Augsburg war fürchterlich...

Einen Platz im gesicherten Mittelfeld hatte Frontzeck als Saisonziel ausgegeben. Doch nach dem Fehlstart sieht es nach Abstiegskampf bis zum Schluss aus.

Die neu zusammengestellte Mannschaft (zehn Abgänge, sieben Neue) hat noch nicht zueinandergefunden. Frontzeck ist weiter auf der Suche nach einem System, das passt und Erfolg verspricht.

In der Vorbereitung spielte 96 meistens im 4-2-3-1-System. Zuletzt stellte Frontzeck auf ein 4-1-4-1 um – klappte gegen Dortmund ordentlich, in Augsburg gar nicht.

Nach dem Abgang von Manager Dirk Dufner steht der Trainer ziemlich allein da. Außer den unerfahrenen Co-Trainern Jan-Moritz Lichte und Christoph Dabrowski hat er kaum kompetente Ansprechpartner, wenn es um Taktik und Aufstellung geht.

Frontzeck unter Druck – diese Woche hat er aber wohl nichts zu befürchten, weil Boss Martin Kind noch Geschäftsführer und Sportdirektor sucht.

Brennpunkt Manager: Bader im Anflug, Gespräch noch in dieser Woche

Spielen die Roten besser, wenn die beiden Manager-Posten (Geschäftsführer und Sportdirektor) besetzt sind? Wohl kaum...

Trotzdem: Die Personalien sind extrem wichtig! Dass die Mannschaft im Winter dringend Verstärkungen braucht, ist offenkundig.

Brennpunkt Manager.

Martin Bader (47) ist der Top-Favorit auf den Geschäftsführer-Posten. In acht Tagen endet sein Vertrag in Nürnberg. Zu Boss Martin Kind (71) gab es bereits telefonischen Kontakt. Noch in dieser Woche soll weiterverhandelt werden, bestätigte Kind gegenüber dem „kicker“: „Ja, ich spreche mit Martin Bader.“ Schnelle Einigung sehr wahrscheinlich!

Eine Falschmeldung ist, dass Martin Bader bereits beim 96-Spiel in Augsburg auf der Tribüne war. Und seinen angeblichen Sportdirektor-Favoriten, Nürnberg-Chefscout Christian Möckel (42), hatte er logischerweise auch nicht dabei...

Nach BILD-Informationen ist Möckel kein Thema – im Gegensatz zu Rouven Schröder (39). Der hat bei Werder (Direktor Profi-Fußball) und Fürth (Koordinator Lizenzbereich) bereits Manager-Erfahrung gesammelt – und war in Nürnberg vor vier Jahren Scout bei Bader...

Auch Oliver Kreuzer (49) bleibt weiter Kandidat. Er verfügt über große Erfahrung bei Basel, Salzburg, Graz, Karlsruhe und zuletzt HSV – und er ist sofort frei.

Wie wichtig schnelle (und gute) Manager-Lösungen sind, zeigte das Augsburg-Spiel. Da machte Hannover 96 einen „Tages-Ausflug“, die Profis mussten um 6 Uhr morgens aufstehen. Das sollte geheim bleiben. Warum nur, wenn doch alles genau so geplant war...?

Brennpunkt Mannschaft: Prib schwer verletzt, keine Begnadigung für Bech

Auch das noch... Gestern doppelte Schock-Diagnose für die Roten. Edgar Prib (25) hat sich in Augsburg einen Teilabriss der vorderen Syndesmose im linken Sprunggelenk zugezogen – 3 Monate Pause!

Bei Stürmer Charlie Benschop (26) passierte es im Training. Muskelfaserriss im linken Oberschenkel – 3 Wochen Pause.

Als wenn 96 nicht schon genug Probleme hätte.

Brennpunkt Mannschaft.

► Mit der Disziplin zum Beispiel. Bei Uffe Bech griff Trainer Michael Frontzeck knallhart durch. Bech war am 12. September trotz Krankmeldung abends in der Stadt unterwegs. Frontzeck feuerte ihn aus dem Profi-Team, schickte ihn für drei Wochen zu den Amateuren.

Die erste Woche ist rum. Kommt eine vorzeitige Begnadigung infrage? Frontzeck zu BILD: „Nein, auf keinen Fall.“

Daran wird auch die schwere Prib-Verletzung nichts ändern...

Doch warum spielen die Roten – bis auf das Heimspiel gegen Dortmund – meistens Grütze?

Klar, der Umbruch ist groß. Aber: In den letzten beiden Partien stand von den Neuen nur Oliver Sorg in der Startelf.

Trotzdem muss auch Frontzeck zugeben: „Es rumpelt noch im Moment.“

Leistungsträger wie Salif Sané oder Marcelo laufen ihrer Normalform meilenweit hinterher. Dazu kommen die schlimmen individuellen Patzer. Frontzeck: „Das zieht sich durch mit den individuellen Fehlern. Wir machen sie zu häufig.“

Am 1. Spieltag in Darmstadt (2:2) leistete sich Miiko Albornoz einen Mega-Bock, in Mainz (0:3) hatte Marcelo Aussetzer. Felipe verschuldetet gegen Dortmund (2:4) zwei Elfer, machte ein Eigentor. In Augsburg (0:2) patzten Prib und Marcelo.

Quelle: www.bild.de