Hannover 96 Kind will bis Oktober Geschäftsführer finden

Das Ziel ist anspruchsvoll, selbst für einen wie Martin Kind, dessen Arbeitstag früh anfängt. Im Oktober, am besten schon in zwei Wochen, will der Clubchef von Hannover 96 einen neuen Geschäftsführer präsentieren. Dieser soll ihm dann bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor helfen.

Hannover. Mit maximal fünf Kandidaten will Kind sprechen, einer soll es am Ende werden – und dieser soll dann gemeinsam mit dem 96-Chef einen neuen Sportdirektor aussuchen, getreu dem Motto: Doppelt hält besser.
Laut der „Bild“-Zeitung hat Kind bereits mit Martin Bader gesprochen, und zwar vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund (2:4). Bader scheidet als Sportvorstand beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg am Ende des Monats aus und wird als aussichtsreichster Kandidat für den Geschäftsführerposten bei 96 gehandelt. Kind allerdings bestreitet, dass er in den vergangenen Tagen Kontakt mit Bader hatte. Nach HAZ-Informationen ist das glaubwürdig, Bader soll sich nämlich auf einer Hochzeitsreise befinden.

Vor ein paar Wochen hatte Bader im Nürnberger Umfeld verlauten lassen, dass der Managerposten bei 96 nichts für ihn sei. Für den Geschäftsführerposten – und damit quasi für die Kind-Nachfolge – sieht das anders aus. Bader hält viel von Kind. Umgekehrt passt der 47-Jährige genau in das Profil des 96-Chefs, der für den Geschäftsführerposten mehr als nur sportliche Kompetenz verlangt: Bader hat an der Universität Bayreuth ein Studium der Sportökonomie mit Diplom abgeschlossen.
Kind hatte vor ein paar Tagen betont, dass der neue Geschäftsführer Kenntnisse im Vertragsmanagement haben müsse, „das wird immer komplexer“. Das könnte ein Hinweis auf Jochen Schneider sein, der beim VfB Stuttgart im Sommer als Sportdirektor freiwillig ausgeschieden ist. Der studierte Betriebswirt hat sich beim VfB als Fachmann für Vertragsdetails einen Namen gemacht.

In Hannovers Sportkreisen wurde in den vergangenen Wochen auch ein anderer Name diskutiert, der erst einmal überrascht: Benjamin Chatton macht als Geschäftsführer beim Handball-Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf einen erstklassigen Job. „Er wäre auch einer für die ,Roten’“, sagt ein führender hannoverscher Unternehmer, der nicht genannt werden will. Dass sportliche Seitenwechsel erfolgreich verlaufen können, beweist das Beispiel von Werder Bremen. Geschäftsführer Thomas
Eichin war vom Eishockey-DEL-Club Kölner Haie an die Weser gewechselt.

Beim Sportdirektorposten erwartet Kind einen gut vernetzten Experten für interessante Profis. Für diesen Managerjob wird seit Wochen Oliver Kreuzer gehandelt, dessen Arbeit beim Hamburger SV allerdings nicht unbedingt eine gute Referenz ist. Kreuzers Berater Harun Arslan (weitere Klienten: Joachim Löw, Mirko Slomka) kommt aus Hannover. Arslan berät mit Christian Schulz, Kenan Karaman und Tim Dierßen auch drei 96-Spieler sowie Nachwuchstrainer Steven Cherundolo. Im Umfeld von 96 wird ein möglicher Manager Kreuzer auch deshalb mit Argwohn betrachtet.

Martin Bader

Sein Name fällt zuerst, wenn es um den neuen Posten des sportlichen Geschäftsführers bei 96 geht. Der 47-jährige Martin Bader scheidet Ende des Monats als Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg aus, für den er elf Jahre lang tätig war. Bader hatte die Franken jahrelang mit guten Transfers in der 1. Liga gehalten. Doch nach dem Abstieg 2014 hatte er kein glückliches Händchen mehr. Bader hatten den sofortigen Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben, doch der Kader besaß dafür zu wenig Qualität. In einigen Clubgremien wurde Bader zudem vorgeworfen, zu eng mit der
Ultraszene verbandelt zu sein.

Oliver Kreuzer

„Natürlich ist Hannover 96 immer interessant.“ Das sagt Oliver Kreuzer, dessen Name sehr häufig fällt, wenn es um den neuen Managerposten bei den „Roten“ geht. Kreuzer war im Oktober 2014 beim Hamburger SV nach nur einem Jahr fristlos entlassen worden – wegen „wiederholter Verstöße gegen ihm obliegende Loyalitätspflichten“. Später nahm der HSV die Vorwürfe zurück und zahlte Kreuzer
800 000 Euro Abfindung. Kreuzer hatte sich wiederholt mit HSV-Investor Klaus-Michael Kühne angelegt, der ihn als „Drittliga-Manager“ bezeichnet hatte.


Quelle: www.haz.de