Nach Terrorwarnung "Aktionismus und Hektik bringen jetzt nichts"

Unter dem Eindruck der Terror-Angst forderte Präsident Martin Kind von Hannover 96 ein einheitliches Konzept für alle Bundesliga-Vereine unter Federführung der Deutschen Fußball Liga (DFL). „Das wird den Fußball verändern und stellt uns vor eine neue Herausforderung“, sagte Kind am Mittwoch.

Hannover. Martin Kind hat am Tag nach der Absage des Fußball-Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft in Hannover das Sicherheitsthema als "besondere Herausforderung" für die Fußball-Bundesligisten und alle Veranstalter von sportlichen Großereignissen bezeichnet, gleichzeitig aber eine "Diskussion mit Vernunft" gefordert. Der Clubchef von Hannover 96 sagte der HAZ: "Aktionismus und Hektik bringen jetzt nichts. Wichtig sind genaue Informationen und eine präzise Analyse. Wenn es ein Gefährdungsszenario gibt, dann werden wir über alle Maßnahmen nachdenken und diskutieren müssen, auch zum Beispiel über Körperscanner wie am Flughafen."

Das alles könnte die "Kultur des Fußballs verändern", so Kind. 96 werde "nichts allein machen", sondern "nur im Kontext mit der Deutschen Fußball-Liga". Die 96-Verantwortlichen wollen am Freitag die Lage beraten, das nächste Heimspiel findet am 28. November gegen den TSV Ingolstadt statt. Auf länger dauernde Einlasskontrollen werden sich die Zuschauer in der HDI-Arena einrichten müssen.

Der Schock von Hannover zwingt den deutschen Fußball zum Nachdenken über seine Sicherheitskonzepte. „Für den Fußball in Deutschland gilt das gleiche wie für alle anderen Großveranstaltungen in Deutschland auch. Wir müssen uns unter diesem Aspekt entsprechend aufstellen, wir müssen uns bewusst sein, dass Gefährdungslagen bestehen“, sagte DFB-Interimschef Rainer Koch nach der Absage des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande wegen einer Terror-Warnung am Dienstagabend.

Ligapräsident Reinhard Rauball, der gemeinsam mit Koch derzeit den Deutschen Fußball-Bund führt, versicherte jedoch, dass die Bundesliga am Wochenende wie geplant spielen werde. „Der Spieltag wird stattfinden“, sagte Rauball, der auch Präsident von Borussia Dortmund ist. Der BVB soll am Freitag den 13. Spieltag mit der Partie beim Hamburger SV eröffnen. Der HSV will die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen. Ähnliches kündigte Hertha BSC für die Partie gegen 1899 Hoffenheim im Berliner Olympiastadion am Sonntag an.

Offen ist, ob am Wochenende auch alle deutschen Nationalspieler nach den dramatischen Erlebnissen der vergangenen Tage schon wieder in den Liga-Alltag zurückkehren. „Alle Spieler sind - größtenteils bereits gestern Abend - abgereist und wohlbehalten zu Hause angekommen“, teilte das DFB-Team am Mittwochmorgen mit.

Am Dienstagabend war der Bus mit der Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw auf der Anfahrt zum Stadion von der Polizei gestoppt worden, das Team wurde in Sicherheit gebracht. Es war bereits der zweite Schreckenstag für die Weltmeister, die auch die Anschläge von Paris am Rande des Länderspiels im Stade de France miterlebt hatten.

Unter dem Eindruck der Terror-Angst forderte Präsident Martin Kind von Hannover 96 ein einheitliches Konzept für alle Bundesliga-Vereine unter Federführung der Deutschen Fußball Liga (DFL). „Das wird den Fußball verändern und stellt uns vor eine neue Herausforderung“, sagte Kind der Deutschen Presse-Agentur. Das Vormittagstraining des 96-Teams am Mittwoch wurde nach den Ereignissen vom Vorabend abgesagt, die Einheit am Nachmittag sollte aber stattfinden.

Auch die Ausrichter anderer Sport-Großveranstaltungen kündigten eine Prüfung ihrer Sicherheitskonzepte an, wollen an den Events aber festhalten. Die Box-Weltmeisterschaft von WBO-Champion Arthur Abraham gegen den Briten Martin Murray am Samstag in Hannover soll ebenso weiter ausgetragen werden wie Deutschlands größtes Hallen-Reitturnier in Stuttgart, zu dem am Wochenende 50 000 Zuschauer erwartet werden.


Quelle: www.haz.de