01.07.2016 | 13:01 Uhr | Dirk Tietenberg
96-TRAININGSLAGER
Hannover 96: Pfadfinder-Abenteuer in Bad Lauterberg
96-Trainer Daniel Stendel schickte seine Mannschaft am Freitag auf den höchsten Berg Norddeutschlands. 96 fuhr mit Mountainbikes auf den Gipfel des Brockens. Auch ansonsten fördert Stendel den Teamgeist mit Musik-Training und klaren Ansagen. Sein Motto: Wer an die Spitze will, muss darum kämpfen.
BAD LAUTERBERG. Es wurde viel gefallen und geflucht am Donnerstag im 96-Training. Erschöpfung hier, Frust dort. Salif Sané trat in einer Szene vor Wut gegen einen Gymnastikball. Das orangefarbene Gummiding flog 20 Meter weit Richtung Parkplatz der Anlage in Barbis. Normale Folgen eines harten Zweikampftrainings, da gelingt nicht immer alles. Aber Daniel Stendel gefiel das überhaupt nicht.

Der 96-Trainer rief seine Spieler nach der Übungseinheit zusammen und redete auf sie ein. Er warnte vor verschluderten Zweikämpfen. Denn Kaiserslautern, sagte er sinngemäß, würde nur auf diese 96-Schwäche warten und sich darüber freuen.

Lautern wird am Betzenberg Auftaktgegner für 96 –
am 5. August, 20.30 Uhr. Stendel malt den roten Teufel schon an die Wand. „Der Kernpunkt ist, dass wir wissen müssen, dass wir von der Qualität schon zu den stärksten Mannschaften gehören werden. Aber das allein wird nicht ausreichen“, erklärte Stendel später.

Der Trainer spricht damit auf den Charakter der zukünftigen 96-Mannschaft an. Er schleift an Kanten, schraubt Teile zusammen, drückt Knöpfe und versucht, seine 26 Spieler zu etwas wie einer Einheit zu formen. Einer Form, die 96 in der vergangenen Saison nie fand, bis der Abstieg feststand und Stendel als Trainer übernahm.

Mit der Radtour auf den Brocken schärfte Stendel in Bad Lauterberg den Gemeinschaftssinn.

Die Aufgabe im Training: auch nach Fouls weiterspielen, wenn niemand abpfeift. „Ich will, dass sich die Spieler auch aufrappeln und sagen: Weiter gehts! Sie sollen dagegenhalten, das wollen wir vermitteln. Wenn der Schiri pfeift, können wir Stopp machen, ansonsten geht es immer weiter“, erklärte er.

Innerhalb kurzer Zeit hatte er als unerfahrener Profi-Trainer in der Bundesliga aus einer Chaostruppe noch eine Mannschaft geformt, die zumindest die Fans versöhnte. Der Klassenerhalt war nicht mehr zu schaffen. Jetzt arbeitet Stendel auf viele Ziele hin. Sein erstes: ein Sieg in der Pfalz. „Betzenberg, Flutlicht, das weckt Erinnerungen an gute alte Zeiten“, sagt er. Wenn 96 zum Saisonauftakt ein Sieg gelingen sollte, dann wurde die Basis dafür im Trainingslager geschaffen, am Kurort im Harz, in Bad Lautern-Berg.

Stendel über...
… Noah Sarenren-Bazee:
Noah und Mike Bähre werden bald ins Mannschaftstraining integriert. Noah soll am Samstag einsteigen – und wenn nicht, dann nächste Woche. Wir haben ja noch Zeit. Er hat keine Beschwerden mehr, aber wir wollen da nicht von null auf 100 gehen.

… Andre Hoffmann:
Wir haben uns ausgetauscht, wie der Stand der Dinge ist. Aus unserer und aus seiner Sicht. Er ist sehr motiviert. Ich weiß, dass er nicht trainieren kann, er war letzte Woche beim Arzt. Die Situation hat sich nicht so verändert, dass er am Mannschaftstraining teilnehmen könnte.

… Salif Sané:
Die letzte Woche war sehr positiv von der Bereitschaft und der Leistung. Ich gehe fest davon aus, dass das so bleibt.

… den Saisonstart in Kaiserslautern:
Ich finde es positiv, dass wir die Serie starten. Das ist auch eine Wertschätzung, man sieht, was von uns erwartet wird. Betzenberg, Freitagabend. Was gibts Schöneres zum Start?

… sein Trainingslager als Spieler in Bad Lauterberg 2004:
Ich konnte mich an das Hotel erinnern und an den Platz. Und daran, dass um die Ecke die Eisdiele ist.


Quelle: www.neuepresse.de