28.06.2016 / Interviews

"NOCH ENGER ZUSAMMENRÜCKEN"

Sommerpause in den Bundesligen – die Europameisterschaft ballert sich so langsam warm. Während in Frankreich und auf dem ganzen Kontinent gefeiert, getanzt und gejubelt wird – einige wenige Länder mal ausgenommen – ist es im Vereins-Fußball-Deutschland gerade verdächtig ruhig. Also müssen die Löcher verständlicherweise gestopft werden. Vor allem mit Transfer-Spekulationen, Saisonzielen und der Vorbereitung. Für das Team von hannover96.de Grund genug, einmal bei 96-Geschäftsführer Sport, Martin Bader (48), nachzufragen. Wir sprachen mit ihm über potenzielle Abgänge, die neue Zweitliga-Saison, aber auch über den Zusammenschluss von Mannschaft und Fans.


Herr Bader, zum Trainingsauftakt und zum anschließenden gemeinsamen Public Viewing kamen 3.000 Menschen in die HDI Arena. Haben Sie nach dem Abstieg mit einem derartigen Zuspruch gerechnet? Wie ist Ihr Resümee nach den ersten Trainingstagen?

Martin Bader: "Es ist mit Sicherheit keine Selbstverständlichkeit, dass so viele Leute gekommen sind. Der Zuspruch und die Euphorie nach dem Abstieg sind schon außergewöhnlich. Aber wir wissen auch, welche Verantwortung wir gegenüber unseren Fans haben. Wir alle haben den großen Wunsch, nach einer Saison sofort wieder auf die Bühne der 1. Bundesliga zurückzukehren. Die ersten Trainingstage sind gut verlaufen. Unser Trainer hat fast alle Spieler zur Verfügung. Wichtig ist jetzt, dass wir intern einen engen Zusammenhalt aufbauen. Das ist Daniel Stendel besonders wichtig. Und das lebt er auch vor. Aber auch nach außen wollen wir noch enger zusammenrücken. Gemeinsam mit unseren Fans und Zuschauern. Der Trainingsauftakt hat gezeigt, dass die Resonanz großartig war und dass die Menschen in Hannover der Mannschaft eine große Unterstützung entgegenbringen."

Woher stammt dieses neu entstandene Wir-Gefühl?

Bader: "Für die aktuell bei Hannover 96 arbeitenden Personen und die Mannschaft ist es eine Selbstverständlichkeit, eine Nähe zu den Fans zuzulassen. Das darf und wird aber keine einmalige Aktion beim ersten Training sein. Ein entscheidender Faktor ist hierbei auch unser Trainer. Ihm ist es ein Bedürfnis, diese Nähe zu leben. Hierfür bietet sich auch der 31. Juli hervorragend an. Bei der offiziellen Saisoneröffnung in der und um die HDI Arena wird sich das Team auch wieder unter die Fans mischen und jeder bekommt im Rahmen einer großen Autogrammstunde die Möglichkeit, mit den Spielern in Kontakt zu treten."

Sie haben Daniel Stendel angesprochen. Was zeichnet ihn eigentlich aus?

Bader: "Daniel verkörpert das, was aus unserer Sicht erfolgversprechend für diesen Verein sein wird. Er ist absolut authentisch und identifiziert sich mit 96 sowie der Stadt aus vollster Überzeugung. Daniel hat in der Zeit, seit er mit der Mannschaft arbeitet, einen großen, internen Zusammenhalt erwirkt. Für ihn steht der Team-Gedanke über allem. Das lebt er zusammen mit seinem Trainerteam Tag für Tag vor. Neben seiner Fachkompetenz, die er im Nachwuchs über Jahre demonstriert hat, ist das ein wichtiger Faktor seiner Arbeit. Daniels Art kommt bei der Mannschaft an. Die Bereitschaft, im Training und in den Spielen alles zu geben, ist schon in den ersten Tagen erkennbar."

Mit welchen Zielen geht Hannover 96 in die neue Saison?

Bader: "Es ist völlig unstrittig und Konsens bei allen, dass wir alles dafür tun müssen, um in die Bundesliga zurückzukehren. Dieses Ziel haben wir vom ersten Tag an der Mannschaft vermittelt. Und dieses Ziel haben wir auch ganz klar nach außen kommuniziert. Mit dem Zusatz, dass eine Zweitliga-Saison lang und schwer wird. Es kann auch mal Rückschläge geben, aber wir werden unser Ziel nie aus den Augen verlieren. Wir werden alles dafür tun, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen werden. Und es war am Ende eine erfolgreiche Saison, wenn wir den Aufstieg geschafft haben."

Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt ein Verein einen starken Kader. Um Spieler wie Salif, Kenan oder Miiko rankten sich zahlreiche Spekulationen. Alle drei sind aber voll im Trainingsbetrieb bei uns. Alles nur schlechte Gerüchte?

Bader: "Unsere oberste Prämisse muss es sein, eine ganz schlagkräftige Mannschaft in die Saison zu schicken. Wenn wir Qualität in unseren Reihen haben, werden wir alles dafür tun, diese auch zu behalten. Und sie davon zu überzeugen, den Weg mitzugehen, mit Hannover 96 in die Bundesliga zurückzukehren. Das haben wir auch Manuel Schmiedebach so vermitteln können. Er hat seinen Vertrag mit vollster Überzeugung unterschrieben. Unser klar erklärtes Ziel ist, die drei genannten Spieler bei 96 zu behalten. Und so lange kein offizielles Angebot auf dem Tisch liegt, beschäftigen wir uns auch nicht mit dieser Thematik."

Fünf Neuzugänge sind schon da. Wird es weitere geben?

Bader: "Uns wäre überhaupt nicht angst und bange, wenn es morgen losgehen würde. Wir besitzen nicht nur eine von unserem Trainer schon mehrfach erwähnte hohe Qualität, sondern auch jetzt schon einen guten Zusammenhalt in der Kabine. Man unterschätzt schnell, dass die Klasse bei vielen Spielern, auch wenn sie abgestiegen sind, grundsätzlich vorhanden ist. Spieler wie Sobiech, Prib, Klaus, Fossum, Anton, Schmiedebach und einige andere haben nicht nur Potenzial. Nein, sie haben ihre Qualität auch mehrfach unter Beweis gestellt. In der ersten sowie einige auch in der zweiten Liga. Es findet aber natürlich regelmäßig eine Überprüfung des Kaders durch das Trainerteam statt. Daraus werden Bewertungen abgeleitet, auf welchen Positionen wir noch Bedarf haben oder aber auch nicht. Deswegen können wir uns auch heute noch nicht final festlegen, wie viele und auf welchen Positionen noch Spieler kommen werden. Das ist ein dynamischer, interner Prozess. Auch abhängig von der Verletztensituation. Grundsätzlich wollen wir uns immer weiter verstärken. Wir haben die Augen und Ohren offen."