Hannover: Als alles still stand - Sechs Jahre nach Enkes Suizid
Teresa Enke: "Mit Depressionen offen umgehen"

Der 10. November ist in Hannover mehr als nur ein Jahrestag. An diesem Dienstag vor sechs Jahren nahm sich Robert Enke das Leben. Die Erinnerung an den beliebten Torhüter ist unverändert groß. Die Stiftung, die seinen Namen trägt, leistet wertvolle Arbeit für den Umgang mit der heimtückischen Krankheit, an der Enke litt - etwa mit dem Aufbau eines Netzwerks von Fachleuten.


Es waren Tage, in denen in der Fußballwelt alles still stand. Vor sechs Jahren, am 10. November, hatte sich Robert Enke das Leben genommen. Es war das schockierende Ende des Kampfes, den der damals 32-Jährige schließlich vergeblich gegen seine heimtückische Krankheit Depression geführt hatte.

"Wir dachten, mit Liebe geht das." Die Worte von Teresa Enke am Tag nach der Tragödie um ihren Mann sind gleichermaßen unvergessen. Heute ist die Erinnerung an den großen Sportler und Menschen, sein Wirken und sein Schicksal unverändert groß - in Hannover und weit darüber hinaus. Als nachhaltige Konsequenz aus dem Geschehen rund um den Nationaltorhüter hatten DFB, DFL und Hannover 96 wenig später die "Robert-Enke-Stiftung" gegründet.

Ihrer Aufgabe, betroffenen Menschen zu helfen und zugleich das Thema "Depression" zu enttabuisieren, geht die Einrichtung seither erfolgreich nach. So erfülle sich auch ein Vermächtnis ihres Mannes, hob Teresa Enke als Vorstandsvorsitzende der Stiftung einmal hervor: "Sein Tod soll Betroffenen Anschub geben, damit offen umzugehen."

Es bleibe noch immer der erste und vielleicht wichtigste Schritt, "ohne Verzagtheit und falsche Scham" über die Krankheit reden zu können, unterstreicht Frau Enke in einem von ihr verfassten Blog für die Robert-Enke-Stiftung. Sie zieht darin einen aktuellen Vergleich. "Die beeindruckenden Auftritte des ehemaligen Außenministers Guido Westerwelle in den Medien dieser Tage haben demonstriert, wie selbstverständlich wir heute über Krebserkrankungen reden können", schreibt Teresa Enke und fügt hinzu: "Wir müssen es schaffen, mit Depressionen genauso offen, kompetent und natürlich umzugehen wie Westerwelle mit seiner Krebserkrankung."

An den Profifußball richtet sie den Wunsch, man möge für Depressionen ähnlich erstklassige Behandlungsmöglichkeiten bereitstellen wie etwa für Kreuzbandrisse. Hier habe die Robert-Enke-Stiftung mit dem Aufbau eines Netzwerks von Sportpsychiatern und Psychotherapeuten einen ersten Schritt getan. Über eine Telefon-Hotline könnten so Leistungssportler sofort kompetente Hilfe in ihrer Nähe finden - ein für Teresa Enke aus dem eigenen Erleben heraus wesentlicher Fortschritt gegenüber den damaligen Umständen: "Robert und ich wussten zunächst nicht einmal, an wen wir uns mit seiner Krankheit wenden konnten!"


Quelle: www.kicker.de