Hannovers Routinier im Interview zur Situation
Schmiedebach: "Natürlich ist es auch Kopfsache"

Obwohl erst 27, hat Manuel Schmiedebach in Hannover seit seinem Kommen im Jahr 2008 schon alle Höhen und Tiefen erlebt. Der Routinier ist nach Kapitän Christian Schulz dienstältester 96-Profi. Im Interview spricht er über seine Rolle auf dem Platz und außerhalb, über seine Einschätzung der sportlichen Situation und die auch für ihn persönlich schwierige Perspektive, wenn sein Klub den Klassenerhalt verpassen sollte.


kicker: Im 4-2-3-1, das Thomas Schaaf zunächst spielen ließ, agierten Sie nominell als Zehner. Wie interpretieren Sie selbst Ihre Rolle, Herr Schmiedebach?

Manuel Schmiedebach: Offiziell war es schon die Zehnerposition, auf der Hiroshi Kiyotake im Moment fehlt. Später, nach Leon Andreasens Verletzung, bin ich dann nach hinten gerückt.

kicker: War diese verkappte Zehn mit Sechseraufgaben also keine ungewohnte Aufgabe?

Schmiedebach: Nein, eigentlich nicht. Ich habe bereits viele Positionen gespielt, so neu war das nicht. Aber meine größte Stärke liegt grundsätzlich schon auf der Sechs.

kicker: Kiyotake wird noch länger fehlen. Hat der Trainer schon angedeutet, mit dieser jetzigen Formation im Mittelfeld auch in die Rückrunde zu starten?

Schmiedebach: Ich denke, er schaut sich gerade genau an, welches System und welche Spieler am besten zu seinem Spielstil passen. Da wird sicher auch noch etwas ausprobiert. Er wird schauen, wie wir aufnehmen, was er vermitteln möchte.

Eigentlich ist es doch ganz einfach - man muss eben ein Tor mehr schießen als der Gegner.
Manuel Schmiedebach



kicker: Was muss er vermitteln, damit Hannovers Spiel erfolgreicher wird?

Schmiedebach: Wir haben uns einfach zu wenige Chancen erspielt, das muss ich ganz deutlich sagen. Eigentlich ist es doch ganz einfach - man muss eben ein Tor mehr schießen als der Gegner.

kicker: Eine Schießbude war 96 in der Hinrunde nicht, also liegt es am Spiel nach vorne...

Schmiedebach: Ja. Wir müssen es einfach konzentrierter zu Ende spielen. Wir brauchen erfolgreiche Abschlüsse aus denjenigen Chancen, die eigentlich zu 100 Prozent Tore sein müssen.

kicker: Angebracht also, dass in den ersten Tagen in dieser Winter-Vorbereitung sehr viel Torabschluss trainiert wurde? Oder ist es eher eine Kopfsache?

Schmiedebach: Gute Frage! Wir haben in diesem Bereich viel trainiert, aber wenn man es dann im Spiel sieht, haben wir da eben nur drei Chancen, von denen zwei nicht richtig zu Ende gespielt werden... Und ja, es ist dann natürlich auch eine Kopfsache. Bist du blockiert, kannst du so viel Qualität haben, wie du möchtest - du traust dir Dinge nicht mehr zu, die du normal doch kannst.

kicker: Können Sie als einer der erfahrenen Spieler, seit Sommer ja auch als Mitglied im Mannschaftsrat, für noch mehr Impulse sorgen?

Schmiedebach: Wir reden ohnehin viel miteinander und tauschen uns aus, das ist gang und gäbe und hat nichts direkt mit meiner Rolle zu tun. Die Mannschaft ist vom Gefüge her auch intakt und funktioniert. Es dringt nichts nach außen, was nicht nach außen gehört - das ist auch ein Zeichen von Zusammenhalt. Aber jeder kann auch die Tabelle lesen...

Thomas Schaaf reagiert eher so wie Tayfun Korkut gleich auf alles, was er sieht. Da ist er eher Perfektionist, gerade im taktischen Bereich.
Manuel Schmiedebach

kicker: Spüren Sie unter Thomas Schaaf Veränderungen in der Gruppe?

Schmiedebach: Ja, schon allein im Trainingsalltag und wie wir diesen gestalten. Da sind neue Spielformen, andere Sachen, die der Trainer verlangt. Er unterbricht viel und erklärt, wie er die Dinge sehen möchte. Er zeigt uns, wer wo zu stehen hat. Ich denke, es tut allen gut, dadurch so eine Art Plan an die Hand zu bekommen.

kicker: Sie haben schon einige Trainer in Ihrer Karriere erlebt. Hat Schaaf etwas, was Sie so bisher noch nicht kannten?

Schmiedebach: Allzu viel Neues gibt es ehrlich gesagt nicht mehr. Es geht ja letztlich immer um dasselbe. Thomas Schaaf reagiert eher so wie Tayfun Korkut gleich auf alles, was er sieht. Da ist er eher Perfektionist, gerade im taktischen Bereich. Von seinem Alter und seiner Erfahrung her besitzt er dagegen wahrscheinlich diese Ruhe, die auch Michael Frontzeck meistens hatte.

kicker: Hannover liegt auf Platz 17, muss noch reichlich Punkte einfahren. Wirkt der Gedanke daran eher hemmend oder kann er auch motivieren, nun die Aufholjagd zu starten?

Schmiedebach: Ein Erfolg wäre einmal wichtig. Das harte Training wirkt, macht Spaß, wir arbeiten dafür, dass es besser wird. Wir müssen nun gucken, positive Erlebnisse durch gewonnene Spiele dazuzubekommen, um uns so das nötige Selbstvertrauen zu holen und wieder in eine gewisse Selbstverständlichkeit umzusetzen.

kicker: Sie gehören bei 96 zum Urgestein und können sich, wie sie einmal sagten, sogar vorstellen, bis zum Karrierende in Hannover zu spielen. Wäre es ein massiver Eingriff in Ihre Lebensplanung, wenn es nicht klappt mit dem Klassenerhalt?

Schmiedebach: Das wäre ein massiver Eingriff, ja. Alles müsste dann unter neuen Voraussetzungen neu überdacht werden. Von Vereinsseite, aber auch von meiner. Wesentlich besser wäre, wir erreichen unser Ziel. Dafür müssen wir jetzt alles tun.


Quelle: www.kicker.de