22.03.2016 | 07:58 Uhr | Dirk Tietenberg
Jugend
Hannover 96: Das ist die Zukunft
In der Nacht zum 2. Februar planten drei junge Menschen einen Überfall auf ein Spielcasino. Was hat das mit dem Einzug der 96-A-Junioren ins Pokalfinale in Berlin zu tun? Sehr viel. Die drei jungen Menschen gehören zur 96-Truppe und zur Geschichte des Erfolges. Alle drei zählten zum Kader, zwei spielten, einer gab die Vorlage zum 2:0 gegen die Startruppe aus Dortmund. Am 21. Mai spielen sie im Finale in Berlin gegen Hertha um den DFB-Pokalsieg. 96-Geschäftsführer Martin Bader: „Wir haben viel Schläge bekommen, das tut jetzt einfach gut.“

Hannover. Der schöne Erfolg der Jugend kommt in einer Phase, in der 96 in der Bundesliga das Gesicht verliert. Man ist Letzter, abgeschlagen, es geht in die zweite Liga. Mit Trotz, Kampf und Teamgeist machte die Jugend es den Profis vor. Dabei gab es viele Rückschläge: Das Nachwuchsleistungszentrum wurde als „Sauhaufen“ abgestempelt, junge Spieler wurden zu „Gangster-Bubis“. „Ich kannte die Spieler lange, ich konnte es nicht fassen“, sagte deren Trainer Daniel Stendel. Aber Bader warf das Trio nicht raus. Sie leisten soziale Arbeit und kehrten zurück, getragen von einem Team. „Das sind Jungs, die sich für das Trikot von 96 zerreißen“, freut sich Bader.

Stendel ist der Teammacher bei 96. Vor zwei Jahren schaffte er überraschend den Einzug ins Finale der deutschen Meisterschaft, verpasste ein Jahr später als Zweiter der Bundesliga knapp die Endrunde und steht jetzt im DFB-Pokalfinale. Teamgeist, sagt Stendel, „ist ein Schlüssel, das sieht man bei Darmstadt und Ingolstadt in der Bundesliga“. Warum wird Stendel nicht Trainer der ersten Mannschaft? Bader möchte ihn durchaus zum Profi-Trainer machen: „Wir wollen nicht nur Jugendliche ausbilden, sondern auch Trainer. Er hat die Qualität, und es gibt doch nichts Schöneres, als einen Trainer nach oben durchzubringen.“ Ein Modell, das Hoffenheim und Mainz praktizieren. Auf den Zeitpunkt mag sich Bader nicht festlegen.

Nicht, dass Stendel auch noch geht. Stürmer aus Hannover dominieren bereits die Junioren-Bundesligen. Janni Serra ist Torjäger Nummer eins (17 Treffer) im Westen, Johannes Eggestein (26 Tore) im Norden. Aber beide spielen nicht für 96, sondern für Dortmund und Bremen. „Das sollte nicht passieren, deshalb müssen wir die Rahmenbedingungen und die Durchlässigkeit verbessern“, sagt Bader. Zuletzt gab es den Rückholversuch bei Eggestein. Aber „keine Chance“, sagt Bader.

96-Torjäger Niklas Feierabend (19) und Torwart Timo Königsmann (19) haben Profiverträge, sie spielten auch beim 2:0 gegen Dortmund. Auch die Torjäger Elias Huth und Mohamad Darwisch, Linksverteidiger Lars Ritzka und andere Spieler haben Profi-Perspektive. „In Nürnberg haben Christian Möckel und ich dafür gestanden, junge Spieler einzubauen und unbekanntere zu holen“, sagt Bader.

Der Misserfolg in der Bundesliga und der bevorstehende Abstieg liegen aktuell wie Schatten über Geschäftsführer Bader und Kaderplaner Möckel. Da sendet die Jugend mit dem Trainer Stendel doch mal ein positives Signal: 96 hat auch eine gute Zukunft. „Ich glaube, dass da jetzt ein Umdenken stattfindet. Das hat Martin Bader zuletzt auch mehrfach geäußert“, sagt Stendel.


Quelle: www.neuepresse.de