Exklusiv-Interview mit dem Kapitän | Schulz: „Platz 18 ist die Quittung“

Keiner bei 96 hat mehr. 338 Bundesligaspiele, 41 Mal Europacup, Meister und Pokalsieger.

Christian Schulz (32) hat schon fast alles erlebt. Jetzt in der Krise ist er als Kapitän gefordert. Das Interview in BILD:

BILD: Herr Schulz, Kapitän vom Letzten, wie fühlt sich das an?

Schulz: „Puuuh, sicher gibt es schönere Situationen, ganz klar. Die Stimmung ist gedrückt, wenn es nicht so läuft. Das macht es auch für einen Kapitän ein bisschen schwerer.“

BILD: Was können Sie überhaupt tun?

Schulz: „In erster Linie bin ich Spieler. Auf meiner Position ist es wichtig, den Laden hinten dichtzumachen, in der Abwehr nichts zuzulassen. Jeder Spieler muss sich zunächst einmal an die eigene Nase fassen. Aber es gibt schon ein paar mehr Baustellen, als ich mir vorgestellt habe.“

BILD: Haben Sie Hilfe?

Schulz: „Klar, wir haben ja einen Mannschaftsrat mit Ron-Robert Zieler, Leon Andreasen, Manuel Schmiedebach und mir. Aber am Ende sind alle gefordert – die Spieler und das gesamte Trainer-Team.“

BILD: Sprechen Sie als Kapitän oft mit Trainer Michael Frontzeck?

Schulz: „Ja, das passiert schon, es gibt einen regelmäßigen Austausch. Aber nicht nur mit mir allein, auch in größeren Runden.“

BILD: Wo sind denn die größten Baustellen?

Schulz: „Das ist doch größtenteils alles schon gesagt worden. Wir haben einen großen Umbruch im Team und dabei spielt der Zeitfaktor natürlich auch eine Rolle.“

BILD: Ist die Mannschaft intakt?

Schulz: „Ja, der Teamgeist stimmt. Wir arbeiten auf dem Platz an unserer Abstimmung. Wir haben ein paar Neue, es passt noch nicht hundertprozentig. Aber das kann ja jeder in den Spielen sehen.“

BILD: Aber das allein kann es doch nicht sein, oder?

Schulz: „Wir müssen zugeben, wir haben es – trotz der Umstände – in den ersten sechs, sieben Spielen auch noch nicht gut gemacht. Wir waren nicht kompakt genug, hatten zu selten über 90 Minuten die Ordnung. Das ist aber die Basis in der Bundesliga. Platz 18 ist die Quittung. Auch wenn nicht immer alles schlecht war.“

BILD: Sie meinen das Spiel in Wolfsburg...

Schulz: „Ja, gerade da haben wir es wirklich gut gemacht. Auch gegen Dortmund hatten wir gute Phasen. Das zeigt uns den Weg, wie es gehen kann. Aus dem Spiel am Samstag mit dem Punktgewinn wird jeder Einzelne das Gefühl mitnehmen: Mit dieser Mannschaft können wir was erreichen.“

BILD: Jetzt geht‘s mal wieder in die Klosterpforte. Was bringt das?

Schulz: „Ich hoffe doch, dass es uns hilft und Glück bringt. Ich bin mit 96 jetzt zum vierten Mal in den letzten eineinhalb Jahren da. Danach haben wir bisher zwei Siege geholt, einmal Unentschieden gespielt.“

BILD: Was ist das Besondere?

Schulz: „Wir haben da richtig gute Bedingungen und vor allem Ruhe. Jeder kann sich voll auf den Job konzentrieren, komplett alles andere beiseiteschieben. Wir sind rund um die Uhr zusammen.“

BILD: Nur die Kollegen, nur Fußball...

Schulz: „Ja, und es ist einfach auch Zeit und Gelegenheit, mal über andere Dinge zu sprechen. Im Physio-Raum zum Beispiel trifft man sich immer. Da kommt es dann zu Gesprächen, für die sonst im Trainings-Alltag keine Zeit bleibt. Außerdem haben die Trainer einen direkten Zugriff auf die Spieler, können sich jederzeit mal einen zur Seite nehmen.“

BILD: Zwei Punkte, Letzter, wie gefährlich ist die Lage?

Schulz: „Letzter – das macht keinen Spaß. Klar ist es gefährlich. Die große Gefahr ist, dass wir den Anschluss verlieren. Ganz wichtig ist, dass wir in Schlagdistanz bleiben. Darum müssen wir in den nächsten Spielen Punkte holen.“

BILD: Also ist gegen Werder ein Sieg Pflicht?

Schulz: „Das Spiel ist natürlich sehr wichtig. Mit einem Sieg können wir die Wende einleiten.“


Quelle: www.bild.de