Hannover: "Schlanke, effiziente Prozesse"
Kind kauft weitere 96-Anteile

Gefestigte Machtverhältnisse bei Hannover 96: Mit der Übernahme von Anteilen des bislang zweitgrößten Gesellschafters erhöht Klubboss Martin Kind seinen Einfluss bei der "GmbH & Co KG aA". 2018 will er mit seinen Mitstreitern das Profifußball-Unternehmen des niedersächsischen Traditionsvereins komplett besitzen.


Gut zwei Jahre vor dem geplanten Wegfall der "50+1-Regel" in Hannover haben sich die Machtverhältnisse in der wichtigsten Teilgesellschaft des niedersächsischen Bundesliga-Absteigers zugunsten von Klubboss Martin Kind verschoben. In der "Sales & Services GmbH" (S&S), der Kerngesellschaft des Profifußball-Lizenznehmers "Hannover 96 GmbH & Co KG aA" übernahm der 72-jährige Hörgeräte-Unternehmer Anteile in Höhe von 25,69 Prozent, die nach dem Ausstieg des ehemaligen Textilunternehmers und bislang zweitgrößten 96-Gesellschafters Detlev Meyer frei geworden waren. Damit erhöht Kind seinen Anteil an der S&S, in der er mit seiner Holding "Marniccam" vertreten ist, von 27,04 auf die absolute Mehrheit von nunmehr 52,73 Prozent.

"Die neuen Mehrheitsverhältnisse erleichtern schnelle Entscheidungen und ermöglichen schlanke, effiziente Prozesse", sagte Kind gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Unterdessen nährte Detlev Meyer an gleicher Stelle bei der Kommentierung seines Schrittes Spekulationen über Unstimmigkeiten im Gesellschafterkreis in den vergangenen Wochen des sportlichen Niedergangs: "Mir war wichtig, dass Herr Kind jetzt mit seinem größeren Engagement im verkleinerten Gesellschafterkreis die Neuausrichtung von Hannover 96 in seinem Sinne leichter vorantreiben kann."

Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Das Gesellschaftskapital der S&S betrug nach letzten Schätzungen rund 25 Millionen Euro. In ihr verbleiben neben Kind nun noch die regionalen Geschäftsleute Dirk Roßmann (19,76 Prozent Anteile), Michael Schiemann (12,45 %) und Matthias Wilkening (3,79 %) sowie die Gregor Baum Holding (8,5 %) und die Hannoveraner Verlagsgruppe Madsack (2,77 %). Die Geschäftsordnung sieht zur Vermeidung von Fremdinvestoren vor, dass verbleibende Gesellschafter ein Vorkaufsrecht über frei werdende Anteile eines Gesellschafters besitzen. Danach geht das Vorkaufsrecht an den breiten- und amateursportorientierten "eingetragenen Verein Hannover 96" weiter.

Gemäß der mit der DFL ausgehandelten Kompromissregelung kann die S&S 2018, im Jahre ihres 20-jährigen Bestehens und dauerhaften Engagements für 96, die Fußball-GmbH in Hannover komplett übernehmen. Die Gesellschafter wollen dann grundsätzlich über Führungspersonal, Lizenzspieleretat, Transfers und Infrastruktur mitentscheiden, ohne allerdings ins operative Geschäft einzugreifen. Einen entsprechenden Antrag auf Übernahme wollen Kind und seine Mitstreiter 2017 bei der DFL stellen.


Quelle: www.kicker.de