02.03.2016 / Fans, Klub
96 vor 50 Jahren auf Augenhöhe mit dem FC Barcelona

21 Spiele hat Hannover 96 im UEFA Fairs Cup – oder im Messepokal wie er in Deutschland genannt wurde. Vor genau 50 Jahren traten unsere Roten in diesem Cup gegen den FC Barcelona an.

Angefangen gegen den AS Rom
Die offizielle Bezeichnung des Messepokals lautete Inter-Cities Fairs Cup und basierte auf einer Idee des Generalsekretärs der Englischen FA Stanley Rous, der einen europäischen Vereinswettbewerb zur Verbesserung der internationalen Kontakte einführen wollte. Da sich der Europäische Fußball erst im Aufbau befand, die UEFA wurde erst 1955 gegründet, nutze man zur Umsetzung der Idee die bereits bestehende Vereinigung der europäischen Messestädte. Am 18. April 1955 wurde der Messepokal in Basel offiziell ins Leben gerufen. Er begann als Turnier und Hannover 96 begann am 9. November 1958 mit dem ersten Spiel gegen den AS Rom das Abenteuer europäischer Fußball und der FC Barcelona gewann den ersten Wettbewerb.

Den großen FC Barcelona zugelost
Heute vor 50 Jahren erreichte dieser Messepokal den dramatischen Höhepunkt für Hannover 96. Das Team von Trainer Kronsbein zog in der 1. Runde ein Freilos. In der 2. Runde traf Hannover 96 auf den vielfachen portugiesischen Meister FC Porto. Am 10. November 1965 besiegte 96 in einem begeisternden Spiel die Portugiesen überraschens sicher mit 5:0 (2:0). Im Rückspiel unterlag 96 am 8. Dezember 1965 vor 17.500 Zuschauern zwar mit 2:1 (1:1) – aber das Team erreichte die 3. Runde und als Gegner wurde der FC Barcelona zugelost. Diese Spiele in der 3. Runde gegen den FC Barcelona entwickelten sich zu den dramatischsten Europapokal-Spielen mit deutscher Beteiligung.

Siemensmeyer mit Doppelpack
Am 2. Februar 1966 gewann 96 im Niedersachsenstadion gegen den Favoriten aus Katalanien mit 2:1 (1:1). Hans Siemensmeyer bezwang in der 15. und 54. Minute den spanischen Keeper Pesudo zur großen Freude der 40.000 Zuschauer. Das Spiel fand bei nebeligem Wetter unter Flutlicht statt und viele spanische Zuschauer sorgten gemeinsam mit den 96-Fans für eine tolle Stimmung im Niedersachsenstadion. Das Gegentor für die Spanier, die vom argentinischen Trainer Olsen trainiert wurden, fiel kurios: Verteidiger Benitez trat einen Elfmeter scharf, den 96-Keeper Horst Podlasly abwehren konnte, aber Mittelstürmer Jose Antonio Zaluda flog mit dem Kopf voraus in die Flugbahn des Balles und erzielte kurz vor der Halbzeit das zwischenzeitliche Unentschieden.

Traum vom Wunder von Nou Camp
14 Tage später wollte Trainer Helmut „Fiffi“ Kronsbein mit einem Abwehrbollwerk das Wunder von Nou Camp schaffen. Die 96er waren auf nassem Rasen sehr auf Sicherheit bedacht, legten dennoch einen guten Start hin. Walter Rodekamp und Jürgen Bandura hatten gleich zu Beginn zwei gute Torchancen. In der 28 Minute jubelten die 96er vergebens: ein Treffer von Werner Gräber wurde vom Schiedsrichter wegen Abseits nicht anerkannt. In der 61. Minute bezwang Barca Stürmer Jose Maria Fuste mit einem Fallrückzieher vor 50.000 Zuschauern im Nou Camp Horst Podlasly im Tor und erzielte das 1:0 Endergebnis. Da es die heute übliche Auswärtstor-Regel noch nicht gab, war ein Entscheidungsspiel notwendig. Sofort nach Abpfiff wurde per Losverfahren Hannover als Austragungsort für dieses entscheidende Spiel ermittelt.

Im Entscheidungsspiel auf Augenhöhe
Am 2. März 1966 unterstützten 55.000 Zuschauer das 96-Team. Und nach 11. Minuten konnten Sie jubeln. Walter Rodekamp brachte mit einem Fallrückzieher von der Torauslinie den Ball in den Fünfmeterraum, Barcas Torwart Reina verpasste den Ball und Jürgen Bandura drückte den Ball zum 1:0 Führungstreffer über die Linie. Das 2:0 schien bereits Sekunden später möglich: Der Anstoß wurde kurz hinter dem Mittelkreis abgefangen, Rodekamp setzte sich mit einigen Täuschungsmanövern gegen die Abwehr durch, doch kurz vor der Torlinie spizelte Benitez ihm noch den Ball vom Fuß. Danach drückte das Barca Team, das diesmal nicht in den Traditionsfarben rot-blau sondern in weißem Trikot und blauer Hose angetreten war, auf den Ausgleich. Doch zur Halbzeit führte 96 noch. Sofort nach dem Anpfiff startete Bandura einen Alleingang an der Mittellinie – scheiterte aber knapp an Barca Keeper Reina. Danach spielte Barca Powerplay und 96-Keeper Podlasly zeichnete sich das ein ums andere mal aus. Bis kurz vor Spielende verteidigte 96 den knappen Vorsprung. Doch Barcas 19- jähriger Stürmer Luis Pujol erzielte dann noch in der 88. Minute den glücklichen Ausgleichstreffer. Danach folgte eine wenig ereignisreiche Verlängerung mit nur einem Höhepunkt: 113. Minute - Siemensmeyer verpasst den Ball nur knapp, aber Barca Verteidiger Olivella donnert den Ball Richtung eigens Tor, doch Barca-Keeper Reina fischte den Ball mit einer Reflexbewegung kurz vor der Torlinie weg.

Im Losverfahren die Sensation verpasst
Da das heute übliche Elfmeterschießen noch nicht eingeführt war, musste das Los entscheiden. Die Unparteiischen und Mannschaftskapitäne sowie jeweils ein Offizieller zogen sich zum Münzwurf in die Katakomben des Niedersachsenstadions zurück. In der Kabine von Schiedsrichter Taylor aus England wurde die Münze geworfen. Barcas Vertreter hatten sich für die richtige Seite der Münze entschieden und stürmten danach auf den Rasen zurück um den Zuschauern zu zeigen, wer gewonnen hatte. Hannover 96 war unglücklich ausgeschieden und konnte sich am Saisonende nur damit trösten, das der FC Barcelona erneut den Europacup gewann.

2. März 1966 Hannover 96 – FC Barcelona 1:1 n.V. (1:0; 1:1) 96 ausgeschieden nach Losentscheid

96: Podlasly, Bohnsack, Bena, Mittrowski, Laszig, Fuchs, Heiser, Gräber, Siemensmeyer, Rodekamp, Bandura

Barcelona: Reina, Benitez, Olivella, Foncho, Montesinos, Torrez, Pereda, Rife, Muller, Pujol, Zaballa

SR: Taylor (England); Zuschauer: 55.000

Tore : 1:0 Bandura (11.); Pujol (88.).