23.11.2015 | 20:43 Uhr | Jonas Freier
NP Anstoß
Hannover 96 braucht das Kämpferherz
Erst mal ein bisschen Statistik: Es kommt der Tabellendritte zum Vorletzten. Also der Auswärtsdritte Ingolstadt (zwölf Punkte aus sieben Spielen) zu den Heim-Schlaffis von 96 (drei Punkte aus sechs Spielen). Auf dem Zeitungspapier also eine klare Sache. Doch das darf nicht sein, fanden gestern beim NP-Talk in der proppevollen Fußballkneipe „Nordkurve“ 96-Sturmlegende Dieter Schatzschneider und 96-Kämpferherz Altin Lala.

Hannover. Hannover braucht am Sonnabend gegen den aufstrebenden Aufsteiger aus Bayern drei Punkte - und sonst nix. Andernfalls wird es ganz eng mit den von Clubchef Martin Kind geforderten 17 Punkten zur Winterpause - und das würde auch nichts Gutes im Abstiegskampf bedeuten.

Elf Punkte nach 13 Spielen - „jedes Wochenende ohne Sieg macht die Situation brisanter“, weiß Schatzschneider, „es heißt jetzt hellwach zu sein. Aber Martin Kind und Martin Bader schlafen ja nicht.“ Das heißt: 96-Boss und Geschäftsführer „beobachten den Markt“. Denn im Winter sollen ja mindestens drei Neue kommen.

NP-Redakteur Andreas Willeke sprach von einem „absoluten Pflicht-muss-Sieg-Spiel“. Ex-96-Profi Harald Gärtner, jetzt Ingolstadts Geschäftsführer, versprach: „Wir kommen von der Defensive und von der Laufbereitschaft her.“ Das kommt 96 nicht entgegen. Zwar fanden alle Talk-Beteiligten gestern, dass 96 beim 1:2 in Gladbach sein bestes Saisonspiel gemacht habe (Schatzschneider: „Wäre schön, wenn wir das annähernd so gegen Ingolstadt sehen würden“). Aber alle wissen auch, „dass man diese Leistung nicht einfach auf ein Heimspiel übertragen kann“ (Willeke). Schatzschneider wäre froh, „wenn wir durch ein Standardtor gewinnen“, Lala sagte naturgemäß: „Ingolstadt ist sehr zweikampfstark - und wenn du da die Zweikämpfe gewinnst, gewinnst du das Spiel.“

Gärtner lobt 96 zwar dafür, dass „man die Verantwortung jetzt auf mehrere Schultern verteilt hat, Martin Bader kann das“, aber sportlich hat er einen nicht so guten Eindruck von seinem Ex-Club: „Ich habe das Gefühl, dass 96 im Vergleich zur vergangenen Saison eher schwächer geworden ist.“ Gärtner setzt in Ingolstadt auf „harte Arbeit“, die Jugend und „das Gerippe unserer Aufstiegsmannschaft“. Beim 3:1 gegen Darmstadt am Sonntag habe der Gegner „nur vier Aufsteiger“ in seiner Startelf gehabt, „wir aber zehn“. Schatzschneider funkte natürlich dazwischen: „Ihr könnt nach Europa schauen.“

Auch Lala weiß, „dass 96 viel an Qualität verloren und vielleicht für nicht so viel Qualität zu viel ausgegeben hat“. Schatzschneider nahm noch einmal Trainer Michael Frontzeck und den entlassenen Manager Dirk Dufner in die Pflicht - Stichwort Saisonplanung: „Ich sehe in der Mannschaft keinen Konkurrenzkampf, bei unseren Neuen kommen nicht gerade Glücksgefühle auf. Da können sich die beiden nicht aus der Verantwortung stehlen.“ Gärtner nahm Frontzeck in Schutz („Wann wusste er denn, dass er Trainer bei 96 bleiben darf?“), seinen eigenen Trainer Ralph Hasenhüttl gibt er ohnehin nicht her: „Ralph weiß, was er an uns hat.“

Hasenhüttl wird also nicht neuer Trainer von 96, dafür soll die Mannschaft in der Winterpause runderneuert werden. Lala hätte da drei Vorschläge: „Messi, Neymar und Suárez.“ Spaß muss sein an so einem Abend, die Lage bei 96 ist ernst genug.


Quelle: www.neuepresse.de