05.06.2016 | 21:31 Uhr | Andreas Willeke
HANNOVER 96
Ablösepoker um Marcelo
Kommt Verteidiger Marcelo zurück? Besiktas will den 96er behalten - aber deutlich weniger bezahlen als vereinbart.
HANNOVER. Eigentlich hat er alles richtig gemacht mit seiner Flucht. Nur einen Tag nach dem zweiten Rückrundenspiel, dem 0:3 in Leverkusen, verließ Marcelo das sinkende 96-Schiff. Der Verteidiger setzte sich ins Flugzeug nach Istanbul, unterschrieb bei Besiktas, dem Club von Nationalstürmer Mario Gomez - und konnte Ende Mai Bilder von der Meisterfeier in den sozialen Medien posten. Vom Bundesliga-Absteiger zum türkischen Champion: Glückwunsch dazu - wenn bloß nicht der Eindruck entstanden wäre, dass Marcelo wie ein typischer Legionär handelte. Er spürte keine Verantwortung für 96, sondern agierte allein nach persönlichen Motiven. Es mache keinen Sinn, „jemanden zu halten, der nicht mit Leib und Seele dabei ist“, sagte 96-Geschäftführer Martin Bader damals.

Marcelo wurde aber erstmal nur nach Istanbul ausgeliehen, immerhin bekam Besiktas eine Kaufoption für zwei Millionen Euro eingeräumt. 96 erhielt im Innenverteidiger-Tausch den Besiktas-Reservisten Alexander Milosevic, jedoch ohne Kaufoption.

So weit alles geregelt. Doch nur wenig überraschend beginnt nun trotzdem der Ablösepoker. Besiktas will den Preis drücken und bietet laut türkischen Medien 900 000 Euro Ablöse. Doch 96-Chef Martin Kind will sich nicht auf das Gefeilsche einlassen. „Es ist klar, Marcelo will in Istanbul bleiben“, erklärt Kind. „Dazu gibt es eine vereinbarte Option zu einem definierten Preis“, sagt der 96-Boss, „davon werden wir nicht abrücken.“

Kompliziert wird es allerdings, weil 96 daran denkt, Marcelos Tauschspieler Milosevic zu binden. „Gedanklich ist das eine Option“, bestätigt Kind. „das ist aber nicht abschließend diskutiert.“

Der Grund ist - Milosevic hängt an einem möglichen Verkauf von Salif Sané. Der Senegalese spielt bei Trainer Daniel Stendel im Abwehrzentrum. Sollte Sané gehen, wäre Milosevic sein Ersatz. 96 hätte auch das Geld, um den Schweden zu bezahlen. Kind fordert für Sané zehn Millionen Euro, Milosevic wäre deutlich billiger.

„In der Endphase“ sind bereits die Verhandlungen mit Manuel Schmiedebach (NP berichtete). Kind: „Ich hoffe, wir sind in dieser Woche durch.“


Quelle: www.neuepresse.de