08.11.2015 | 18:28 Uhr
Hannover 96
Trainer-Dämmerung: Frontzeck redet von Abschied
Fußball an der Schmerzgenze, im sechsten 96-Heimspiel die fünfte Niederlage - Hertha-Profi Per Ciljan Skjelbred spricht aus, was die Liga von 96 hält: „Hannover ist momentan ein Gegner, gegen den du Punkte holen musst.“ Wie lange kann 96-Coach Frontzeck das noch durchhalten?

Hannover. Seit dem Aufstieg 2002 hat es wenige 96-Mannschaften gegeben, die so einfallslos durch die Spiele rumpeln. Und das mit einem Trainer, dem selbst dämmert, dass es für ihn bald vorbei sein könnte. Michael Frontzeck sprach gestern bereits von Abschied.

Der Trainer erläuterte, in den letzten Wochen vor dem Saisonstart keine Verstärkungen mehr geholt zu haben, weil jetzt vor der Winterpause mehr Zeit bleibe. Und dann sagte Frontzeck: „Natürlich weiß ich, dass ich vielleicht nicht in den Genuss komme. Die Gefahr musste ich eingehen, weil es das einzig Sinnvolle für den Club war.“ Frontzeck weiß um das Risiko, in den nächsten Wochen gefeuert zu werden - der Leistungsstand der Mannschaft würde auch eine sofortige Entlassung rechtfertigen.

Der Coach profitiert jedoch noch von der neuen 96-Führungsstruktur. Geschäftsführer Martin Bader und der Sportliche Leiter Christian Möckel sind kaum angekommen. Es wäre nicht ihr Lieblingseinstieg, gleich den Trainer entlassen zu müssen. Dennoch werden sie sich die Frage stellen: Kann ein anderer Trainer die Mannschaft besser machen? Oder ist die Mannschaft so schlecht, dass ihr keiner mehr helfen kann? Andererseits: Kann es denn noch schlechter werden?

Der Niedergang zeigt sich auch in der Niederlage gegen die Hertha, die am Ende der Vorsaison sogar noch zwei Plätze schlechter als 96 stand. Die Berliner haben sich weiterentwickelt - 96 dagegen ist noch schwächer geworden.

Aber der Trainer bastelt sich dazu seine eigene Erklärungswelt. Gleichsam unaufhaltsam ist 96 danach in Not geraten. „Die jetzige Situation ist nicht erst gestern entstanden, das ist schon ein bisschen länger her“, Frontzeck meint die Vorsaison. „Die Mannschaft, die letztes Jahr auf dem Platz stand, hat 16 Spieltage nicht gewonnen. Aus der Mannschaft sind elementar wichtige Spieler zu anderen Clubs“, sagt Frontzeck. „In dem Wirrwarr, im Sommer, mit einem Sportdirektor, der eigentlich entlassen war, da wusste ich, dass es nicht einfacher wird.“

Dennoch hat Frontzeck mit Dirk Dufner die Mannschaft zusammengestellt. Darauf zu plädieren, nicht genügend Zeit gehabt zu haben, ist einmalig in der Bundesliga. Bei der harten Konkurrenz kann man nicht absichtlich eine halbe Saison lang mit einer zu schwachen Mannschaft antreten. Ausgegebenes Ziel war ja auch, „eine ruhige Saison“ zu spielen.

Keiner der Neuen hat einen Stammplatz. Frontzeck und Dufner haben bei der Kaderplanung versagt. Sie haben das Team in die Breite verstärkt, aber die nötigen Topkräfte nicht gefunden. Frontzeck sagt trotzig: „Mir wird der Kader und mir werden die Spieler zu schlecht bewertet.“

Für die letzten fünf Hinrundenspiele „muss unser Ziel sein, um den Strich zu sein, am besten überm Strich“, hofft Frontzeck. „Das ist, unabhängig vom Programm, was recht appetitlich ist, noch mal eine große Aufgabe.“ aw/dt


Quelle: www.neuepresse.de