10.08.2015, 13:04
Frontzeck stützt Erdinc und bremst bei Saint-Maximin
Kapitän Schulz legt den Finger in Hannovers Wunde

In die Erleichterung über das Weiterkommen im Pokal mischte sich bei Hannover 96 schon kurz nach dem Schlusspfiff in Kassel die Sorge vorm Ligastart in Darmstadt - nach der dürftigen Leistung beim schmeichelhaften 2:0 über den Viertligisten kein Wunder. Während manche Profis wie Kenan Karaman ("Wir haben souverän durchgezogen") den Auftritt in Hessen schönfärbten, legt speziell Kapitän Christian Schulz den Finger spürbar in die Wunde.


"Wir haben gesehen, dass wir noch hart an uns arbeiten müssen. Wir müssen noch viel trainieren", sagte der Routinier. Wie bereits in den letzten Testspielwochen zu erkennen, bleibt die Offensive die große Problemzone der Roten. Dass die Automatismen (noch) fehlen, erklärt Schulz, sei "zum jetzigen Zeitpunkt aber auch normal. Dafür war der personelle Umbruch zu groß, als dass jetzt schon alles funktionieren könnte."

Allerdings: Zeit bleibt der Truppe von Trainer Michael Frontzeck jetzt so gut wie keine mehr. Schon am Samstag bei Aufsteiger Darmstadt ist Hannover praktisch zum Punkten verdammt. Denn danach folgt mit Leverkusen (H), Mainz (A) und Dortmund (H) ein enorm schwieriges Programm. Was ein Fehlstart für die ohnehin unruhige Atmosphäre beim Fast-Absteiger des Vorjahres bedeuten würde, lässt sich unschwer ausmalen. "Es wird nicht gleich alles klappen wie zu unseren besten Zeiten", erklärt Schulz. Und bringt das drohende Dilemma auf den Punkt: "Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten - und in der Zwischenzeit trotzdem Ergebnisse abliefern."


Erdinc steht schon unter kritischer Beobachtung

Denn: Ohne Erfolgserlebnisse bleibt das Bemühen um ein Zusammenwachsen des Teams zwangsläufig Makulatur. Speziell Mittelstürmer Mevlüt Erdinc, für 3,5 Millionen Euro Ablöse als "Königstransfer" aus St. Etienne geholt, steht schon jetzt unter kritischer Beobachtung. Das Problem des bulligen Angreifers (1,81 Meter, 85 Kilo): Er kommt kaum in torgefährliche Situationen, auch mangels eigener Sprinterqualitäten. Frontzeck nimmt ihn noch in Schutz: "Er ist sehr, sehr viel gelaufen, wurde noch zu sehr alleingelassen."

Dagegen bremst der Fußballlehrer ausgerechnet bei Allan Saint-Maximin, der nach seiner Einwechslung deutlich am meisten Schwung brachte, die Erwartungen: "Wir dürfen nicht vergessen, dass er erst 18 ist. Wir werden ihn nicht in eine Situation reinjagen, der er noch nicht gewachsen ist." Ganz unabhängig von einzelnen Personaldiskussionen muss 96 ab Samstag jedenfalls eines beweisen: als Team den Anforderungen in der Bundesliga gewachsen zu sein.


Quelle: www.kicker.de