23.09.2015 | 09:44 Uhr | Dirk Tietenberg
Bundesliga
Hannover 96: Zeit für die Wende
Schauen Sie in die hoffnungsfrohen Gesichter auf dem großen Foto: Vor 56 Tagen jubelten die Spieler noch bei der Rafting-Tour auf der Saalach in Saalfelden. Das 96-Boot schien einigermaßen auf Kurs zu sein, der Club wollte eine sorgenfreie Saison spielen. Nach nur fünf Spieltagen mit nur einem Punkt steht 96 das Wasser bis zum Hals. Schafft die Mannschaft heute (20 Uhr, HDI-Arena) gegen das punktlose Stuttgart nicht die Wende, treibt das 96-Boot immer tiefer in den Abstiegsstrudel.

Hannover. Cheftrainer Michael Frontzeck zog gestern vor dem „extrem wichtigen Spiel gegen Stuttgart“ (Ron-Robert Zieler) seine Abwehr-Weste an. Der Unterschied zu Stuttgart, erklärt er, sei der „sehr große Umbruch“ bei 96 nach dem geschafften Klassenerhalt. 96 spielt dennoch weitestgehend in altbekannter Stammbesatzung - natürlich ohne den früheren Kapitän Lars Stindl, der früher den Offensivkurs vorgab. Es sind Umbruch-Statements von Frontzeck, der öffentlich so tun muss, als habe seine Mannschaft die Paddel bei der Wildwasserfahrt in der Bundesliga immer noch im Griff.

Tatsächlich befürchten die Fans den Untergang in dieser Saison nach der Rettung mit Frontzeck in der vergangenen Serie. In Hannover herrscht Abstiegsangst. 96-Schwergewicht Dieter Schatzschneider betonte beim NP-Anstoß vorgestern: „Zeit und Geduld, das muss raus aus den Köpfen der Spieler - das ist doch für die ein Alibi. Ich sage: Wir sind drin im Abstiegskampf.“

Frontzeck kann bekanntermaßen Abstiegskampf mit 96, aber er nimmt den Faden nicht auf: „Am fünften Spieltag den Abstiegskampf auszurufen? Wir sind in einem freien Land, aber ich muss nicht alles kommentieren, auch wenn es mir schwerfällt.“ Ihm sei nur wichtig, „dass die Mannschaft den Kopf oben hat, egal, was passiert. Ich bin positiv gestimmt, dass wir ihn umstoßen, diesen Bock.“

Die vielen Abwehrböcke der jüngsten Spiele dürfen dann heute Abend „gegen die sehr gute Stuttgarter Offensive“ (Frontzeck) aber nicht passieren. Die vielen Fehler können ihn den Job kosten. Wenn Frontzeck nicht sogar selbst von Bord geht, wenn er spürt, dass 96 mit ihm am Steuer die Wende nicht mehr hinbekommt. „Wenn ich was zu verkünden habe, werde ich es tun, aber es sieht jetzt noch nicht so aus“, sagte Frontzeck. Statt SOS sandte der Trainer gestern hoffnungsfrohe Signale: „In dem Sinne, positiv bleiben, Kopf hochnehmen. Colt Sievers, die Torwartlegende, hat 50. Geburtstag, Hans Siemensmeyer, die größte Torlegende von Hannover 96, wird am Spieltag 75 Jahre, da kann also nichts schiefgehen.“ Ein kurioser Funkspruch mit einer positiven Botschaft: Wird heute schon irgendwie klappen, Leute.


Quelle: www.neuepresse.de