Exklusiv-Interview | FRONTZECK „Wir wollen besser Fußball spielen!“



Vor vier Wochen Letzter, der eigene Job in Höchstgefahr. Aber Trainer Michael Frontzeck (51) hat die Ruhe bewahrt und die Wende geschafft.

Im exklusiven BILD-Interview spricht er über die Gründe, den neuen Sport-Boss Martin Bader und Winter-Verstärkungen.

BILD: Glückwunsch zu 7 Punkten aus 3 Spielen, Herr Frontzeck. Was ist passiert?

Michael Frontzeck: „Ich will es mal so formulieren: Wir hatten einen Umbruch, der nicht so klein war. Gerade in der Offensive haben wir Spieler wie Stindl und Briand verloren, Kiyotake war verletzt. Wir mussten gucken: Wie schießen wir Tore?“

Und haben dabei hinten 15 Stück in sechs Spielen gefangen...

„Und das, obwohl wir in der Defensive die wenigsten Veränderungen hatten. Torwart, Abwehr, defensives Mittelfeld, bis auf Olli Sorg war da kein Neuer. Trotzdem hat sich die Mannschaft schwer getan.“

Aber jetzt läuft es plötzlich.

„Nach dem Stuttgart-Spiel war es schon düster um uns herum – nicht nur, weil es ein Abend-Spiel war. Wir sind dann vor dem Spiel in Wolfsburg gewissermaßen einen Schritt zurückgegangen. Absolut kompakt stehen, die Defensive als Grundlage. Die ganze Gruppe ist noch enger zusammen gerückt und hat dann in Wolfsburg mit einer starken Leistung über 90 Minuten einen rausgehauen, mit dem kaum einer gerechnet hat.“

Wolfsburg war die Wende?

„Auf das Spiel können alle stolz sein. Von den Punkten hat es nicht viel gebracht. Aber für die Köpfe war es wichtig. Eine Woche danach gegen Werder haben die Jungs dann den Bock umgestoßen. Was war entscheidend?

„Diese Aggressivität und Besessenheit gegen den Ball. Das haben alle super hin bekommen. Ich hatte das Tor von Leon nicht gesehen, aber wir wussten, dass uns in der 2. Halbzeit eine gereizte Stimmung erwartet. Mein Trainerteam und ich haben den Jungs gesagt: Cool bleiben, Nerven behalten. Das haben sie sehr gut gemacht, so stelle ich mir das vor.“

Was auffällt: Seit Martin Bader da ist, verliert 96 nicht mehr...

„Ja, er bringt Glück. Aber für mich ist Martin Bader eine wirklich große Hilfe. Ich bin sehr froh, dass er hier ist, wir hatten von Anfang an ein gutes Verhältnis, tauschen uns täglich aus. Er ist ein erfahrener Mann, für mich persönlich eine große Entlastung.“

Bei Ron-Robert Zieler steht jetzt die Null. Was haben Sie mit ihm gemacht?

„Ich habe zwar mit ihm gesprochen, aber das sollte man wirklich nicht zu hoch hängen. Ron ist ein exzellenter und erfahrener Torwart und macht einen sehr guten Job – und jetzt gegen Bremen und in Köln auch mal herausragend. Nachdem er für die Länderspiele nicht nominiert wurde, war ganz klar, dass es nur eine Antwort geben kann: Leistung!“

Die Lernzeit der Mannschaft jetzt beendet?

„Nach dem großen Umbruch müssen wir darauf eingestellt sein, dass in dieser Saison nicht alles perfekt laufen wird. Zu Beginn war es die harte Form. Mainz, Augsburg, Stuttgart – das war eine harte Lehre mit dem Rücken zur Wand.“Sie haben von Anfang an Zeit und Geduld gefordert...

Hatten Sie zwischendurch mal Angst um Ihren Job?

„Angst ist mir im Fußball fremd. Wenn ich mal Angst hätte, dann würde ich sofort aufhören. Ich weiß doch auch: Wenn wir nach 14 Spieltagen nur zwei Punkte haben, bin ich nicht mehr Trainer. Aber mit so etwas beschäftige ich mich nicht. Ich mache mir nur Gedanken über Dinge, die ich beeinflussen kann.“

Spielerisch geht noch nicht so viel.

„Das ist jetzt der nächste Schritt. Wir wollen besser Fußball spielen, uns spielerisch entwickeln.“

Brauchen Sie dazu im Winter neue Spieler?

„Das werden Martin Bader und ich in Ruhe besprechen. Wir haben jetzt vier wichtige Spiele vor der Brust: 3 Mal Bundesliga und Pokal in Darmstadt. Da werden sich Dinge ergeben.“

Wie viele Neue sollen kommen?

„Das kann ich nicht sagen. Im besten Fall gar keiner. Weil das bedeuten würde, dass wir wunderbar da stehen im Winter.“

Haben Sie ein Punkte-Ziel bis Weihnachten?

„Ich gebe kein Ziel aus. Ich will weg von diesen Plätzen da unten. Im Idealfall haben wir Weihnachten ein paar Punkte Luft. Ich hätte nichts dagegen, wenn es so weiter geht, wie in den vergangenen drei Spielen.“


Quelle: www.bild.de