Hannover ist von Zieler, Sané und Kiyotake abhängig
Frontzeck hat nur drei Konstanten

Dass man sich vom Sieg im Nordderby blenden lassen würde, lässt sich bei Hannover 96 niemandem vorwerfen. "Wir hatten den Papst in der Tasche", sagt Geschäftsführer Martin Bader im Hinblick auf den 2:1-Erfolg beim Hamburger SV. Auch der herausragende Torhüter Ron-Robert Zieler mahnt: "Bei aller Euphorie dürfen wir vor der ersten Halbzeit nicht die Augen verschließen. Da kann das Spiel schon gelaufen sein."


Was Trainer Michael Frontzeck ganz genauso sieht: "Wir hatten Glück, dass Hamburg seine klare Überlegenheit nicht voll ausgespielt hat. Ich weiß nicht, ob wir ein 0:2 aufgeholt hätten." Die positive Reaktion nach der Pause indes imponierte dem Coach - und diente ihm zugleich als Bestätigung seiner Art der Teamführung. Auch wenn er sich nach Niederlagen dafür öffentlich als "Schönfärber" kritisieren lassen muss: "Das ist der Grund, warum ich mich immer vor die Mannschaft stelle: Sie lässt alles auf dem Platz."

Zumindest beim Blick auf die Resultate gibt der Trend dem Fußballlehrer allemal Recht: Zehn Punkte aus den vergangenen fünf Ligaspielen bei nur einer Niederlage. So liest sich eher die Bilanz eines Champions-League-Anwärters als eines Abstiegskandidaten. Doch die Schlussfolgerung, dass 96 nach dem völlig verkorksten Start (ein Zähler aus sechs Partien) über den Berg sei, lassen die Leistungen trotz positiver Ergebnisse nicht zu.


Dazu kommt die Erkenntnis, dass 96 auf Gedeih und Verderb speziell von drei Leistungsträgern abhängig ist: Keeper Zieler, seit Wochen in Topform und derzeit nach kicker-Noten (2,55) gleichauf mit Schalkes Ralf Fährmann zum besten Schlussmann der Liga aufgestiegen. Ohne seine Glanztaten wäre die Wende in Hamburg utopisch gewesen. Mittelfeld-Hüne Salif Sané, der nicht nur als Abräumer und Antreiber eine dominante Rolle spielt, sondern nun zum zweiten Mal auch mit brachialer Durchsetzungskraft im Luftkampf das Siegtor erzwang (nach dem 1:0 gegen Bremen). Und schließlich Regisseur Hiroshi Kiyotake, der nicht nur die Spielkultur hochhält, sondern wie kein anderer für Effektivität steht: Mit Elfmetertor und Flanke zum 2:1 erhöhte der Japaner sein Konto auf sechs Scorerpunkte.

Entsprechend deutlich hörbar war am Montag das Aufatmen, dass sich Kiyotakes schmerzhafte Blessur aus dem HSV-Spiel bei einer Röntgenuntersuchung nur als Prellung herausstellte. Sein Einsatz am Freitag gegen Hertha steht demnach nicht infrage.

Bech setzt mal ein positives Zeichen

Sollten diese drei Trümpfe aus welchen Gründen auch immer nicht stechen, wäre 96 nach aktuellem Stand wohl kaum bundesligatauglich. Von den weiterhin schwächelnden Neuzugängen setzte nun zumindest Uffe Bech mal ein positives Signal. Der Däne, zwischenzeitlich aus disziplinarischen Gründen zur U 23 verbannt, sorgte bei seinem zweiten Bundesligaeinsatz (nach dem 0:3 in Mainz) für Schwung auf dem rechten Flügel, holte im wahrsten Wortsinn den Elfmeter gegen Spahic heraus.

"Eine legitime Aktion", wie auch HSV-Coach Bruno Labbadia befand. Dass es sich bei seinem Auftritt nicht um eine Eintagsfliege handelte, sollte Bech freilich bei nächster Gelegenheit auch beweisen. Anders als etwa Felix Klaus, der gegen Frankfurt noch seine Torpremiere gefeiert hatte - und nun bis zu seiner Auswechslung wieder völlig abtauchte. Um sich auf Dauer "überm Strich" zu halten, wird 96 mehr als nur drei Konstanten brauchen.


Quelle: www.kicker.de