18.04.2016 | 07:41 Uhr | Dirk Tietenberg
Nachwuchs
Die besten Pferde aus dem 96-Stall
Den Ball nimmt ihm niemand weg. Waldemar Anton schnappte sich nach dem Abpfiff des 2:0 gegen Gladbach die Original-Pille und verschwand mit ihr in der Kabine. Gesagt hat er erst mal nichts zu seinem 1:0 und seinem ersten Bundesliga-Tor. Er ließ später ausrichten, ein Traum sei wahr geworden. 96 sperrt sein Talent Anton und dessen Vorlagengeber Noah-Joel Sarenren-Bazee erst mal weg. Keine Interviews! Schließlich sind beide erst 19 und sollen keine wilde Sachen sagen.

Hannover. Dabei tun die jungen Wilden 96 gerade richtig gut. Der 96-Verteidiger Alexander Milosevic staunte: „Die sind von der eigenen Akademie? Wahnsinn. Sie kommen einfach rein und rennen wie die Pferde. Großer Applaus von mir für diese Leistung.“ Auch die Zuschauer standen auf und klatschten, als 96-Trainer Daniel Stendel beide auswechselte. Talenteflüsterer Stendel zeigte wiederholt ein gutes Gespür dafür, wann er die Besten aus dem 96-Stall wo einsetzt und wann er sie rausnimmt. „Ich kann nur sagen, dass ich die Jungs schon lange kenne, da ist vielleicht mehr Vertrauen da als bei einem Trainer, der hier neu herkommt“, erklärte Stendel.

Anton ist ein Hannover-Junge mit Wurzeln in Usbekistan und im Stadtteil Mühlenberg. Sein Vater war Leistungsschwimmer, er selbst ist ein Mathe-Ass mit Abitur. Aber „Waldi“ darf sich schon länger ausrechnen, dass es was wird mit seiner Profi-Karriere. Vom Mühlenberger SV kam er 2008 in die 96-Jugend. Er durfte bei Mirko Slomka als 16-Jähriger bei den Profis trainieren. Unter Michael Frontzeck überstand er als Einziger das Jugend-Casting im vergangenen Sommer - aber als Innenverteidiger und Aushilfe hinten rechts. Erst Stendel sah das Potenzial fürs Mittelfeld.

„Schön zu sehen, dass junge Spieler solche Leistungen zeigen“, fand auch Torwart Ron-Robert Zieler. Sarenren-Bazee zeigte vor allem Mut und Tempo. Mit Tempo 34,2 war er schnellster Mann auf dem Platz. Vor dem Tor galoppierte er an zwei Gladbachern vorbei und passte mit letzter Kraft zu Anton zurück. Der Sohn einer Deutschen und eines Nigerianers kommt aus Walle bei Celle und wird gerade zweiter 96-Liebling neben Anton. Bevor er 2013 aus Havelse zu 96 kam, hatte er eine Woche im Talente-Mekka von Ajax Amsterdam trainiert. Es war Stendel, der den Realschüler für 96 begeisterte. Sarenren-Bazee hatte schon unter Frontzeck in Lublin beim Mini-Turnier gegen Danzig und Monaco jeweils eine Halbzeit vorgespielt.

Anton und Sarenren-Bazee sind nicht die letzten schnellen Pferde aus dem 96-Stendel-Stall. Nach Saisonende kehrt der verliehene Mike Bähre aus Halle zurück. „Ich freue mich schon drauf“, sagte der 20-Jährige, der gegen Gladbach zuschaute. Bleibt Stendel Trainer, hat auch Bähre eine gute Chance bei 96.


Quelle: www.neuepresse.de