22.04.2016 | 12:21 Uhr
Hannover 96
Mitgliederversammlung: Entscheidung über die 96-Zukunft
Jahrelang waren Mitgliederversammlungen und Wahlen bei Hannover 96 vorhersehbar. Aber am kommenden Dienstagabend wirds spannend. Der Aufsichtsrat des Vereins (e. V.) wird gewählt, bisher unter Präsident Martin Kind eine Formsache. Diesmal treten drei Kandidaten der Initiative „Pro Verein 1896“ an, dazu Andreas Hüttl, ein Kandidat der Fanszene. Es könnte zum großen Knall und dem Sturz von 96-Präsident Martin Kind kommen.

Hannover. Die NP fasst die wichtigsten Fragen und Tendenzen zusammen.

Worum gehts?
Die Wahl betrifft nur den eingetragenen Verein, nicht die Profiabteilung. Fünf Aufsichtsräte werden gewählt, die bestimmen danach den Präsidenten. Kind ist Präsident des Vereins und in Personalunion Geschäftsführer der Profigesellschaft (GmbH & Co. KGaA). Mit getrennten Spitzen wie von 2005 bis 2006 machte 96 keine guten Erfahrungen. Götz von Fromberg war da Präsident des gemeinnützigen Vereins, Karl-Heinz Vehling Geschäftsführer der Profis. Es gab Reibungsverluste, das Modell scheiterte und Kind kam zurück.

Wer stimmt ab?
Die aktiven und passiven Mitglieder haben Stimmrecht – etwa 4600 Stimmberechtigte. Mitglieder unter 18 Jahren und 13 000 Fördermitglieder dürfen nicht abstimmen. Die Wahl steigt Dienstagabend (19 Uhr) im Congress-Centrum in der Glashalle.

Wer wird gewählt?
Zur Wahl steht der bisherige Aufsichtsrat mit Chef Valentin Schmidt, Michael Beck, Martin Biskowitz, Ruben Kiaman und Veronika von Lintel als Vertreterin der Fans. „Der komplette Aufsichtsrat tritt an“, sagte Schmidt der NP. Neue Kandidaten sind Ralf Nestler, Sebastian Kramer, Andreas Elvers (alle „Pro Verein 1896“) sowie Hüttl.

Wollen die Neuen Kind stürzen?
Inhaltlich stehen sie in Opposition zu Kind. Die drei Pro-Verein-Kandidaten wollen „50+1“ erhalten. Hüttl, von der Fanszene ins Rennen gebracht, würde die von Kind eingeleitete und geplante Abschaffung der 50+1-Regel mittragen. Ihm geht es vor allem um Fanthemen und den Breitensport. Die Initiative „Pro Verein“ könnte Kind stürzen, wenn alle drei Kandidaten gewählt werden – sie hätten dann die Mehrheit im Aufsichtsrat. „Das ist nicht das Ziel“, versichert Kandidat Nestler: „Es geht nicht um Putsch, sondern um Zusammenarbeit.“ Die NP sprach mit allen Pro-Verein-Kandidaten. Tenor: Das letzte Band, das den Breitensport mit der Profigesellschaft verbindet, soll nicht zerschnitten werden. „Warum lässt man nicht das letzte Band?“, fragt Elvers: „Mein Punkt ist, ich möchte den Hannoverschen Sportverein als Sportverein sichern.“ Kramer, früher Fanbeauftragter bei 96, erklärt sein Motto: „Veränderung ist Fortschritt und keine Bedrohung. Ich möchte hinterfragen, aber nicht Martin Kind entmachten.“ Mit Beispielen wie Bayern oder Dortmund wollen sie zeigen, wie Clubs Breitensport und Profigesellschaft trennen, ohne auf die 50+1-Beteiligung zu verzichten.

Macht Kind weiter?
Das hängt von den Mehrheiten im Aufsichtsrat ab. Für den Fall einer neuen Mehrheit, die gegen seine 50+1-Pläne ist, deutete der 96-Präsident intern seinen Rücktritt an. Zumindest denkbar ist, dass Kind dann nicht nur den Posten im Verein aufgeben würde, sondern sich auch aus dem Gesellschafter-Kreis zurückzieht.

Wie wirbt der aktuelle Aufsichtsrat?
Der aktuelle Aufsichtsrat steht zu Kind. „Dem e. V. geht es wirtschaftlich und sportlich so gut wie nie“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Schmidt, „wir haben einen Grundlagenvertrag mit den Profis geschlossen und dadurch die Rechte des e.V gesichert. Damit kommen uns die Vorteile zugute, ohne dass uns die Risiken treffen.“ Das Stimmungsbild: Zumindest „alle Abteilungsleiter haben geäußert, dass der Aufsichtsrat so bestehen bleiben soll“, weiß Schmidt. Dann würde Kind sogar gestärkt aus der Mitgliederversammlung hervorgehen.


Quelle: www.neuepresse.de