05.10.2015 | 11:29 Uhr | Christoph Dannowski
Hannover 96
So erlebte Bader den ersten Heimsieg
Er war nervös, konnte kaum sitzen und jubelte am lautesten: So erlebte Neu-Geschäftsführer Martin Bader den ersten 96-Heimsieg.

Hannover. Sitzt er auf der Trainerbank oder auf der Tribüne? Weder noch. Der neue Geschäftsführer steht. 90 Minuten lang. In der Loge von Präsident Martin Kind (71). „Der Manager gehört mit auf die Bank. Nicht der Geschäftsführer“, sagt Martin Bader (47): „Von hier oben habe ich einen viel besseren Überblick.“ Zufall oder ein klitzekleines Signal für den geordneten Rückzug? Kind überlässt Bader seinen Stammplatz in der offenen Logentür und verschwindet hinter der Fensterfront. Bader, im schlicht-sportlichen Oberhemd und mit einer Rolex am Arm, ist vom 96-Virus erfasst. „Was machen wir denn da?“ oder „Jungs, das habt ihr gut gemacht“, kommentiert der Mann von der Schwäbischen Alb, der eigentlich „fast nix vom Fußball versteht“, wie er augenzwinkernd bemerkt. Schließlich habe er nur A-Jugend-Regionalliga und als Erwachsener Landesliga gespielt. Die zweite Liga, in der seine SpVgg Bayreuth 1981/82 spielte, „war für mich zu hoch“. Aber natürlich kann Bader ein Spiel lesen und analysieren, kennt schon am dritten Tag seiner Amtszeit die meisten Stärken und Schwächen seiner Spieler.

Der studierte Sportökonom ist nervös in seinem ersten Heimspiel, das er ohne Ehefrau Anne erlebt: „Sie ist bewusst nicht mitbekommen, weil ich eh keine Zeit für sie hätte.“ Bader schaut alle paar Minuten auf seinem Handy nach den anderen Spielständen, tigert wie Kind durch die Loge, manchmal stoßen sie sanft aneinander. Unabsichtlich. Den Siegtreffer bejubelt Bader heftiger als sein Chef. Arme hoch, Kopf in den Nacken, einfach Erleichterung.

Wie er von solchen Spielen abschaltet? „Gar nicht. Das geht 24 Stunden so.“ Entspannung. „Finde ich beim Golfen, ich habe gehört, hier in der Gegend gibts tolle Plätze.“ Handicap 13, aber natürlich: „In den ersten Monaten bleibt dafür keine Zeit.“ Schlusspfiff, die ersten drei Punkte. „Eigentlich müsste ich jetzt sofort wieder gehen“, scherzt Bader, „dann bleibe ich als ungeschlagener Geschäftsführer in Erinnerung.“ Ein Jubel-Foto mit Martin Kind für die NP? Ungerne. Kind hebt immerhin den rechten Daumen, Bader ballt beide Hände. „Es ist doch nur ein erster Schritt. Es bleibt doch noch so viel Arbeit.“, sagt der neue Geschäftsführer. Dann gehts ab, zwei Treppen runter in die 96-Kabine. Danke sagen. Für einen perfekten Einstand.


Quelle: www.neuepresse.de