Hannover: Europapokal-Ironie bei den Fans
Bader selbstkritisch: "Nicht durch Zufall am Tabellenende"

Die Zuschauer folgen der Mannschaft nur noch bedingt, in Hannover macht sich angesichts von Platz 18 mit 14 Punkten Hoffnungslosigkeit breit. Geschäftsführer Martin Bader hat Verständnis für die Kritik, mag aber noch nicht resignieren.

Bedingungslose Unterstützung hatten sie sich in Hannover gewünscht, kein Geringerer als Kult-Torhüter Jörg Sievers hatte sie sich in der vergangenen Woche von den Fans gewünscht. Doch die nur 35.596 Zuschauer, die schließlich der 0:1-Pleite gegen Mainz beiwohnten, taten sich schon lange vor dem Abpfiff schwer damit, ihre restlos enttäuschende Mannschaft lautstark anzufeuern. Ein Teil des Publikums schwieg erstarrt, andere fanden in den längst überwunden geglaubten Schmährufen gegen Klubboss Martin Kind ein Ventil für ihren Frust. Und schließlich flüchtete sich die Kurve sogar in Ironie und stimmte die Europapokal-Lieder aus besseren Tagen an.


"Wir nehmen jedem das Liebste weg, und das ist die 1. Bundesliga. Dass jemand enttäuscht ist und seinen Unmut darüber äußert, dafür habe ich Verständnis. Das Dagegenstemmen fehlt einem Fan", steuert 96-Geschäftsführer Martin Bader auf Versöhnungskurs mit dem Anhang und blickt zugleich in eine düstere Zukunft. "Du brauchst Erfolgserlebnisse. Jetzt wird es noch schwieriger, sich das zu erarbeiten."

Ein guter Start, wie er mit den Heimspielen gegen Darmstadt (1:2) und nun Mainz durchaus möglich war, wäre wahnsinnig wichtig fürs Selbstvertrauen gewesen, so Bader. "Das haben wir uns jetzt nicht geholt. Mit diesen Vorsätzen so einen Nackenschlag zu bekommen... Da musst du schon stabil sein."

Wenn du keine Spiele gewinnst und keine Punkte einfährst, hat jeder im Verein irgendwas nicht richtig gemacht.
Martin Bader

Bader, der in der Winterpause gemeinsam mit Kaderplaner Christian Möckel sechs neue Spieler verpflichtet hatte, spart auch nicht mit Selbstkritik. "Wenn du keine Spiele gewinnst und keine Punkte einfährst, hat jeder im Verein irgendwas nicht richtig gemacht. Wir stellen uns, haben vieles versucht, es ist noch nicht aufgegangen." Natürlich hänge jede Bewertung letztendlich von den Ergebnissen ab, weiß Bader, der indirekt darauf hinweist, bei seinem Dienstantritt im Oktober 2015 ein schlecht bestelltes Feld vorgefunden zu haben. "Viele im Verein haben vieles falsch gemacht. Seit längerem. Ob das zwei Monate, vier Monate sind oder ein halbes Jahr ist, liegt an der Betrachtungsweise. Aber du bist nicht durch Zufall nach 20 Spielen am Tabellenende, das müssen wir offen und ehrlich sagen."

Ans Resignieren denkt Bader allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht: "Es gibt Möglichkeiten, dass es noch aufgeht. Man wird sehen, welche falschen und richtigen Handlungen dazu geführt haben, dass du es vielleicht schaffst oder nicht schaffst. Aber jeder hat noch die Chance das zu korrigieren."


Quelle: www.kicker.de