27.02.2016 / Spielbericht
2:1 – Der doppelte Schulz hält 96 am Leben

Jawoll! Hannover 96 überrascht beim VfB Stuttgart und sendet mit dem 2:1 (1:1)-Auswärtssieg ein wichtiges Lebenszeichen im Abstiegskampf. Kapitän Christian Schulz (31., 83.) drehte mit seinen zwei Treffern die zwischenzeitliche VfB-Führung durch Werner (18.).

Ein halbes Dutzend neu
Gleich sechsmal tauschte Thomas Schaaf Personal in seiner Startformation: Neben Kapitän Schulz (nach Gelbsperre) brachte der 96-Cheftrainer auch Sorg, Yamaguchi, Kiyotake sowie die Debütanten Fossum und Wolf für Gülselam (Gelbsperre), Milosevic (angeschlagen), Albornoz, Bech (Muskelfaserriss), Prib und Sobiech. Sané übernahm neben Schulz die zweite Innenverteidigerposition, während Hoffmann den Sechser gab. VfB-Coach Jürgen Kramny musste auf seinen Topscorer Daniel Didavi (Gelbsperre) verzichten. Für ihn stand mit Alexandru Maxim ein anderer Edeltechniker in der Startelf des besten Rückrundenteams.

Jeweils ein Standardtor in ausgeglichenem Spiel
Gemäß dem Motto "Alles oder nichts" startete 96 mit einem furiosen Offensivlauf. Nur vier Minuten waren gespielt, als Winterneuzugang Fossum VfB-Keeper Tyton erstmals zu einer Glanzparade zwang. Der Pole kratzte den 25-Meter-Fernschuss des Norwegers aus dem rechten Giebel. Fünf Minuten später endete ein Karaman-Solo erneut bei Tyton, der den 19-Meter-Abschluss entschärfen konnte. Und die Gäste blieben mutig: Erneut war es Karaman, der nach schöner Kiyotake-Vorarbeit gerade noch beim Abschluss geblockt wurde (14.). Aber eine kurze Tiefschlafphase des 96-Abwehrverbunds bei einem Standard der Schwaben reichte schließlich aus, um den VfB unnötig ins Spiel zu bringen: Die Zuordnung stimmte nicht und der vollkommen alleingelasseneTimo Werner konnte so eine Freistoß-Hereingabe Maxims entsprechend unbedrängt aus sieben Metern über Zieler hinweg in die Maschen köpfen bzw. "schultern" (18.) - das 1:0 für die bis dahin überhaupt nicht stattfindenden Stuttgarter! Natürlich war das ein Schock für die 96er, den es erstmal zu verdauen galt. Der VfB übernahm in der Folge mehr und mehr das Kommando im eigenen Stadion., musste dann aber seinerseits einen Freistoß-Gegentreffer hinnehmen: Nach Foulspiel an Kiyotake servierte dieser selbst das Leder vom rechten Strafraumeck wunderbar auf den langen Pfosten, wo Innenverteidiger Christian Schulz die Kugel unhaltbar für Tyton unter die Latte köpfte – der verdiente Ausgleich (31.)! 96 hatte allerdings kurz darauf bei einer VfB-Doppelchance Glück, nicht erneut den schnellen Rückstand zu kassieren: Zunächst parierte Zieler glänzend gegen Gentner (36.), dann rettete Sorg nach Niedermeier-Kopfball für den bereits geschlagenen 96-Keeper auf der Linie (37.). Eine gutklassige, spannende und abwechslungsreiche Hälfte fand ihren Abschluss in einem schönen 18-Meter-Drehschuss Kiyotakes, der nur knapp am rechten Aluminium vorbeistrich (42.) und einem abgerutschten Volleyschuss von Großkreutz (45.). Hannover hatte sich das Remis zur Halbzeit mit einem couragierten Auftritt mehr als verdient.

"Schulle" wird zum Matchwinner
Personell unverändert gingen beide Teams in einen zweiten Durchgang, der von den Chancen zunächst weiterhin ausgeglichen war, auch wenn die Hausherren sich nun mehr Spielanteile erarbeiteten. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Stuttgart wieder durch Werner, dessen Kopfball dieses Mal aber kein Problem für Zieler war (52.). Dann hatte auf der anderen Seite Karaman Pech, dass sein Schlenzer vom eigenen Mitspieler Wolf abgeblockt wurde (57.). Oliver Sorg sollte wenig später zum zweiten Mal zum Retter in der 96-Defensive werden, als er einen Maxim-Ball erneut von der Linie kratzen konnte (66.). 96 suchte aber weiterhin seine Chance, der Abschluss des agilen Karaman geriet nach langem Spurt aber zu schwach (69.). In der 75. Minute musste der VfB die hin und her wogende Partie dann eigentlich in seine Richtung ziehen, als Kostic Sané entwischt war und mustergültig auf Werner ablegte. Doch der Torschütze zum 1:0 schob das Spielgerät knapp rechts am leeren Gehäuse vorbei! In dieser Phase hatten die Roten das Glück des Tüchtigen. So war es Zielers Glanztat gegen den allein vor ihm auftauchenden Kostic zu verdanken (78.), dass 96 weiter das Remis hielt.
Und nicht nur das! Praktisch eine Kopie des ersten 96-Treffers sollte das Duell doch noch zugunsten der 96er entscheiden: Wieder servierte Kiyotake nach Foul an Karaman den ruhenden Ball von halbrechts mustergültig auf den langen Pfosten, wo erneut Kapitän Christian Schulz per Kopf zur Stelle war. Tyton konnte zunächst zwar noch abklatschen, doch "Schulle" drückte den Abpraller reaktionsschnell über die Linie! Nachdem Fossum kurz nach der 96-Führung zu einem weiteren, allerdings zu schwachen Abschluss kam (86.), bliesen die Schwaben natürlich zur Schlussoffensive. Doch Thomas Schaafs Defensive hielt mit Glück und Geschick dicht! Harniks Schuss verfehlte den rechten Pfosten (87.), dann rettete Zieler grandios gegen Rupp (89.). Als der Schlenzer des eingewechselten Kravets in der Nachspielzeit auch noch haarscharf am rechten Aluminium vorbeistrich, war es tatsächlich geschafft!

Mutiger Auftritt belohnt
96 schafft die Überraschung in Stuttgart und sendet ein wichtiges Lebenszeichen im Abstiegskampf! Die Roten verdienten sich den ersten Rückrundendreier mit einem mutigen und offensivstarkem Auftritt und bescheren dem Team gleichzeitig das erste Erfolgserlebnis unter Thomas Schaaf. Nun geht es in der englischen Woche mit den Spielen gegen Wolfsburg (Dienstag) und Bremen (Samstag) darum, unbedingt nachzulegen.
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STATISTIK:

VfB Stuttgart: Tyton - Großkreutz, Schwaab, Niedermeier, Insua - Sirey Dié (75. Harnik)- Rupp, Maxim, Gentner, Kostic - Werner (77. Kravets)

Hannover 96: Zieler - Sakai, Sané, Schulz, Sorg - Hoffmann - Yamaguchi, Fossum (88. Sobiech), Kiyotake, Wolf (76. Klaus)- Karaman

Tore: 1:0 Werner (18.), 1:1 Schulz (32.), 1:2 Schulz (83.)

Gelbe Karten: Niedermeier / Hoffmann, Yamaguchi, Sorg

Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)

Zuschauer: 54.300