Auseinandersetzung an Regionalzug 96-Fans wehren sich gegen Beschuldigung

Nach einer Auseinandersetzung an einem Regionalzug hat die Polizei knapp 200 Fans von 96, die zum Auswärtsspiel in Mönchengladbach angereist waren, wieder nach Hause geschickt. Der Grund: Sie sollen im Zug die Notbremse gezogen haben. Doch das bestreiten die 96-Fans.

Hannover. Die Polizei in Mönchengladbach hat 238 Anhänger von Hannover 96 in einem Regionalzug festgesetzt und zurück nach Hannover gebracht. Die Fans, unter denen sich nach Informationen der Behörde mindestens 28 gewaltbereite Fußballchaoten befunden haben sollen, sollen am Sonnabend in einem Regionalzug randaliert und Fans von Borussia Mönchengladbach angegriffen haben. Sowohl die Fans, als auch die Fanbeauftragten der „Roten“ widersprechen dieser Darstellung. Demnach wurden sie in dem Zug am Bahnhof Mönchengladbach-Lürrip von vermummten Gladbach-Anhängern angegriffen. 96-Trainer Michael Frontzeck zeigte sich nach dem Spiel sehr enttäuscht davon, dass die Anhänger wegen der Ausschreitungen nicht im Stadion sein konnten.

Vom Hergang der Auseinandersetzung gibt es zwei Versionen. „Bisher gehen wir davon aus, dass es bereits in dem Regionalzug von Düsseldorf nach Mönchengladbach zu Schlägereien kam“, sagte ein Polizeisprecher. Zeugen sagten aus, dass 96-Anhänger durch die Bahn gegangen seien und gezielt Gladbach-Fans angegriffen hätten. „Die Fans sollen dann durchsucht worden sein, und wenn eine Dauerkarte für Mönchengladbach bei ihnen gefunden wurde, sollen die 96-Fans sie verprügelt haben“, so der Polizeisprecher.

Im Bahnhof Lürrip soll dann die Notbremse gezogen worden sein – ob von einem Hannoveraner oder Gladbacher ist unklar. Anschließend sollen die Scheiben aus dem Zug getreten worden und die 96-Anhänger aus der Bahn gesprungen sein. Auf dem Bahnhof trafen diese dann auf etwa 40 vermummte Borussia-Anhänger, mit denen es zu weiteren Schlägereien kam, bis diese mit Autos geflüchtet sein sollen.

„Allein, dass die Gladbacher mit Autos am Bahnhof waren und die 96er vermummt erwartet haben, spricht dafür, dass es eine geplante Aktion war“, widerspricht ein Szenekenner der Darstellung der Polizei. Vielmehr sei die Aggression von Anfang an von den Gladbach-Anhängern ausgegangen, sagen auch die 96-Fanbeauftragten Johannes Seidel und Torsten Koar. „Nach Halt des Zuges wurde dieser durch zum Teil mit Sturmhauben vermummte Randalierer unverzüglich von außen aggressiv angegriffen,“ heißt es in ihrem Statement. Und weiter: „Nach vorliegenden Informationen hatte dieses Vorgehen zum Ziel, verschiedene Fanmaterialien der sich im Zug befindenden 96-Anhänger zu entwenden.“

Davon geht auch der Szenekenner aus. Nach seiner Einschätzung könnte der Angriff eine Racheaktion für eine Provokation der 96er aus einer der letzten Spielzeiten sein. Seit es den Borussia-Ultras 2006 gelungen war, eine Zaunfahne der Hannover-Fans zu stehlen und verkehrt herum im eigenen Block aufzuhängen, gibt es eine tiefe Feindschaft zwischen beiden Lagern, die auch immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt hat.

Das weiß man auch bei der Polizei in Mönchengladbach. „Da wir erst am Bahnhof ankamen, als die Auseinandersetzung vorbei war, können wir noch nicht genau sagen, was passiert ist und welche Gruppe angefangen hat“, sagt ein Polizeisprecher. Da die Gladbach-Fans bereits geflüchtet waren, nahmen die Beamten die Personalien der mehr als 200 Hannover-Fans auf und leiteten Verfahren wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Sachbeschädigung ein.

Nach Abpfiff der Partie, die Hannover 96 mit 1:2 verlor, wurden laut Berichten rund 200 mitgereiste Fans von einem Polizeiaufgebot begleitet, damit sie nicht mit rivalisierenden Fangruppen aus dem Lager der Gladbacher aneinander gerieten.

Am Sonnabendnachmittag beschäftigte sich dann auch die Polizei in Hannover mit Randalierern: Rund 80 Problemfans von Werder Bremen haben vor dem Fußball-Bundesliga-Spiel beim VfL Wolfsburg für einen Eklat gesorgt. Die Anhänger ließen sich vom Personal der Deutschen Bahn nicht kontrollieren und verriegelten auf dem Weg nach Wolfsburg ihre Waggons. In Hannover holte die Polizei die Anhänger aus dem Zug. Einen Bericht zum Thema lesen Sie hier.


Quelle: www.haz.de