Der Sportliche Leiter im Bild-Verhör | Haben Sie die falschen Spieler geholt, Herr Möckel?



Seit November ist Christian Möckel (42) bei 96. Der sportliche Leiter über Fehleinkäufe, Neuaufbau und 2. Liga.

BILD: Herr Möckel, haben Sie im Winter die falschen Spieler geholt?

Möckel: „Wir sollten nicht den Fehler machen und zu früh urteilen. Zugegeben, sie sind noch nicht so in Erscheinung getreten, wie wir uns das gewünscht haben. Auch aufgrund von Verletzungen. Aber es sind spannende Spieler wie Yamaguchi, Fossum und Wolf dabei, die Zeit brauchen. Das haben wir vorher gewusst. Wir hatten andere Ansätze und andere Ansprüche. Da wurde uns allerdings schnell deutlich, dass das, was wir vorhaben, nicht umzusetzen ist. Wir wollten den Kader auch in der Breite stärker machen. Und da macht es dann mehr Sinn, auf junge, hungrige Spieler zu setzen...“

BILD: Ist die Mannschaft denn jetzt besser als in der Hinrunde?

Möckel: „Von der Qualität in der Breite auf jeden Fall. Leider haben wir Woche für Woche durch Verletzungen, Krankheiten oder Sperren wechselnde Aufstellungen.“

BILD: Martin Kind hatte im BILD-Interview vor Weihnachten „Typen“ und „zwei bis drei Deutsche“ gefordert. Wie passt das zusammen mit den tatsächlichen Verpflichtungen?

Möckel: „Wir hatten viele Ideen und Pläne. Wir haben es z.B. bei Kießling und Jones versucht, dazu noch bei einigen anderen. Aber wenn es dann in die Verhandlungen geht und du auf dem Abstiegsplatz stehst, überlegen sich viele Spieler, ob sie sich der Herausforderung stellen wollen. Glauben Sie mir, wir haben vieles versucht. Aber in der Winterpause einer Mannschaft ein neues Gesicht zu verpassen – das ist schon eine verdammt große Herausforderung. Da ist uns nicht alles gelungen, was wir uns gewünscht haben.“

BILD: 5 Spiele, 5 Pleiten – haben Sie den verkehrten Trainer geholt?

Möckel: „Auf gar keinen Fall! Wir haben eine sehr gute Wahl getroffen. Aber Veränderungen brauchen Zeit.“

BILD: Ist 96 noch zu retten?

Möckel: „Ja, wir bleiben drin! Weil wir Samstag in Stuttgart gewinnen und einen Lauf bekommen, so wie andere Mannschaften vor uns auch. Am Ende werden wir so viele Punkte haben, dass wir nicht absteigen. Jeder hat uns abgeschrieben, Hannover sei Absteiger Nr. 1. Dagegen wehren wir uns. Ich bin von unserer Rettung überzeugt – auch wenn es letzten Sonntag nicht so ausgesehen hat.“

BILD: Hat trotzdem die konkrete Planung für die 2. Liga schon begonnen?

Möckel: „Selbstverständlich! Wir müssen zweigleisig planen. Es darf nicht so sein, dass wir erst nach dem letzten Spieltag anfangen. Dann wäre der Zug abgefahren.“

BILD: Bis wann wollen Sie von Thomas Schaaf wissen, ob er auch für die 2. Liga zur Verfügung steht?

Möckel: „Ich gehe davon aus, dass wir in der Liga bleiben. Deshalb stellt sich die Frage nicht.“

BILD: Gute Antwort, aber wenn 96 doch absteigt?

Möckel: „Es gibt keine Frist. Im Übrigen denke ich, dass bei Thomas Schaaf nicht die Liga-Zugehörigkeit das Entscheidende ist, sondern die Perspektive.“

BILD: Wie schwierig ist ein kompletter Neuaufbau in der 2. Liga?

Möckel: „Wir haben diese Erfahrung in Nürnberg gemacht. Dort hatten wir 19 Abgänge und keine Achse mehr. Grundsätzlich sollte man einen gewissen Stamm behalten. Spieler, die als Eckpfeiler Halt geben. Identifikation ist sehr wichtig, aber das Gesamtpaket muss passen.“

BILD: Würde das Ziel sofortiger Wiederaufstieg heißen?

Möckel: „Erst einmal haben wir noch die Möglichkeit, erstklassig zu bleiben. Aber wenn du einen Berg runterfällst, versuchst du ja auch, sofort wieder hoch zu klettern.“


Quelle: www.bild.de