21.12.2015, 18:37
"Großzügige Lösung" mit Hannovers Ex-Coach Frontzeck
Klubboss Kind besorgt: "Wir stecken im Dilemma"

Mit seinem Rücktritt schuf Michael Frontzeck am Montagmorgen Fakten - jedenfalls, was die eigene Person angeht. Es sei keine rein spontane Entscheidung gewesen, betont der Trainer im kicker-Interview. Unterdessen sondiert Hannover 96 den Trainermarkt, eine Lösung vor Weihnachten scheint jedoch unrealistisch. Ein Anwärter ist der Ex-Bremer Thomas Schaaf.


Die Nachricht vom Rücktritt des 96-Trainers Michael Frontzeck hatte am Montagmorgen viele überrascht, auch Hannovers Klubboss. "Ich bin von der Art und Weise überrollt worden", gesteht Martin Kind, "die Entscheidung an sich allerdings kam nicht so ganz überraschend."

Der 71-Jährige lässt durchblicken, dass es im weiteren Tagesverlauf offenbar auch nach den internen Analysen des Hinrundenverlaufs zu einer Trennung von Trainer Michael Frontzeck hätte kommen können: "Wir wollten die Gespräche fortsetzen. Unser Austausch von Argumenten, Chancen und Risiken musste aber bei jedem von uns zu einer Reflexion führen. Ein Problem bestand, das wir auch für uns hätten lösen müssen: Was ist, wenn wir gemeinsam weiter machen und dann das erste Spiel gegen Darmstadt verlieren? Es wäre nicht leichter für uns geworden ..."


Dass seine Entscheidung am Montag spontan gefallen sei, verneint unterdessen Frontzeck im Interview mit dem kicker. "Natürlich habe ich schon seit einiger Zeit reflektiert, wie meine Situation in Hannover war und wie sie sich entwickeln könnte", so der 51-Jährige. "Man tauscht sich doch ständig aus, mit der Familie, besonders mit meiner Frau und mit Freunden. Diese Gespräche haben nicht erst am Sonntagabend begonnen. Ein Stück weit ist das alles in den letzten Wochen gereift. Und ein bisschen Bauchgefühl war - wie immer bei mir - auch dabei."

Meldungen über seine bereits vollzogene Entlassung, die am Sonntagabend nach einem Bericht der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" kursierten, hätten ihn in seiner Überzeugung, das Handtuch zu werfen, allerdings nicht entscheidend beeinflusst, sondern nur noch bestätigt, so Frontzeck.
"Großzügige Lösung" bei der Vertragsauflösung

"Diese Nachrichten sind beim Trainer zeitgleich additiv in den gesamten kritischen Denkvorgang eingeflossen", glaubt auch Martin Kind, der von einer "großzügigen Lösung" bei der Auflösung des bis 2017 laufenden Vertrags mit Frontzeck spricht. Dies nährt die Vermutung auf eine einvernehmliche Trennung, abgemildert mit einer entsprechenden Abfindung für den Ex-Coach.

Es gibt intern zumindest einen Überblick über die Optionen. Jetzt müssen wir sondieren, wer bereit ist, zu uns zu kommen.
Martin Kind

Dringend nötige Verstärkungen werden ihr Kommen davon abhängig machen, wer künftig Trainer bei 96 sein wird, befürchtet Kind: "Wir stecken in einem Dilemma." Ganz unvorbereitet treffe die nun aufgetretene Trainerfrage den Tabellenvorletzten allerdings nicht. "Es gibt intern zumindest einen Überblick über die Optionen. Jetzt müssen wir sondieren, wer bereit ist, zu uns zu kommen." Ganz oben in der Gunst der Niedersachsen steht nach kicker-Informationen der Ex-Bremer Thomas Schaaf. Doch eine Entscheidung könnte noch einige Tage auf sich warten lassen. "Dass wir noch vor Weihnachten eine Lösung haben, ist unrealistisch", so Kind.


Quelle: www.kicker.de