HIER SPRICHT DIE NR. 1
TSCHAUNER »Lieber 5:4 als 0:0

03.09.2016 - 00:00 Uhr
Seine Vorgänger waren u.a. Ron-Robert Zieler (27) und Robert Enke (†32). Jetzt ist Philipp Tschauner (30) die Nr. 1 der Roten. Im BILD-Interview spricht er über den Start, den Torwart-Zweikampf, seine Glücksbringer – und warum ihm ein 5:4 lieber ist als ein 0:0.
Das Interview.
BILD: Nr. 1, wie fühlt sich das an?

Philipp Tschauner: „Sehr schön! Es zeigt, dass sich die Arbeit in der Vorbereitung ausgezahlt hat. Es ist ein gutes Gefühl, weil ich vorher 18 Monate nicht gespielt habe.“
Vier Spiele, keine Niederlage, sind Sie mit dem Start zufrieden?
Tschauner: „Sieben Punkte, im Pokal weiter. Wenn das vorher einer gesagt hätte, hätten wir das unterschrieben. Es ist ein guter Start. Es hätten sogar drei Siege sein können.“
Sie hatten schon Gelegenheit sich auszuzeichnen – zu oft?
Tschauner: „Für einen Torwart ist es positiv, wenn er zwei, drei gute Aktionen hat, gleich gut rein kommt. Mir gibt das ein gutes Gefühl. Wichtig ist aber auch, dass die Mannschaft spürt: Da hinten steht einer drin, dem wir vertrauen können.“
Aufstieg ist 96-Ziel. Und ihr persönliches Ziel? Wie wenig Gegentore?

Tschauner: „Da habe ich keine Zahl im Kopf. Wenn wir jedes Spiel 5:4 gewinnen, nehme ich das gerne. Auch dann habe ich meinen Anteil am Erfolg, weil ich vielleicht in letzter Minute das 5:5 verhindert habe.“
Das Torwart-Duell war eng. Was glauben Sie, hat den Ausschlag gegeben?
Tschauner: „Das muss der Trainer beantworten. Ich denke, der Sammy (Sahin-Radlinder, die Red.) und ich haben uns gegenseitig hoch gepusht, uns nie in Ruhe gelassen.“

Wie ist ihr Verhältnis zu Samuel?
Tschauner: „Absolut okay! Wir verstehen uns gut. Diese verbissenen Duelle oder sogar Feindschaften wie es sie früher mal gab, die gibt es heute nicht mehr. Das kann sich keine Mannschaft erlauben ohne den Erfolg zu gefährden.“
Für St. Pauli haben sie mal ein Tor gemacht. Wann treffen Sie für 96?

Tschauner: „Hoffentlich nie! Wenn ein Torwart nach vorne muss, bedeute das ja immer, dass ein Notstand ist. Man liegt kurz vor Schluss zurück, muss etwas aufholen. Da ist auch immer eine gewisse Verzweiflung dabei. Also bin ich nicht geil drauf, noch mal ein Tor zu schießen.“
Das 2:2 damals gegen Paderborn bleibt also ein einmaliges Erlebnis...
Tschauner: „Es war ein Wahnsinns-Gefühl, unbeschreiblich, unfassbar. 10 Mann auf mir drauf, ich war fix und fertig. Aber ich brauche das nicht noch mal.“

Wie sind Sie Torwart geworden?
Tschauner: „Ich war schon als kleiner Junge Torwart, schon seit der F-Jugend. Ich fand es cool, der einzige zu sein, der den Ball in die Hand nehmen darf. Torwart ist was Besonderes! Du bist der letzte Mann, Fehler führen schnell zu Gegentoren. Ich mag diese Verantwortung.“
Sie sind verheiratet, Ihr Sohn ist zwei – schon ein Torwart-Talent?
Tschauner: „Er hat auf jeden Fall Bock, sich im Wohnzimmer auf den Ball zu schmeißen. Meine Frau sagt zwar immer: ‚Raus aus dem Tor.‘ Aber ich finde es schön, wenn der Kleine da mit großen Handschuhen steht.“
Ihre Handschuhe sind Glückbringer, oder?
Tschauner: „Ja, nach Zu-Null-Spielen oder Siegen versuche ich immer, im nächsten Spiel dasselbe Outfit wieder anzuziehen. Beim Trikot geht das manchmal nicht. Aber bei den Handschuhen ziehe ich das durch. Seit dem ersten Spieltag habe ich dieselben Handschuhe an.“

Der Belag wird schon dünn...
Tschauner: „Am besten wäre es, sie hätten irgendwann gar keinen Belag mehr.“


Quelle: www.bild.de