Vorbereitung 2. Bundesliga
So will Hannover 96 zurück an die Spitze
2002 gab es in Hannover den bislang letzten Aufstieg zu bejubeln. Als Stürmer mit seinen Toren daran beteiligt war ein gewisser Daniel Stendel. Jetzt will und muss Hannover 96 wieder hoch – doch weniger als 30 Prozent der Erstliga-Absteiger schafften zuletzt die sofortige Rückkehr. So will der Verein trotzdem zurück an die Spitze.

Hannover. Natürlich gibt es keinen bei Hannover 96, der sich am Dienstag hingestellt und Eintracht Frankfurt überschwänglich zum Klassenerhalt gratuliert hat. Und dass sich 96-Geschäftsführer Martin Bader mehr über eine Erstligarückkehr des 1. FC Nürnberg gefreut hätte, darf nicht nur wegen seiner vielen Jahre bei den Franken unterstellt werden. Hätte der „Club“ den Aufstieg geschafft, wäre ihm das mit einer größtenteils von Bader zusammengestellten Mannschaft gelungen.

Bei 96 haben sich die Verantwortlichen nach dem Relegations-Rückspiel also verständlicherweise zurückgehalten und den Fans überlassen, das auszusprechen, was fast alle in Hannover denken: Man gut, dass nicht auch noch die Frankfurter kommende Saison in der 2. Liga mitmischen. Die „Roten“ wollen - und müssen, wie Clubchef Martin Kind sagt - sofort wieder hoch, beim Aufstiegsunternehmen wäre die finanzstärkere Eintracht der größere Konkurrent geworden als nun der 1. FC Nürnberg, der Leistungsträger verkaufen muss. Mit dem VfB Stuttgart hat 96 bereits einen starken Rivalen, für den der sofortige Aufstieg ebenfalls Pflicht ist, auf die Frankfurter verzichtet man deshalb gern.

„Wir müssen wieder aufsteigen“

Kind bezeichnet die 2. Liga als „eine andere Welt“. Und diese soll 96 nach einer Saison wieder verlassen, denn mit jedem Jahr wird ein Aufstieg schwieriger. „Wir sind wirtschaftlich voll handlungsfähig“, sagt Kind. „Doch das ist nur in der ersten Zweitligasaison so, in den Folgejahren müssten wir die Kosten deutlich reduzieren. Deshalb wollen und müssen wir direkt wieder aufsteigen.“

In der jüngeren Vergangenheit sanken die Gesamtumsätze der Vereine um ein Drittel, wenn man das letzte Erstliga- mit dem ersten Zweitligajahr vergleicht. Und nur zum Anfang funktioniert beim wichtigen Fernsehgeld noch der Abstiegs-Airbag, denn bei der Berechnung der Verteilung gelten die vergangenen fünf Spielzeiten. Weil vom TV-Geld das meiste in der 1. Liga ankommt, schmerzt jedes Jahr im Unterhaus mehr.

Mindestens zwei Versuche

Beim Ziel sind sich alle bei 96 einig. Es wird allerdings unterschiedlich offensiv formuliert. Kind hat bereits wissen lassen, „mit allen Konsequenzen kompromisslos“ zu sein, falls der Aufstieg in Gefahr gerät. Bader geht die Sache vorsichtiger an. „Wenn man 14 Jahre Bundesliga gespielt und auch Erfolge gefeiert hat, wenn man sich mit dem Stadion und den Rahmenbedingungen hier auseinandersetzt, dann kann man nicht davon sprechen, dass die 2. Liga eine dauerhafte Lösung sein darf“, sagte er bei „fussball.news“. Doch Bader warnt vor einer „ganz schweren Saison. Ganz viele Absteiger haben sich in der Vergangenheit gerade am Anfang sehr schwergetan.“ Mit Sprüchen und Überschriften sei jedenfalls noch nie jemand aufgestiegen.

In den vergangenen drei Spielzeiten blieben von den sechs Absteigern vier in der 2. Liga hängen, der SC Paderborn stieg in die 3. Liga ab, nur der SC Freiburg schaffte in der abgelaufenen Zweitligasaison die sofortige Rückkehr. Anzunehmen, dass sich der Unfall Abstieg einfach reparieren lässt, wäre jedenfalls ein Fehler. Weniger als 30 Prozent der Erstliga-Absteiger schafften in den zurückliegenden zehn Jahren die Rückkehr in der folgenden Saison. Selbst ein Verein wie der 1. FC Köln brauchte zuletzt zweimal einen zweiten Versuch.

Als Vorbild für die „Roten“ taugt da schon eher Hertha BSC. In den 14 Jahren, in denen Hannover erstklassig war, erwischte die Berliner zweimal der Abstieg, doch jedes Mal gelang die sofortige Rückkehr.

Anders als der Hauptstadtclub ist 96 beim Thema Aufstieg allerdings etwas aus der Übung gekommen. 2002 gab es in Hannover den bislang letzten Aufstieg zu bejubeln. Als Stürmer mit seinen Toren daran beteiligt war ein gewisser Daniel Stendel.

So erging es anderen Absteigern

Schwieriges Unterfangen: Wie erging es den Clubs nach dem Abstieg aus der 1. Liga? Ein Blick auf die Absteiger der vergangenen zehn Spielzeiten zeigt, dass der sofortige Wiederaufstieg für viele Vereine ein Wunschtraum blieb. Für Energie Cottbus und Alemannia Aachen begann mit dem Abstieg aus dem Oberhaus sogar der lange Weg nach unten bis in die 4. Liga. Hertha BSC dagegen kehrte gleich zweimal nach einem Abstieg in die 1. Liga zurück.

Erstliga-Absteiger 2005/2006

1. FC Kaiserslautern (Wiederaufstieg 2010)
1. FC Köln (Aufstieg 2008)
MSV Duisburg (sofortiger Wiederaufstieg)
Erstliga-Absteiger 2006/2007

Mainz 05 (Aufstieg 2009, seitdem 1. Liga)
Alem. Aachen (heute Regionalliga)
M’gladbach (sofortiger Wiederaufstieg)
Erstliga-Absteiger 2007/2008

1. FC Nürnberg (sofortiger Wiederaufstieg)
Hansa Rostock (heute 3. Liga)
MSV Duisburg (seitdem 2. und 3. Liga)
Erstliga-Absteiger 2008/2009

Energie Cottbus (künftig Regionalliga)
Karlsruher SC (heute 2. Liga)
Arminia Bielefeld (heute 2. Liga)
Erstliga-Absteiger

2009/2010 Hertha BSC (sofortiger Wiederaufstieg)
VfL Bochum (seitdem 2. Liga)
Erstliga-Absteiger 2010/2011

Eintr. Frankfurt (sofortiger Wiederaufstieg)
FC St. Pauli (seitdem 2. Liga)
Erstliga-Absteiger 2011/2012

1. FC Köln (Aufstieg 2014, seitdem 1. Liga)
1. FC Kaiserslautern (bis heute 2. Liga)
Hertha BSC (sofortiger Wiederaufstieg)
Erstliga-Absteiger 2012/2013

Greuther Fürth (seitdem 2. Liga)
Fortuna Düsseldorf (seitdem 2. Liga)
Erstliga-Absteiger 2013/2014

1. FC Nürnberg (seitdem 2. Liga)
Eintr. Braunschweig (seitdem 2. Liga)
Erstliga-Absteiger 2014/2015

SC Freiburg (sofortiger Wiederaufstieg)
SC Paderborn (Abstieg in die 3. Liga)
Erstliga-Absteiger 2015/2016

VfB Stuttgart?
Hannover 96?


Quelle: www.haz.de