96-TOR
Philipp Tschauner: Raus aus Zielers Schatten
Philipp Tschauner lässt Ron-Robert Zieler vergessen: Der neue Mann im Tor von Hannover 96 hat großen Anteil an den starken Start in Liga zwei.
HANNOVER. Weg aus der „Wohlfühloase Hannover“. So hatte Ron-Robert Zieler seinen jahrelangen Stammplatz Platz im 96-Tor bezeichnet. In der englischen Millionen-Oase saß er bei Meister Leicester (1:2 gegen Hull City) auf der Bank, Kasper Schmeichel stand im Tor. 96 machte es sich mit einem 3:1 gegen Fürth an der Spitze der zweiten Liga gemütlich, mit Zielers Nachfolger Philipp Tschauner.

Beim „Tschauni“, sagte Stürmer Martin Harnik, „können wir uns bedanken, dass er uns im Spiel gehalten hat“. Tschauner musste während der schwachen 96-Phase nach der Pause mehr halten als Zieler früher in fünf Spielen. Noch ist es nicht soweit, dass der 30-Jährige gefeiert wird wie der Weltmeister. Aber den Respekt hatte er sich mit seiner Leistung verdient.

Nach dem Spiel „war ich echt kaputt“, gab Tschauner zu. „Vom Betreten des Rasens bis zu letzten Minute war es sehr intensiv für mich.“ Schon die Belastung im Kampf ums Tor war enorm gewesen. Und noch immer wirkt die Nummer eins trotz seines Alters aufgewühlt. Sein erster Heimauftritt sei „überwältigend“ gewesen. Vor allem, „wenn du ein Jahr hier bist, ein Jahr nur trainierst und praktisch nie das Spielgefühl hast.“ Die Angst des Torwarts vorm Versagen, davor, wieder nur Nummer zwei zu sein - Tschauner hat sie erst in Lautern, dann gegen Fürth bezwungen.

Seinen persönlichen Höhepunkt feierte Tschauner mit seinem reflexhaften Wegwischer bei der Riesenchance von Robert Zulj. „Es hat sich gut angefühlt, den Ball zu halten“, gab er zu. Ein Sonderlob von Daniel Stendel gabs aber nicht, eher die Freude über etwas, was der Trainer selbstverständlich findet: „Ich freue mich, dass er ihn gehalten hat, aber dazu haben wir einen Torhüter.“

Für Tschauner war es nicht nur ein gehaltener Ball. Er ballte die Fäuste, schrie, tippte heftig mit den Zeigefingern an die eigene Stirn, damit seine Mitspieler endlich den Kopf wieder einschalten. „Der Druck war enorm“, sagt er zum Fürth-Spiel.

Druck ist ein Wort, dass Tschauner oft benutzt. Mit dem Abpfiff kam die Erleichterung. „Das war richtig schön mit dem ersten Heimsieg vor den Fans“, sagte er. Er mag sich bei 96 noch nicht ganz so wohl fühlen, wie zuletzt Zieler, der als junger Mensch bei 96 zum reifen Torwart heranwuchs. Tschauner ist bereits ein reifer Torwart und wird noch viele Chancen bekommen, es zu beweisen.


Quelle: www.neuepresse.de