Abstieg, Gewalt, Kind, Schaaf | Fanclub-Boss redet Klartext

Vor 12 Jahren gründete Michael Brunke (45) zusammen mit vier Freunden den Fanclub „Rote Liebe 96 Rethen/Leine“ (inzwischen 70 Mitglieder). Sein Stammplatz in der HDI Arena ist in Block „N12“.

BILD: Wie groß ist Ihre Enttäuschung?

Brunke: „Mein Frust ist riesengroß, und mein Ärger auch. Weil es ein Abstieg mit Ansage ist! Die Euphorie aus der Europa League ist schon lange verpufft. Martin Kind hat die falschen Weichen gestellt, der Absturz war leider ein schleichender Prozess.“

BILD: Welche Fehler ärgern Sie besonders?

Brunke: „Als Schmadtke ging, hat der Niedergang angefangen. Mit Dufner kam ein Sportdirektor, der nie Rückendeckung bekommen hat. Martin Kind führt doch mit großem Erfolg eine Hörgeräte-Firma. Er müsste wissen, wie man mit Führungskräften umgeht.“

BILD: Was meinen Sie?

Brunke: „Herr Kind hätte Dufner stützen oder wegschicken müssen. Stattdessen dieser Eiertanz. Da ist viel Zeit verloren gegangen und ein Kader herausgekommen, der jetzt absteigt.“

BILD: Was sagen Sie zu Thomas Schaaf?

Brunke: „Ich bin sehr enttäuscht von ihm, weil ich mir mehr versprochen habe. Er reißt niemanden mit, verbreitet keinen Enthusiasmus, wie es ein Trainer als Feuerwehrmann eigentlich tun müsste. Einige Entscheidungen von ihm habe ich auch nicht verstanden. Wie kann man Schmiedebach in den ersten Spielen auf der Zehn und nicht auf der Sechs aufstellen? Das ist kein Spielmacher, sondern ein Zerstörer.“

BILD: Sollte 96 auch bei Abstieg mit Schaaf weitermachen?

Brunke: „Ich bin der Meinung, dass 96 mit einem neuen Trainer in die 2. Liga gehen muss. Schaaf ist belastet, wir müssen den Reset-Knopf drücken und bei null anfangen.“

BILD: Was für einen Trainer wünschen Sie sich?

Brunke: „Einen, der ohne Vorbehalte arbeiten kann. Einen jungen Trainer mit einem Konzept, einen wie Tayfun Korkut. Ich persönlich würde ihn zurückholen. Aber er hätte es wahrscheinlich zu schwer, weil er schon mal da war.“

BILD: Was muss noch in der 2. Liga passieren?

Brunke: „Wenn Zieler geht, muss Timo Königsmann ins Tor. Wir Fans wünschen uns endlich wieder einen echten Hannoveraner. Nichts gegen Japaner, aber wir brauchen endlich wieder Identifikationsfiguren wie früher Lala, Cherundolo oder auch Pinto. Die aktuelle Truppe besteht doch überwiegend aus Söldnern. Bis auf Schulz und Schmiedebach gibt es keine Identifikationsfiguren mehr.“

BILD: Kein Spiel vergeht, ohne dass die Kurve „Kind muss weg“ ruft. Sehen Sie das auch so?

Brunke: „Ich habe da noch nie mitgerufen. Man muss Herrn Kind dankbar sein, 14 Jahre Bundesliga sind sein Verdienst. Er sollte 96 weiter erhalten bleiben, sich aber aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Das sollte er zukünftig Herrn Bader überlassen.“

BILD: Beim Köln-Spiel forderten einige Fan-Chaoten die Trikots der Spieler. Einer kam mit Galgenstrick in den Block. Was sagen Sie dazu?

Brunke: „Es ist nur Fußball! Gewalt und Gewaltsymbole haben im Stadion nichts zu suchen. Grundsätzlich müssen Spieler und Fans wieder enger zusammenwachsen. Dazu gehört auch, dass Spieler regelmäßig an den Zaun kommen und man ihnen als Fan auch mal seine Meinung sagen darf.“


Quelle: www.bild.de