André Weis

Weis plant den nächsten Höhenflug



Andreas Menger hat einen ­Fehler gemacht. Der Torwarttrainer des VfB war nicht so ganz bei der Sache, damals, vor knapp einem Jahr. Bei der ersten Einheit mit Keeper André Weis. „Andi hat mir oft gesagt, dass er das im Nachhinein gerne gefilmt hätte“, sagt Weis: „Damit er mir jetzt meine Fortschritte zeigen kann. Er sagt immer, dass mein Spiel von damals und heute ein Unterschied wie Tag und Nacht sei.“ Die Entwicklung des 22-jährigen Keepers war so rasant, dass der sie erst im Sommerurlaub auf Mallorca begreifen konnte. „Da liegst du mit deiner Freundin am Strand und denkst: ‚Wow, was ist da eigentlich alles passiert.‘ Es ist schon Wahnsinn“, sagt Weis.

Der Wahnsinn, er begann im vergangenen Sommer. Der VfB holte den Torhüter damals von der TuS Koblenz als Ersatz für Bernd Leno in der dritten Liga. Doch der wechselte dann bekanntlich zu Bayer Leverkusen – und Weis war von heute auf morgen die Nummer eins. Es ging Schlag auf Schlag. Der Keeper sprang ins kalte Wasser – und er schwamm sich frei.

Weis überzeugte, machte große Fortschritte. Und plötzlich war er sogar ein Teil des Bundesliga-Kaders. Ersatzkeeper Marc Ziegler verletzte sich – nach den starken Leistungen in der dritten Liga vertraute Trainer Bruno Labbadia Weis als Ersatzmann für Sven Ulreich. „Es ist überragend gelaufen für mich“, sagt Weis – was sein Drittliga-Trainer Jürgen Kramny nur bestätigen kann. „Er hat fast immer super gespielt. Er war eine Konstante bei uns“, sagt der Coach des VfB II, „man kann sich einfach immer auf ihn verlassen. Er geht mit seiner Leistung voran und hat sich bei uns zum Führungsspieler entwickelt.“

Weis weiß, wo er herkommt

Torwarttrainer Andreas Menger ­beschreibt die Eigenschaften von André Weis so: „Er ist für seine 22 Jahre schon sehr reif, er strahlt extrem viel Ruhe aus – und er übt dadurch auch außerhalb des Platzes einen positiven Einfluss auf die Mitspieler aus.“ Sein Passspiel müsse Weis noch ­verbessern – und an seiner Präsenz und der Ausstrahlung müsse er noch mehr arbeiten.

Der Keeper selbst gibt sich vor der neuen Saison voller Tatendrang – was einen guten Grund hat: Weis weiß, wo er herkommt. Und da will er nie mehr hin. Vor zweieinhalb Jahren war er die Nummer zwei bei der TuS Koblenz. Oft musste er in der Reserve aushelfen – in der Kreisliga B. „Da sind die Gegner mit der Zigarette in der Hand zum Spiel gekommen“, erinnert sich Weis. Doch von den Niederungen des Amateurfußballs ging es steil nach oben. Weis wechselte zum SV Wilhelmshaven in die Regionalliga, machte große Fortschritte. Landete im Sommer 2011 beim VfB. Und da wurde die Entwicklung noch rasanter. Er wurde zur unangefochtenen Nummer eins beim VfB II. Und trainierte meist bei den Bundesliga-Profis mit.

„Meine Mutter ist meine schärfste Kritikerin“

Jetzt plant Weis den nächsten Höhenflug. „Meine Mutter ist meine schärfste Kritikerin – zuletzt hat sie mir gesagt: ‚Nach oben kommen ist leicht, oben bleiben dagegen schwer.‘“ Weis will weiter Höhenluft schnuppern – und das soll konkret so aussehen: weiter beim Bundesliga-Team trainieren, beim VfB II Spielpraxis sammeln – und gezielt an den Schwächen arbeiten. „Er muss sich stabilisieren, sich auf höchstem Niveau weiterentwickeln – dann werden wir sehen, was kommt“, sagt Andreas Menger.

Marc Ziegler ist zurzeit die Nummer zwei bei den Profis – ein Zustand, der sich irgendwann mal ändern könnte. André Weis, der einen Vertrag bis 2014 hat, hat große Ziele. Er sagt, dass er sich natürlich vorstellen könne, irgendwann in der ersten oder zweiten Liga zu spielen. Doch auf dem Weg dahin ruht er in sich selbst, denn: „Bei meiner Geschichte habe ich gelernt, die Dinge gelassen zu sehen. Man weiß im Sport nie, wie es kommt – deshalb darf man sich nicht verrückt machen“, sagt der Keeper: „Das Einzige, was man tun kann, ist Gas geben.“

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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