Bundesliga

In der Spitzengruppe etabliert



Mit häufiger Rotation, geglückten Transfers und viel Selbstvertrauen aufgrund der Erfolge hat sich Borussia Mönchengladbach im Kampf um den Platz hinter dem FC Bayern festgesetzt.

Kurz vor 22 Uhr am 25. Mai 2011 wurde die Anspannung aller Borussen ein bisschen weniger. Marco Reus hatte soeben im Relegationsrückspiel beim VfL Bochum das 1:1 in 72. Spielminute erzielt. Damit war Mönchengladbach dem Klassenverbleib nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel einen großen Schritt näher gerückt. Als etwa 20 Zeigerumdrehungen der Abpfiff ertönte wich die Anspannung gänzlich der Erleichterung.

Der Club vom Niederrhein hatte damit die größte Krise der jüngeren Vereinsgeschichte glimpflich beendet und schickte sich in den Folgejahren an, in die Bundesligaspitze zurückzukehren. Derzeit hat Borussia Mönchengladbach mit dem Abstiegskampf so wenig zu tun wie Karlsruhe mit Schwaben, startet von Tabellenplatz vier in die Rückrunde – immer den internationalen Wettbewerb, im Optimalfall die Champions League, im Visier.

Vom Abstiegskandidaten zur Spitzenmannschaft, die positive Entwicklung d er Mannschaft von Lucien Favre hat vor allem mit dem Cheftrainer sowie dem Sportdirektor Max Eberl zu tun. Nicht minder sind gewiss die Verdienste des Präsidenten Rolf Königs oder des Geschäftsführer Stephan Schippers, doch diese arbeiten eher im Hintergrund, während Lucien Favre und Max Eberl qua Amt medial viel präsenter sind. Die Beiden scheinen nahezu perfekt zu harmonieren. Der eine, Lucien Favre, ein Liebhaber der Analyse, ein akribischer Arbeiter, von der 11Freunde-Redaktion als „der verrückte Professor unter den Bundesligatrainern“ bezeichnet, hat seine Spielphilosophie vom offensiven, mutigen, temporeichen Fußball der Borussia mittlerweile implantiert. Der andere, Max Eberl, stellte mit dem Cheftrainer die Mannschaft zusammen, vertritt den Club mit seiner ruhigen, besonnenen Art auch nach außen professionell und sympathisch.

Erfolgreicher Defensivstil

Unter dem Strich ergibt sich aus der Zusammenarbeit Kontinuität, Stringenz und Professionalität. Der Kader, der passgenau zur Vorstellung der beiden ist, hat es in dieser Saison bisher geschafft, die Dreifachbelastung durch Bundesliga, DFB-Pokal und Europapokal perfekt wegzustecken. Die Mannschaft überwinterte in der Liga nicht nur weit oben, international zog sie als Gruppensieger ins Sechszehntelfinale der Europa League gegen den FC Sevilla ein und trifft im Achtelfinale des deutschen Cupwettbewerbs auf Kickers Offenbach.

Diese Erfolge von Christoph Kramer und Co. basieren auf guten Leistungen der Profis, ausgeklügelten Matchplänen sowie mutiger Rotation des Trainers und eingeschlagenen Transfers wie Yann Sommer, André Hahn oder Ibrahima Traoré. Das ausgebliebene Verletzungspech spielt natürlich auch eine Rolle, allerdings, so scheint es, eine untergeordnete. Borussia Mönchengladbach ist noch gefestigter als in den vergangenen Spielzeiten. Trotz des holprigen Saisonstarts gegen den VfB, bei dem erst kurz vor dem Schlusspfiff ein Punkt gesichert wurde, kam das Team gut in die Spielzeit. Mit dem 3:1 gegen Hoffenheim am 57. Geburtstag von Lucien Favre stellte dieser den Vereinsrekord der Trainerlegende Hennes Weisweiler von 17 Spielen ohne Niederlage in Serie ein, und geriet mit einem weiteren Sieg zum alleinigen Rekordhalter. Und trotz der anschließenden Minikrise von drei Niederlagen hintereinander raffte sich die Borussia wieder auf und spielte sich schließlich nach der Saisonhalbzeit auf den Champions League-Qualifikationsplatz vier.

Die Borussen wirbeln einerseits sehr gut über die Flügel, andererseits ist ihr Defensivstil ein Erfolgsfaktor. Mit 16 Gegentreffern ist tabellarisch gesehen lediglich der FC Bayern München (4) besser als das Team von Lucien Favre. Dieser ist davon abgerückt, die Startformation selten zu ändern – und auch damit schaffte er es sicherlich, all seine Spieler bei Laune zu halten – seien es die Eigengewächse, die von extern gekommenen Talente oder die routinierteren Profis. In der vierten Spielzeit nach der großen Krise ist die Anspannung im Borussia-Kader wieder groß. Doch diesmal ist sie positiv. Bei all den guten Nachrichten über die Gladbacher ist aber auch gewiss: Im Hinspiel hat der VfB gezeigt, dass er der Elf vom Niederrhein durchaus Paroli bieten kann.

Quelle: vfb.de


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