Das VfB-Gegnerinterview: DSC Arminia Bielefeld

„Aus einer Frittenbude machst Du eben kein Sternerestaurant“

Social-Media-Manager Tristan Krause spricht in unserer Serie „Das Gegnerinterview“ über seinen Lieblingsverein Arminia Bielefeld und die anstehende Begegnung beim VfB Stuttgart.


Selfie bei der Aufstiegsfeier: Tristan Krause hat schon viele Höhen und Tiefen mit
Arminia Bielefeld erlebt.

An diesem Sonntag (13.30 Uhr/Liveticker) empfängt der VfB Stuttgart Arminia Bielefeld am 12. Spieltag der 2. Bundesliga. Social-Media-Manager Tristan Krause ist als Fan mit dem Club schon durch viele Höhen und Tiefen gegangen. Wir sprachen mit ihm über Legenden und Fußballgötter, Fußballmangerspiele auf der Konsole und den Unterschied zwischen Frittenbuden und Sternerestaurants.

Herr Krause, wir nehmen an, dass die Stimmung im Arminen-Lager aufgrund der aktuellen sportlichen Misere etwas getrübt ist.
„Es geht eigentlich. Was wir gerade erleben war ja jahrelang der Normalzustand, Abstiege inklusive. In der jüngeren Vergangenheit war es ordentlich bis gut, jetzt läuft es halt gerade nicht. Doch im Vergleich mit der verlorenen Relegation gegen Darmstadt 98 ist das noch absolut im Rahmen. Das sind Wunden, die nie verheilen werden.“

Jetzt kommt es zum Duell mit dem VfB Stuttgart. Wie ist die Wahrnehmung des VfB aus der Bielefelder Perspektive?
„In den letzten Jahren sprangen ja einige große Traditionsclubs dem Abstieg gerade noch von der Schippe, man denke nur an den HSV. Jetzt hat es mit Stuttgart einen dieser Clubs erwischt. Ich bin gespannt, ob der direkte Wiederaufstieg gelingt. Angesichts der Kaderqualität müsste das klappen, aber man weiß ja nie. Ich persönlich verbinde mit dem VfB ein sehr positives Erlebnis. In der Saison 1996/1997 gewannen wir ein Heimspiel völlig unerwartet mit 2:0 – Matthias Breitkreutz und Billy Reina erzielten aus unmöglich spitzem Winkel die Tore.“

Ein Stuttgarter Eigengewächs wurde später zur Legende in Bielefeld – Rüdiger „Rübe“ Kauf.
„Das stimmt! Der hat hier wirklich Legendenstatus, weil er sich immer voll reingehauen hat und aus seinen beschränkten Möglichkeiten das Maximale herausgeholt hat. Das ist etwas, das die aktuellen Spieler bis zum Pokalspiel in Dresden stark vermissen ließen. Ähnlich wie bei „Rübe“ war es übrigens bei einem weiteren Stuttgarter, der auf der Bielefelder Alm die Kickstiefel schnürte: Günther „Fußballgott“ Schäfer.“

Der ist heute Teammanger beim VfB. Hat Rüdiger Kauf noch eine offizielle Funktion bei der Arminia?
„Ich glaube als Scout. Er ist hier zwar sesshaft geworden, aber nicht wirklich präsent im Verein eingebunden, soweit ich weiß.“

Bis vor kurzem war ein weiterer Bekannter aus der Region noch Trainer in Bielefeld – Rüdiger Rehm. Warum hat das letztlich nicht funktioniert?
„Da muss man etwas weiter ausholen. Nach dem eher unschönen Weggang von Norbert Meier, der noch drei Wochen vor seinem Wechsel in der Presse bekannte, überhaupt keine Wechselambitionen zu haben, um dann doch zu Darmstadt 98 zu gehen, entfachte die Verpflichtung von Rehm eine kleine Euphorie im Umfeld. Er stand für offensiven Fußball, der absolute Gegenentwurf zu Meier also.
Die Vorbereitung verlief dann ganz gut. Die Abwehr wackelte zwar, aber solange wir vorne einen Treffer mehr erzielten, als wir kassierten, war das okay. Doch man hat schnell gemerkt, dass die Spieler nicht kapierten was er von ihnen wollte. Dazu kamen dann teils nicht nachvollziehbare Wechsel und Umstellungen. Spieler wurden nicht auf ihrer angestammten Position eingesetzt, landeten von der Startelf auf der Tribüne oder andersherum. Das hatte teilweise etwas von einem Fußballmanagerspiel auf der Konsole. Zu seiner Entschuldigung muss man aber auch sagen, dass man aus einer Frittenbude eben kein Sternerestaurant machen kann. Das Spielermaterial gibt nicht allzu viel her. Das 0:4 in Düsseldorf war dann der Knackpunkt, danach hat der Verein reagiert.“

Unter dem Interimstrainer Carsten Rump gab es zuletzt einen Sieg.
„Richtig, die Spieler können auch plötzlich wieder rennen und kämpfen. Aber er darf wegen der fehlenden Trainerlizenz nur 15 Werktage bleiben. Das Spiel in Stuttgart wird sein letztes auf der Bank sein.“

Welche Erwartungen haben Sie an das Spiel?
„Ich rechne mir nicht allzu viel aus. Der VfB ist gut in der Spur. Ich erwarte allerdings einen kämpferischen Auftritt und hoffe, dass wir ein unbequemer Gegner sein werden. Vielleicht hat der VfB ja auch noch einmal einen „Dresden-Tag“ und wir können einen Punkt holen. Das würde ich sofort unterschreiben.“

Ihr Tipp – wie geht es aus?
„Ich hoffe auf ein 1:1.“

Zur Person:
Tristan Krause (35) begleitete über zehn Jahre den Jugendfußball der Arminia in der A- und B-Junioren-Bundesliga als Reporter für eine Lokalzeitung. Heute arbeitet er als Social-Media-Manager für eine Werbeagentur. Fußballfan ist er von Kindesbeinen an, seit über 20 Jahren geht er regelmäßig auf die „Alm“, seit zwei Jahren ist er Dauerkartenbesitzer. Krause ist auf Twitter als @tristanteuto aktiv.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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