Kapitän Christian Gentner:

„Wir dürfen nicht durchdrehen“

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Bloß keine Angst: Christian Gentner freut sich auf den Endspurt

Der VfB Stuttgart will zurück in die Bundesliga – und nach den nun anstehenden drei Spielen in acht Tagen sieht man womöglich schon, wohin die Reise geht. „Diese englische Woche kann richtungsweisend sein“, sagt Spielführer Christian Gentner.

Herr Gentner, die Länderspielpause geht zu Ende. Begonnen hatte sie ja nicht gerade mit einem Stimmungshoch.
Nach dem Spiel in Fürth waren Enttäuschung und Frustration natürlich groß. Vor allem, weil wir das Spiel dort leichtfertig aus der Hand gegeben haben. Während der vergangenen Woche haben wir uns dann aber auch wieder bewusst gemacht, dass wir immer noch aus einer guten Position heraus agieren können.

Gilt „leichtfertig“ nicht für alle drei Spiele, die der VfB zuletzt sieglos beendete? Immerhin ging so eine noch komfortablere Ausgangsposition verloren.
Nein. Wir sind zwar in alle drei Spiele nicht gut reingekommen, im Heimspiel gegen den VfL Bochum aber haben wir bis zum Schluss viel Druck entwickelt und hätten die Partie am Ende noch gewinnen können. Das war alles andere als leichtfertig. Und davor in Braunschweig waren nach dem Spiel alle der Meinung, dass wir einen Punkt gewonnen haben, weil wir lange in Unterzahl gespielt haben.

Was war dann anders beim 0:1 in Fürth?
Wir haben uns schlecht in den Räumen verhalten, haben einfache Fehler gemacht und waren auch sehr schnell unzufrieden. Wir haben uns dann nicht ins Spiel zurückgekämpft und es versäumt, uns über einfache Aktionen das Selbstvertrauen zurückzu­holen.

Insgesamt . . .
. . . wurde nach diesen drei Partien außerhalb des Vereins von einem Abwärtstrend gesprochen. Da müssen wir aber aufpassen und dürfen nicht durchdrehen. Für uns kommt es darauf an, sachlich mit der Situation umzugehen. Wir haben davor auch nicht alle Spiele 4:0 gewonnen, sondern hart erkämpfte, teils sehr knappe Siege errungen.
Haben diese Siege dennoch eine trügerische Sicherheit vermittelt? Wurde danach der eine oder andere Schritt zu wenig gemacht?
Nein, das glaube ich nicht. Auch nicht im Training, da war das Niveau noch einmal höher als vor dieser Serie. Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, als ob sich da Nach­lässigkeiten eingeschlichen hätten.

Was war es dann? Sie hatten nach dem Spiel gegen Bochum und in Fürth angedeutet, dass es da doch etwas gibt.
Da ging es um Dinge, die wir zu Beginn eines Spiels wiederholt nicht so umgesetzt haben, wie wir uns das vorgenommen hatten. Es ging aber nicht darum, dass ich den Eindruck gehabt hätte, dass jetzt plötzlich einer keine Lust mehr hat, nach hinten zu laufen. Überhaupt nicht.
Beim Spiel in Fürth war auffällig, dass der ­Trainer an Aufstellung und Spielsystem viel verändert hat. Zu viel?
Unser Trainer beschäftigt sich sehr akribisch mit dem jeweils nächsten Gegner und hat sehr klare Vorstellung, wie wir spielen sollen. Das hat oft genug schon sehr gut geklappt. Und vor dem Spiel in Fürth hatten wir im Training genug Zeit, uns auf die Änderungen einzustellen. Zu sagen, es waren zu viele Umstellungen – das wäre viel zu ­einfach. Wir Spieler haben an diesem Tag unsere Leistung nicht gebracht.

Haben diese Siege dennoch eine trügerische Sicherheit vermittelt? Wurde danach der eine oder andere Schritt zu wenig gemacht?
Nein, das glaube ich nicht. Auch nicht im Training, da war das Niveau noch einmal höher als vor dieser Serie. Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, als ob sich da Nach­lässigkeiten eingeschlichen hätten.
Was war es dann? Sie hatten nach dem Spiel gegen Bochum und in Fürth angedeutet, dass es da doch etwas gibt.
Da ging es um Dinge, die wir zu Beginn eines Spiels wiederholt nicht so umgesetzt haben, wie wir uns das vorgenommen hatten. Es ging aber nicht darum, dass ich den Eindruck gehabt hätte, dass jetzt plötzlich einer keine Lust mehr hat, nach hinten zu laufen. Überhaupt nicht.

Beim Spiel in Fürth war auffällig, dass der ­Trainer an Aufstellung und Spielsystem viel verändert hat. Zu viel?
Unser Trainer beschäftigt sich sehr akribisch mit dem jeweils nächsten Gegner und hat sehr klare Vorstellung, wie wir spielen sollen. Das hat oft genug schon sehr gut geklappt. Und vor dem Spiel in Fürth hatten wir im Training genug Zeit, uns auf die Änderungen einzustellen. Zu sagen, es waren zu viele Umstellungen – das wäre viel zu ­einfach. Wir Spieler haben an diesem Tag unsere Leistung nicht gebracht.

Müsste der VfB nicht sagen: Wir spielen unser Spiel – egal, was der Gegner vorhat?
Das wäre zu kurz gesprungen. Wir müssen auf den jeweiligen Gegner top vorbereitet sein – was nicht bedeutet, dass wir nicht unser Spiel durchbringen wollen. Wir müssen aber flexibel bleiben. Und wenn wir das schaffen, ist es eine Qualitätssteigerung.

Was erwartet der Kapitän von seinen Mit­streitern, nun, da nach der Länderspielpause wieder alle an Bord sind?
Dass jeder so schnell wie möglich abhakt, was er erlebt hat. Dass jeder weiß, was uns in den kommenden Wochen erwartet. Es werden harte Duelle, schon die anstehende englische Woche kann richtungsweisend sein. Wir werden alle drei Tage eine neue Tabellenkonstellation haben – davon müssen wir uns frei machen und uns jeweils bestmöglich auf das nächste Spiel vorbereiten.
Viele sprechen von der Woche der Wahrheit – können Sie damit was anfangen?
Nein. Denn ganz egal, wie die Woche für uns läuft – danach wird noch nichts entschieden sein. Aber, wie gesagt: Richtungsweisend können die nächsten Tage schon sein.

Freuen Sie sich auf diese heiße Phase?
Definitiv. Weil das Ganze immer greifbarer wird. Im vergangenen Juli und August haben wir darüber geredet, dass wir aufsteigen wollen – aber da war noch alles ganz weit weg. Jetzt sind es noch rund acht Wochen, und das Ziel ist zum Greifen nah. Das ist jetzt schon eine besondere Phase der Saison.

Versuchen Sie, diese Vorfreude auch Ihren Mitspielern zu vermitteln?
Da in solchen Situationen jeder anders tickt, versuche ich herauszufinden, was jedem Einzelnen guttut. Den einen muss man heiß machen, dem anderen aber sagen: Hey, mach dich nicht verrückt.

In Kevin Großkreutz und Hajime Hosogai hat der VfB zwei Routiniers verloren. Ist das junge Team für den Endspurt dennoch gewappnet?
Wir haben ja trotzdem noch erfahrene Spieler in der Mannschaft, die knifflige Situationen schon durchlebt haben. Ich denke, dass wir in der Kombination zwischen jüngeren und erfahreneren Spielern den Druck ganz gut aushalten können, unsere Mischung passt. Dieser Druck kommt ja auch nicht überraschend. Jeder, der beim VfB geblieben oder neu dazugekommen ist, wusste, dass der Verein wieder aufsteigen will.

In den vergangenen Jahren hatte der VfB zu dieser Jahreszeit immer den Druck im Kampf gegen den Abstieg. Dagegen erscheint nun doch alles freundlicher, oder?
Einerseits ja.

Und andererseits?
Ist der Druck jetzt ähnlich groß. Es ging in der vergangenen Saison darum, dass wir im Jahr darauf in der Bundesliga spielen können. Und jetzt geht es genauso darum. Es wäre eine große Niederlage, wenn wir das nicht schaffen würden. Trotzdem gehe ich mit großer Vorfreude in die nächsten Wochen. Wir können etwas erreichen, was dem Verein einen enormen Schub geben kann.

Am Sonntag geht es gegen Dresden. Revanchegelüste angesichts des 0:5 im Hinspiel?
Nein. Dynamo hat über die ganze Saison gezeigt, dass sie eine gute Mannschaft haben, dazu kommen viele Fans aus Dresden nach Stuttgart – von daher wird es sicher ein besonderes Spiel. Für uns geht es aber in erster Linie darum, nach den vergangenen drei Spielen nun endlich mal wieder das Gefühl eines Sieges genießen zu können. Diese Gier, diesen Ehrgeiz und diesen Willen, das zu schaffen, wollen wir zeigen.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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