2. Liga

Der VfB floppt gegen die Top-Teams

Die bittere 1:2-Heimniederlage gegen Mit-Absteiger Hannover 96 führt dem VfB Stuttgart schonungslos vor Augen, dass der direkte Wiederaufstieg kein Selbstläufer wird.


Timo Baumgartl (2.v.r.) hat im Spiel gegen Hannover 96 eine rote Karte kassiert. Mit
dem Wiederaufstieg wird es für die Stuttgarter doch nicht so leicht, wie vielleicht erwartet.

Es ist Ende Februar, als der abgeschlagene Tabellenletzte Hannover 96 in Stuttgart gastiert. Der VfB Stuttgart hat einen Lauf und geht auch in dieser Partie früh in Führung. Hannovers Ausgleich schockt den weiß-roten Anhang nur kurz, denn die Gastgeber haben die Niedersachsen fest im Griff. Der Siegtreffer scheint nur eine Frage der Zeit. Sieben Minuten vor dem Abpfiff fällt dann endlich das Tor – allerdings auf der falschen Seite. Christian Schulz beschert den 96ern einen nicht für möglich gehaltenen 2:1-Auswärtssieg.

Es war eine Niederlage, welche die VfB-Fans so schnell nicht vergessen sollten. Umso schmerzhafter, dass die beiden Mannschaften in der Neuauflage am Montagabend ein Deja-Vu in Reinform produzierten. Frühe Führung, Ausgleich Hannover, der VfB drängt auf den Sieg – und erfährt kurz vor Schluss den K.o. „Eine bittere Niederlage“, meinte VfB-Trainer Hannes Wolf, der wie alle Beteiligten im Stuttgarter Lager keinen Zusammenhang zum Original vom Februar erkennen wollte. Damals spielten beide Mannschaften noch in der Bundesliga, jetzt wollen die Absteiger auf schnellstem Wege zurück. Mit 32 Punkten nach 16 Spieltagen (Hannover:31) liegt der VfB nach wie vor auf Kurs. Gegen die Rothosen von der Leine ließ er jedoch schon zum fünften Mal in dieser Saison Punkte gegen eine Spitzenmannschaft liegen.

Ein Sieg, ein Unentschieden, vier Niederlagen

Verdientermaßen. Hannover war dem VfB in allen Statistiken überlegen, angefangen von den Torschüssen (15:5). Das gab es in dieser Deutlichkeit noch nie in dieser Saison. Gegen die ersten sieben der Tabelle gelang einzig gegen Spitzenreiter Eintracht Braunschweig ein Dreier. Der Rest: Eine Heimpleite gegen Heidenheim ( Tabellen-4.), ein Unentschieden bei Union Berlin (5.) sowie Auswärtsniederlagen in Düsseldorf (6.) und Dresden (7.). Gegen die Top-Teams der Liga landet der VfB regelmäßig einen Flop.

„Das sind Themen, mit denen wir uns nicht beschäftigen“, lächelte Sportvorstand Jan Schindelmeiser über die Frage hinweg. „Wir müssen wieder besser Fußballspielen als in der ersten Halbzeit. Dann werden wir die Spiele auch wieder erfolgreich bestreiten – egal, wie der Gegner heißt.“

Ein Ende der Siegesserie ausgerechnet gegen den Tabellendritten also nur ein Zufall? Sicher nicht. Bessere Mannschaften wissen die Fehler der Stuttgarter konsequent auszunutzen, anders als Aue, Bielefeld oder Karlsruhe. Auch in diesen Spielen servierte der VfB dem Gegner Gelegenheiten auf dem Silbertablett, verließ den Platz hinterher trotzdem als Sieger, weil er sich stets auf seine höhere individuelle Qualität verlassen konnte.

Spielerische Weiterentwicklung nicht zu erkennen

Vor allem Torgarant Simon Terodde, der gegen Hannover bereits zum elften Mal in dieser Spielzeit traf, hebt sein Team über das Durchschnittsniveau im Fußball-Unterhaus. Gegen die starke Defensive der Niedersachsen um Abwehrchef Salif Sané war er aber bis auf sein Tor abgemeldet. Auch die anderen Offensiv-Asse wie Takuma Asano und Carlos Mané sind für die zweite Liga eigentlich überqualifiziert, ebenso Mittelfeldspieler wie Christian Gentner, Edel-Joker Alexandru Maxim oder Timo Baumgartl in der Abwehr. Nicht zu vergessen Torhüter Mitch Langerak – sieht man mal von seiner dusseligen Aktion vor dem Siegtreffer ab.

Dennoch schafften es die Mannen von Hannes Wolf (zu) selten, ihre individuellen Kapazitäten in eine runde Mannschaftsleistung zu münzen. Eine spielerische Weiterentwicklung ist jedenfalls nicht zu erkennen, unabhängig von den zuletzt guten Ergebnissen. Gegen Hannover erwies sich das Mittelfeld als Problemzone. Ohne zentralen Spielgestalter blieb die Bindung zwischen Defensive und Offensive auf der Strecke und damit vieles Stückwerk. Speziell im defensiven Mittelfeld fehlt es an Qualität im Spielaufbau.

Mögliche Neuverpflichtungen in der Winterpause

„Wir hatten zu wenig Kontrolle, zu wenig Bewegung und zu wenig Anspielstationen“, konkretisierte Schindelmeiser die Schwachstellen im Zentrum. Der Sportchef kündigte an, im Winter personell möglicherweise noch einmal nachzulegen. „Ich schließe nichts aus. Wenn wir was tun, dann wird es überschaubar bleiben.“ Mit Stephen Sama, Philip Heise und Boris Tashchy steht dagegen ein Trio vor dem Absprung.

Hannes Wolf will zum letzten Spiel des Jahres am Sonntag (13.30 Uhr) „einen Schuss Wut mit nach Würzburg“ zu den Kickers nehmen. Ein Sieg, der selbst ernannte Aufstiegsfavorit stünde bei sehr guten 35 Punkten und niemand würde mehr über die unheilvollen Aufeinandertreffen mit Hannover 96 sprechen. Damals im Februar markierte die 1:2-Heimniederlage im weiteren Saisonverlauf den Wendepunkt. Es war der Anfang vom Ende. Motivation genug für Wolfs Rudel, Hannover dieses Mal als einmaliges Spieltags-Deja-Vu zurückzulassen.

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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