Vorbereitung

Fluch und Segen



Die Spieler "hassen" individuelles oder Kleingruppen-Rehatraining bei Dr. Christos Papadopoulos, aber er kann dabei auch noch intensiv an deren Schwächen arbeiten.

Das Gesicht von Dr. Christos Papadopoulos ziert ein fieses Grinsen. Es ist einer dieser Momente, die der Fitness- und Reha-Coach des VfB liebt, die Spieler aber hassen, als Papa im Schwimmbad im Trainingslager nach 20 Minuten im Wasser sagt: "Jetzt beginnt das Training." In diesem Fall trifft es Marco Rojas, Christian Gentner und Sercan Sararer, die ein "verletzungsorientiertes" Training absolvieren, wie Dr. Christos Papadopoulos berichtet. "Wir versuchen alle Muskelgruppen und Körperteile auszupumpen, außer die verletzten." Das wiederum bedeutet für die Profis: es ist hart.

"Macht bloß diese Sportart nicht", sagt Sercan Sararer in die vfbtv-Kamera, nachdem er schon mehrere Bahnen mit Geräten und intensivem Schwimm-Lauf-Stil hinter sich hat, bei denen besonders die laufspezifische Muskulatur belastet wurde. Sein Schnaufen verrät, wie anstrengend es war. Christian Gentner und Marco Rojas pusten auch ordentlich aus, wobei der Neuseeländer am meisten lächelt. Er muss aufgrund seines gebrochenen Mittelfußknochens schließlich schon die gesamte Zeit über ins Hallenbad im Öschberghof, ist die Übungen daher bereits etwas besser gewohnt.

Er ist aber auch sehr ehrgeizig. "Wenn man zu Marco sagt, er soll 30 Wiederholungen machen, dann macht er 35", berichtet Dr. Christos Papadopoulos. Ihn freut das natürlich und solch ein Einsatz wirkt sich außerdem positiv auf den Trainingseffekt aus. Denn trotz der unvollständigen Belastung der lädierten Körperstellen, sollen die Profis in der Reha keine konditionellen Defizite erlangen.

"Wie viele Bücher gibt es eigentlich?"

Daher sei das Rehatraining auch "fast eine Stufe höher" anzusiedeln als reines Konditionstraining mit der Mannschaft. Die Folge: "Die Spieler hassen Einzeltraining", sagt Papa und grinst fies. Er weiß allerdings auch, dass die Intensität beim individuellen Arbeiten höher ist und legt auch deswegen besonderen Wert auf die Abwechslung. Denn so bleibt die Motivation größer. "Die Spieler machen manchmal schon Späße und sagen: Papa, wie viele Bücher gibt es eigentlich?", sagt der Fitness- und Reha-Coach.

Doch der große Aufwand sei wichtig, denn die Abwechslung ist eine bedeutende Komponente für den Erfolg des Rehabilitationstrainings, neben dem Einsatz und der Geduld der Profis. Nur so können positive Ergebnisse erzielt werden wie bei Georg Niedermeier. Der Innenverteidiger hatte nach zwei Wochen keine Muskelmasse verloren, obwohl er nur Rehatraining absolvierte, erzählt Papa. Der Krafteffekt war demnach ähnlich.

Derweil sei ein weiterer gewinnbringender Nebenaspekt des Rehatrainings, dass die Spieler in der Regel allein oder nur in Kleingruppen bei Dr. Christos Papadopoulos vorstellig werden. Denn somit habe er viel Zeit für die Profis und "ich kann konkret an ihren Schwächen arbeiten sowie ihnen individuelle Übungen zeigen". Das sei so dezidiert im Mannschaftstraining nicht möglich.

Papas Schmunzeln bedeutet nichts Gutes

Während ihm dieses Einzel- oder Kleingruppentraining und die intensive Zeit mit den Profis "Freude" bereitet, sehen das Christian Gentner, Sercan Sararer und Marco Rojas wahrscheinlich nicht so. Sie müssen im Schwimmbad jedenfalls an ihre Grenzen gehen, Ausdauertraining mit Papa hat es eben auch im Wasser in sich. "Noch eine Übung und dann wird es leichter", sagt der Trainer, doch das Schmunzeln in seinem Gesicht verrät schon, dass dies wohl nicht der Wahrheit entspricht.

Aber das würde den Profis ja auch nicht weiterhelfen. Schließlich sollen die Ausdauereffekte ebenfalls ähnlich denen beim normalen Feldtraining sein. Die Übungen in der Rehaeinheit werden nur ohne Bodenkontakt durchgeführt, egal ob im Wasser oder zu Land. Somit soll beispielsweise der lädierte Fuß von Marco Rojas geschont werden. "Ich würde natürlich lieber mit der Mannschaft trainieren, aber das Wichtigste ist, dass ich schnell wieder gesund werde und fit bleibe", sagt der 21-Jährige und ergänzt: "Da mache ich mir jedoch bei Papa keine Sorgen."

Er fühle sich derweil sehr wohl beim VfB. Die Mannschaft habe ihn gut aufgenommen und auch wenn er verletzt ist, so mache ihm das Trainingslager Spaß. Wichtiger als der Spaß sei ihm aber die fußballerische Entwicklung beim VfB ("Ich habe hier schon jetzt einige positive Erfahrungen gesammelt"), die ihm natürlich auch bei der Nationalmannschaft helfen würde – und Neuseeland hat schließlich als Gruppensieger der ozeanischen WM-Qualifikation große Ziele. Marco Rojas und Co. müssen nämlich "nur" noch gegen den Vierten der Nord- und Mittelamerika-Qualifikationsgruppe bestehen und sie wären in Brasilien dabei. Aber bis es soweit ist, muss der VfB Profi noch das eine oder andere fiese Grinsen von Dr. Christos Papadopoulos ertragen, im Trainingslager und auch danach, denn seine Reha dauert schon noch mindestens vier Wochen.



Quelle: vfb.de


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