2. Liga

Luhukay lässt Raum für Rätsel

Beim 3:1-Sieg im letzten Test gegen die SpVgg Greuther Fürth zeigt sich, wie die Zweitligapartien für die Fußballer des VfB Stuttgart laufen könnten: zäh.



Jetzt wird es ernst. Eine Woche noch, dann läuft der VfB Stuttgart erstmals nach 39 Jahren wieder in der zweiten Fußballliga auf. Mit welcher Elf der Verein für Bewegungsspiele dieses historische Ereignis begeht, ist eine der großen Fragen, die den Club seit dem Abstieg begleiten. Und natürlich hatten sich sowohl die Fans als auch die Spione des Auftaktgegners FC St. Pauli vom letzten Test Aufschlüsse erhofft, vielleicht sogar Gewissheiten.

Doch sie alle hatten nicht mit der Schläue des neuen Trainers gerechnet. Denn mit einer Finte ließ Jos Luhukay Raum für Rätsel. Er spaltete seinen Kader am Samstag einfach mal in zwei Mannschaften. Eine bestritt am Vormittag ein Trainingsspiel gegen die eigene U 23 (0:0). Mit am Ball waren potenzielle Stammkräfte wie Alexandru Maxim und Emiliano Insúa, der dem VfB so gut wie sicher erhalten bleibt, da Sporting Lissabon in Guilherme Arana einen anderen Linksverteidiger an der Angel hat. Aber auch Neuzugänge wie Marcin Kaminski und Anto Grgic, denen zugetraut wird, das Team zu verstärken.

Nachmittags stand in Weinstadt vor knapp 4000 Zuschauern die Begegnung mit der SpVgg Greuther Fürth (3:1) an. Mit einer VfB-Elf, in der sich erneut die Bubi-Abwehr mit Timo Baumgartl und Stephen Sama im Zentrum versuchen durfte. Auch die jungen Talente Berkay Özcan und Joel Sonora spielten mit. Ebenso wie der frisch engagierte Hajime Hosogai. „Er erweckt aber schon nach wenigen Tagen den Eindruck, als sei er seit sechs Wochen hier“, sagt Luhukay über den Japaner.

Simon Terodde im Mario-Gomez-Style

Unaufgeregt in der Art und unerschrocken im Zweikampf soll Hosogai der neue Stabilisator im Mittelfeld werden. Ansonsten weist die VfB-Mannschaft aber noch eklatante Leerstellen auf: keine offensive Flügelspieler weit und breit. Keine Spur von der Dynamik eines Filip Kostic, noch nicht einmal ein Hauch von Martin Harnik – was für allem für die Spielweise von Simon Terodde ein Problem darstellt. Der Mittelstürmer braucht Flanken. Denn ganz im Mario-Gomez-Style ist der 26-jährige Torjäger ein Mann für den Abschluss im Strafraum. Wie er gegen Greuther Fürth erneut bewiesen hat. Eine Chance – eine Drehung, ein Schuss, ein Tor.

Es war der Ausgleich gegen den Ligarivalen, und es war der Wendepunkt in einem Spiel, das als Muster für die Stuttgarter Zweitligapartien dienen könnte. Eng geht es zu, zäh wirkt vieles im Spiel nach vorne, und erst spät werden die Begegnungen letztlich entschieden. Luhukay kennt das. Er hat es schon mit Hertha BSC erlebt, als die Berliner mit ihm aufstiegen und dabei das Team waren, das in der Schlussviertelstunde die meisten Tore erzielte.

Nun wird den Stuttgartern Geduld abverlangt, Spielern wie Fans. „Man hat gesehen, wie schwierig es ist, eine eingespielte Mannschaft wie Greuther Fürth zu verunsichern“, sagt Luhukay. Eine Stunde lang benötigte der VfB, ehe er spielerisch besser wurde und den 0:1-Rückstand durch Veton Berisha (40.) durch eben Terodde (66.) und Baumgartl (69.) drehte. Christian Gentner gelang per Volleyschuss der dritte Treffer (80.). Schön herausgespielt war das, und perfekt vollendet – Fußball, wie ihn sich auch Luhukay vorstellt. Allerdings ist der Niederländer Realist genug, um zu wissen, dass es mit der Leichtigkeit im Stuttgarter Spiel schwer wird.

Kevin Großkreutz fehlt weiterhin

„Wir konnten noch nicht so sehr an den Automatismen arbeiten“, sagt der Trainer. Vieles im Spiel wirkt deshalb noch wie der Kader: unfertig. Weitere Verstärkungen sollen bis zum Transferende am 31. August kommen. Wann genau, weiß jedoch nicht einmal Luhukay. Weniger weil nicht klar ist, welches Anforderungsprofil die Neuen haben sollen (neben Außenspielern noch ein Stürmer, vielleicht sogar ein Abwehrmann). Sondern weil der VfB die Schwierigkeit hat, Fußballer finden zu wollen, die ihm auf Anhieb in der Zweitklassigkeit weiterhelfen, aber ebenso nach der ersehnten Rückkehr in die Bundesliga.

Solche Spieler gibt es auch. Nur: sie wollen nicht zwingend zum VfB. Deshalb richtet Luhukay sein Hauptaugenmerk in den nächsten Tagen auf die Spieler, die schon da und auch fit sind (der Einsatz von Kevin Großkreutz ist wegen muskulärer Probleme gefährdet). Auf sie muss er vertrauen, wenn es am nächsten Montag ernst wird.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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