Bundesliga

Horrorvision Liga zwei – es geht um viel

Der VfB Stuttgart ist nach 20 Spieltagen Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga – und muss sich mal wieder mit den möglichen Folgen eines Abstiegs beschäftigen. Die wären fatal.


Maxim ist enttäuscht: Für den VfB steht viel auf dem Spiel

Nicht, dass jemandem die sportliche Misere des VfB Stuttgart bisher verborgen geblieben wäre. Der Blick auf die nackten Zahlen dieser Saison ist dennoch erschreckend. 20 Spieltage sind in der Fußball-Bundesliga absolviert, mit Ausnahme des Auftakts im vergangenen August waren die Roten nie besser als Platz 14, viermal grüßte der VfB nach Ende eines Spieltags vom Relegationsplatz 16, neunmal war es ein direkter Abstiegsplatz, sechsmal sogar übernahm der Club die Rolle des Tabellenschlusslichts. So wie aktuell.

Huub Stevens versucht dennoch, im Stile eines Predigers Hoffnung zu verbreiten. Der Cheftrainer sagt im Brustton der Überzeugung: „Ich weiß, wo wir nach 34 Spieltagen stehen – und das ist nicht da unten.“ Der Optimismus des erfahrenen Niederländers in allen Ehren, auf die Prognosen des Trainers sollten sich zumindest diejenigen nicht verlassen, die die Zukunft des Vereins planen. Denn in dieser Saison ist der Gang in die zweite Liga durchaus eine Möglichkeit, mit der es sich zu beschäftigen gilt.

Die Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) sehen vor, dass die Vereine der ersten und zweiten Liga bis zum 15. März 2015 die Lizenz für die kommende Spielzeit (2015/2016) beantragen müssen. Wohl rund die Hälfte der Clubs im Oberhaus wird dabei zweigleisig fahren und auch die Spielberechtigung fürs Unterhaus beantragen. Selbst Borussia Dortmund geht diesen Schritt, wobei Hans-Joachim Watzke da keinerlei Probleme sieht: Eine Sache von einer halben Stunde sei das, meinte der Geschäftsführer des BVB, schließlich gehe es dabei ja darum, den Nachweis der Liquidität zu erbringen. „Und da“, sagte Watzke, „mangelt es uns bekanntlich nicht.“

In den vergangenen Jahren sind die Unternehmen Evonik, Signal Iduna und Puma als Investoren beim BVB eingestiegen, die Prämien der Champions League haben die Clubkasse zudem gefüllt, ins Stadion pilgern alle zwei Wochen 80 000 Zuschauer. Für den VfB dagegen bedeutet die Zusammenstellung der Unterlagen für den Spielbetrieb in Liga zwei trotz einer mittlerweile erlangten Routine einen deutlich höheren Aufwand – vor allem, weil die Einschnitte bei einem Abstieg gewaltig wären.

Wie hoch die Einbußen im Bereich der Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen sein werden, ist nicht ganz genau vorherzusehen. Klar ist nur: 27 500 Dauerkarten wird der VfB in Liga zwei kaum an den Mann bringen können. Ebenso wenig werden weiter regelmäßig über 40 000 Fans in die Arena pilgern. Weil auch das Geschäft mit Fan-Artikeln ins Stocken geraten würde, können sich die Mindereinnahmen zusammengenommen schnell auf 20 Millionen Euro summieren. Ein weiterer beträchtlicher Verlust droht bei den Einnahmen aus den TV-Geldern.

Als Berechnungsgrundlage bei der Zuteilung dienen die Platzierungen der vergangenen fünf Jahre. Demnach hat der VfB schon jetzt aufgrund der mageren Jahre (12., 6., 12., 15. und aktuell 18.) einen Verlust gegenüber früheren Zeiten hinnehmen müssen – wenn man die generelle Aufstockung der TV-Gelder für alle Clubs außen vor lässt. Im Falle eines Abstiegs wären die Stuttgarter zwar wohl je nach Mitabsteiger der am besten verdienende Zweitligaclub. Im Vergleich zur ersten Liga würden dennoch Millionen fehlen, da das Unterhaus nur 20 Prozent der TV-Erlöse verteilen darf. Beim 1. FC Nürnberg, der nach fünf Jahren in der ersten nun in der zweiten Liga spielt, soll die Differenz rund zwölf Millionen Euro (etwa 10 statt 22) betragen. Laufende Belastungen wären künftig also viel schwieriger zu bewältigen.

So müsste der VfB, der derzeit fix 5,2 Millionen Euro pro Jahr als Pacht für die Mercedes-Benz-Arena abstottert, mit der Stadt Stuttgart über eine Reduzierung der Summe verhandeln. Man würde dem sportlichen Aushängeschild wohl entgegenkommen, andere Fragen bleiben dennoch offen.

Zum einen wäre zunächst unklar, mit welchen Spielern der VfB in Liga zwei antreten würde – und mit welchem Trainer. Zwar gelten die Verträge der Profis auch bei einem Abstieg, ein Großteil der Spieler würde dennoch das Weite suchen, um erstklassig zu bleiben. Die Transfererlöse würden dem VfB zumindest ein wenig Spielraum erschaffen. Fraglich ist Stand heute auch, welche Auswirkungen der Absturz für die geplante Ausgliederung der Profiabteilung hätte. Zwar hängt der Unternehmenswert nicht allein vom kurzfristigen Erfolg ab. Ob im Frühjahr 2016 mögliche Investoren auch einem Zweitligisten großzügig zur Verfügung stehen, ist aber offen. Ganz zu schweigen von der Zustimmung der Mitglieder.

All das zeigt: Von den kommenden 14 Partien in der Fußball-Bundesliga hängt für den VfB Stuttgart viel ab. Sportlich, strukturell, vor allem aber finanziell.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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