Profis

Die Rückkehr im Visier



Das aktuelle Profilbild von Daniel Didavi beim Handynachrichtendienst Whatsapp zeigt zweierlei. Zum einen deutet das Foto einer Oberschenkelkraftübung darauf hin, dass er ein fleißiger Kämpfer ist, zum anderen, dass Gerätetraining derzeit sein täglich Brot ist. Dass dies nun schon sehr, sehr lange der Fall ist, macht aus dem Foto allerdings leider auch irgendwie ein trauriges. Wobei er sicher selbst sagen würde, dass in der Aufnahme auch ein Stück weit Aufbruch steckt. Der Aufbruch zu einem weiteren Comeback, der Aufbruch zur nächsten Stufe in der Rehabilitation nach seinem Knorpelschaden im linken Knie, der Aufbruch nach seiner Rückkehr zum VfB endlich anzukommen.

"Es geht mir noch immer gut, weil es schließlich schlimmere Schicksale im Leben gibt als das meine", sagt der 23-Jährige, der trotz der lange Leidenszeit keineswegs Wut verspürt oder auf irgendjemanden sauer ist, wie er berichtet. "Natürlich schmerzt es, dass ich nicht kicken kann, weil das meine Leidenschaft ist. Aber ich habe ein klares Ziel und daher auch absolut kein Motivationsproblem." Der Mannschaftsarzt Dr. Raymond Best lobt den Fleiß des Mittelfeldspielers, der sich Schritt für Schritt herantaste. Diese Herangehensweise des VfB Profis ist das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, der besonders durch die Rückschläge im Rahmen der Reha beeinflusst wurde. "Ich mache mir keinen Zeitplan mehr, setze mich nicht mehr unter Druck, sondern schaue wirklich von Tag zu Tag", sagt die Nummer zehn des VfB und ergänzt: "Es kommt darauf an, wie ich mich fühle. Das ist wichtig." Er horcht genauer in sich hinein, muss auch vollkommen vom Kopf her überzeugt sein, sonst tritt er selbst auf’s Bremspedal. "Ich gehe die Dinge nun lieber langsamer an, auch wenn es manchmal vielleicht nicht notwendig ist."

Von Tag zu Tag denken

Erst vor kurzem sind neue Untersuchungsbilder von seinem Knie angefertigt worden. "Die sehen gut aus, es läuft alles nach Plan", sagt Dida, der aktuell vor allem Kraft- sowie Lauftraining absolviert – und selbstverständlich alle Partien seiner Mannschaftskollegen verfolgt: "Ich habe mich riesig über den Sieg gegen Hoffenheim gefreut. Aber ich kann nicht lügen: Das Zuschauen tut schon sehr weh und es wird eher schlimmer als besser." Im Mai 2012 zog er sich im letzten Freundschaftsspiel seines damaligen Klubs 1. FC Nürnberg beim TSV 1862 Leutershausen die Verletzung zu, seitdem kämpft er um die Rückkehr. Zwischenzeitlich lief er für kurze Zeit wieder im Trikot mit dem roten Brustring auf, doch neue Probleme stoppten damals den Fortschritt. Diesen macht der Techniker nun vor allem in der Reha Welt. Einen groben zeitlichen Rahmenplan für eine mögliche Rückkehr auf den Fußballplatz oder ins Mannschaftstraining gebe es natürlich, aber darüber möchte Daniel Didavi nicht sprechen, auch nicht darüber nachdenken. Schließlich gilt: Tag für Tag, Schritt für Schritt, Übung für Übung.

Bei einer dieser Übungen konnte er in den vergangenen Wochen häufig mit Georg Niedermeier abklatschen. "Wir wechseln uns immer an der Oberschenkelmaschine ab", sagt der Innenverteidiger. Er steht seit dem 8. August ebenfalls auf der VfB Verletztenliste, hatte sich im Rückspiel gegen Botev Plovdiv einen Innenbandriss im linken Knie zugezogen und absolviert seither vor allem Krafttraining, weil "durch die Schiene viel Muskulatur flöten gegangen ist", wie er sagt. Er sei aber "fleißig am Trainieren" und gebe neben dem Ausdauertraining auf dem Stepper oder Crosstrainer zudem Gas beim Koordinationstraining und anderweitigen Übungen im schmerzfreien Bereich.

Parallel zum Training werden die Verletzten behandelt

Außerdem wird er jeden Tag physiotherapeutisch behandelt. "Ich habe ein gutes, sicheres Gefühl und kaum Reaktionen auf die gesteigerte Belastung", sagt der 27-Jährige. "Es schaut gut aus und ist alles im grünen Bereich." Die Rehabilitation verlaufe nach Plan, das bestätigt auch Dr. Raymond Best und berichtet, dass Georg Niedermeier bald seine Schiene los haben wird – nämlich aller Voraussicht nach schon in der kommenden Woche. Jedenfalls entwickle sich der Heilungsprozess des Defensivspielers "ausgezeichnet" und dieser ist froh über die schienenfreie Zeit. Denn "es kitzelt schon unter der Schiene", wie Georg Niedermeier sagt. "Es wäre aber auch schlimm, wenn das nicht so wäre, denn ich habe natürlich Bock wieder auf dem Platz zu stehen."

Das könnte im Oktober der Fall sein, wenn die gute Genesung andauert und die Nummer sechs des VfB weiter so fleißig trainiert. Dann könnte er im Mannschaftstraining auch wieder auf Marco Rojas treffen. Der neuseeländische VfB Neuzugang hatte sich im Testspiel gegen eine Hohenlohe-Auswahl im Juli einen Bruch im rechten Mittelfußknochen zugezogen und ackerte in den jüngsten Wochen vor allem im Individualtraining auf dem Platz – entweder mit dem Fitness- und Rehacoach Dr. Christos Papadopoulos oder dem Therapeuten Gerhard Wörn. "Marco ist ziemlich ehrgeizig, konzentriert und erfolgsorientiert", sagt dieser über den 21-Jährigen und ergänzt: "Er hat die Verletzung auch mental gut verkraftet, war häufig bei der Mannschaft, und ich denke, dass er aus der Sache herauskommen wird, als ob kaum etwas gewesen wäre."

Marco Rojas zeigt sich im Trikot

Dafür hat der Offensivspieler hart geschuftet und schon im Trainingslager viele Einzelschichten im Hallenbad geschoben. Die Zeit des mehrheitlichen Wassertrainings ist aber vorbei, bereits am 4. September postete die Nummer 14 des VfB auf seiner Facebook-Seite: "Good to be back on my feet – running instead of swimming…Making progress!" Mittlerweile berühren die Füße auch schon regelmäßig den Ball, er arbeitet aktuell besonders an den Richtungswechseln sowie der Schnelligkeit, und laut dem Mannschaftsarzt Dr. Raymond Best wird Marco Rojas eventuell schon nach dem Spiel bei Hertha BSC ins Mannschaftstraining einsteigen können.

Das würde den Profi natürlich freuen. "Ich liebe es Fußball zu spielen. Endlich darf ich wieder gegen den Ball treten. Das fühlt sich gut an und ich habe auch keine Probleme", sagte er jüngst im vfbtv-Interview. Es sei schwierig gewesen, so früh bei einem neuen Klub verletzt zu sein, "aber ich habe viel mit Papa und Gerry gearbeitet. Es war so intensiv, wie es sein muss, und wir haben die Dinge gemacht, die weiterhelfen." Marco Rojas hat sein Titelbild auf Facebook übrigens just an diesem Freitag geändert. Seitdem ist er nicht mehr in Zivilklamotten vor der Mercedes-Benz Arena zu sehen, sondern im VfB Trikot. Auch das könnte auf etwas hindeuten.

Quelle: vfb.de


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