Bundesliga

VfB klettert, ist aber noch lange nicht überm Berg


Die Länderspielpause hilft den müden Spielern und dem Trainer des VfB Stuttgart nur bedingt.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich die Stimmungslage im Sport verändern kann. Bestes Beispiel seit Jahren: der VfB Stuttgart. So auch am vergangenen Wochenende. Nach sechs Bundesliga-Niederlagen seit der Winterpause und dem unrühmlichen Aus in der Europa League war die Stimmung am Boden. Am Freitag – direkt nach der Rückkehr aus Rom – ereilte die Mannschaft dann auch noch die Wut der Verantwortlichen. „Wir haben die Dinge, die uns nicht gefallen haben, ganz klar angesprochen“, erklärte Sportdirektor Fredi Bobic. Doch schon zwei Tage später war alles wieder ganz anders.

Da stand Bobics Manager-Kollege Jochen Schneider am Eingang der VfB-Kabine in den Katakomben der Frankfurter Arena und klatschte so kräftig und lautstark mit jedem Spieler ab, dass seine Handflächen einer wahren Belastungsprobe ausgesetzt waren. In die Gesichter war nach dem 2:1 über die Eintracht das Lachen zurückgekehrt – und auch zu Scherzen waren die Jungs in Weiß und Rot wieder aufgelegt.

William Kvist etwa pries die Vorzüge von Arthur Boka als auch offensiv tätigem Mittelfeldspieler folgendermaßen: „So hatte ich eine bessere Aussicht – Arthur ist ja nicht so groß.“ Und Georg Niedermeier, der Siegtorschütze, freute sich ein wenig selbstironisch und grinsend darüber, dass sein Team nun nicht mehr die schlechteste Rückrundenmannschaft ist: „Wir haben einen Platz gutgemacht.“

„Nicht alle bekommen die Möglichkeit, durchzuschnaufen“

In der regulären Tabelle sind es im Vergleich zum vergangenen Spieltag sogar deren zwei: Der VfB liegt auf Rang zwölf, und der Abstand zum Relegationsplatz, der vorübergehend auf fünf Zähler geschrumpft war, beträgt wieder acht Punkte. Alles wieder gut also? Von wegen. Der VfB klettert zwar wieder nach oben, ist aber noch lange nicht übern Berg. „Der Kampf“, sagt Serdar Tasci, der Spielführer des VfB, „muss weitergehen.“ Und auch Trainer Bruno Labbadia betont: „Es wird weiter ein Kraftakt werden.“

Klar nämlich ist für den Coach, dass seine Mannschaft die Belastungen der vergangenen Wochen nicht einfach wird abschütteln können – trotz der Länderspielpause. Zwar will Labbadia die bislang 42 Saisonspiele „nicht als Ausrede“ geltend machen und erklärt: „Wir haben der Mannschaft gesagt: Ihr seid fit genug.“ Dennoch sagt er mit Blick auf die kommenden Tage: „Das Problem ist: Nicht alle bekommen die Möglichkeit durchzuschnaufen.“

Immerhin haben gleich sieben Spieler des Kaders von Frankfurt keinen Länderspieleinsatz. Arthur Boka, Vedad Ibisevic, Ibrahima Traoré, Antonio Rüdiger und William Kvist bestreiten zudem jeweils nur eine Partie mit dem Nationalteam. Ein wenig generelle Entlastung ist also möglich. „Es waren brutal intensive Wochen, jetzt können wir etwas Kräfte sammeln“, sagt Christian Gentner. Und Fredi Bobic ergänzt: „Die freien Tage werden uns auch vom Kopf her guttun.“ Um ausgeruht in die letzten acht Spiele in der Liga und ins DFB-Pokal-Halbfinale (17. April) gegen den SC Freiburg gehen zu können. Wenn endgültig bestimmt wird, ob diese Saison als Erfolg gesehen werden kann.

Gentner blickt etwas sorgenvoll nach vorne

In der Liga gilt es, weiter Boden gutzumachen, um sich der Gedanken an den Kampf gegen den Abstieg endgültig zu entledigen. „Wir müssen so schnell wie möglich auf 40 Punkte kommen“, sagt Serdar Tasci und sieht sein Team noch lange nicht außerhalb der Gefahrenzone. Am Sonntag habe man schließlich sehen können, wie schnell ein scheinbar komfortabler Vorsprung schrumpfen kann – vor dem Spiel des VfB in Frankfurt war der FC Augsburg bis auf fünf Punkte an die Roten herangerückt. „Wir wollen weiter Ergebnisse liefern, um möglichst nichts mehr mit dem Abstiegsgespenst zu tun zu haben“, sagt Georg Niedermeier, der um die Wichtigkeit des Sieges bei der Eintracht weiß: „Es war bitter nötig, dass wir Punkte geholt haben.“ Zumal Christian Gentner schon ein wenig sorgenvoll nach vorne blickt: „Direkt nach der Länderspielpause haben wir kein ganz einfaches Spiel.“ Am 30. März empfängt der VfB den deutschen Meister aus Dortmund.

Bruno Labbadia wird dann wieder improvisieren müssen, da Cristian Molinaro und William Kvist gesperrt sind. „Wir müssen uns Dinge einfallen lassen, an die ich vor der Saison nicht gedacht habe“, sagt der Coach, der in Frankfurt Linksverteidiger Arthur Boka als zentralen Mittelfeldspieler aufgeboten hatte – aber aus eben dieser gelungenen Aktion auch Positives zieht. Nämlich die Erkenntnis, dass seine Spieler sich ohne Murren jederzeit in den Dienst der Mannschaft stellen. „Das Team hat immer verstanden, um was es geht“, versichert Labbadia, der die Negativserie der vergangenen Wochen nicht an mangelndem Einsatz festmachen will: „Die Mannschaft will immer.“ Fredi Bobic hat zudem festgestellt: „Die Jungs machen keine Anstalten aufzugeben.“ Erst recht nicht jetzt – wo die Stimmung doch wieder bestens ist.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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