Bundesliga

Erst mal durchatmen


Entspannen, durchatmen, Kraft tanken: Die VfB-Profis wollen sich während der Länderspielpause in Schuss bringen – die Nationalspieler sind aber wieder auf Achse.

Wenn man so will, war es die Ruhe nach dem Sturm. Am Montag jedenfalls war nicht viel los auf dem Clubgelände des VfB Stuttgart. Ein Training der Profis fand nicht statt, die Jungs hatten freibekommen, und auch das Trainerteam um Bruno Labbadia gönnte sich eine kleine Auszeit – nach einem aufreibenden Abend.

Am Sonntag hatte sich der Chefcoach nach der Partie gegen Bayer Leverkusen (2:2) noch ordentlich in Rage geredet, die Berichterstattung gewisser Medien angeprangert und sich in recht deutlicher Art und Weise über sein Arbeitsumfeld in Stuttgart beschwert: „Es ist eine Grenze erreicht, das Fass ist absolut voll, die Trainer in der Bundesliga sind nicht die Mülleimer.“ Labbadia war ohnehin schon angefressen, die Pfiffe und „Bruno raus“-Rufe einiger Fans nach der Auswechslung des angeschlagenen Raphael Holzhauser gaben Labbadia den Rest – und sorgten am Ende dafür, dass die montägliche Ruhe am Clubgelände doch ein wenig trügerisch war. Der VfB nämlich war plötzlich in aller Munde – wenn auch nicht so, wie der Club das wohl gerne hätte. Über Labbadia wird heiß diskutiert, selbst die Frage, ob Labbadias Frust in einen baldigen Rücktritt münden könnte, wurde gestellt, vom Verein aber auch am Tag danach mit einem klaren Nein beantwortet. Und noch am Sonntagabend hatte der VfB-Trainer prominente Unterstützung aus Wolfsburg erhalten. „Es ist so, wie er es gesagt hat“, erklärte Felix Magath, der VfL-Coach, „es hat sich in diesem Geschäft eingebürgert: Wenn was schiefläuft, dann geben wir dem Trainer die Schuld.“

Auch Fredi Bobic appellierte, man müsse gewisse Vorgänge im Verein vom Geschehen auf dem Platz loslösen. Doch auch mit sportlichen Erfolgen ist es derzeit eben nicht weit her. Weshalb dem Verein die anstehenden Tage gerade recht kommen. „Die Pause wird uns guttun“, sagt Sportdirektor Fredi Bobic.

Auf zwölf Spieler, die zuletzt im Profikader standen, muss Labbadia zunächst verzichten

Es stehen mal wieder Länderspiele an, und wer die Spiele des VfB in den vergangenen Wochen erlebt hat, wird Fredi Bobic nicht widersprechen. Die Jungs in Weiß und Rot hatten ordentlich zu kämpfen. Die Belastung war groß, die Leistungsschwankungen ebenso, und die Liste der Ausfälle lang. Nun also bietet sich die Gelegenheit durchzuatmen, Kraft zu tanken und sich neu ­aufzustellen – wenn auch nicht für alle.

Auf zwölf Spieler, die zuletzt im Profikader standen, muss Labbadia zunächst verzichten. Und doch erscheint dieses Übel diesmal ein wenig erträglicher. Zum Beispiel durch die Anwesenheit der beiden Japaner. Shinji Okazaki und Gotoku Sakai sind nicht fürs japanische Nationalteam nominiert worden, ihnen bleibt eine weitere kraftraubende Reise erspart. Zdravko Kuzmanovic ist ebenfalls in Stuttgart geblieben, und das Quartett Antonio Rüdiger, Arthur Boka, Mamadou Bah und Ibrahima Traoré bestreitet mit dem jeweiligen Nationalteam jeweils nur eine Partie. Das allein ist für Labbadia schon positiv, dazu kommt, dass sich den angeschlagenen Spielern die Gelegenheit bietet, ohne Zeitdruck voranzukommen auf dem Weg der Besserung.

Tim Hoogland (doppelter Bänderriss im Sprunggelenk) soll nächste Woche wieder mit dem Ball trainieren, Shinji Okazaki (Knochenabsplitterung am Zeh) kehrt dann bereits ins Mannschaftstraining zurück, und Serdar Tasci wird seine Probleme an der Achillessehne und am Oberschenkel bis zum Spiel beim Hamburger SV (21. Oktober) auskuriert haben. „Wir werden nach diesen zwei Wochen wieder mehr Optionen haben“, sagt Bobic, der dafür auch die Notwendigkeit sieht: „Dann beginnt die richtig heiße Phase.“

Mäuser zeigt Verständnis für Labbadia

Die kann der VfB, was das Personal ­angeht, womöglich etwas entspannter angehen. Für gelöste Stimmung gibt es aber auch dann keinen Anlass. Die sportliche Lage in der Bundesliga und in der Europa League ist nach wie vor ernst, und an den Rahmenbedingungen wird sich für die sportliche Führung des VfB ebenso nichts ändern. Auch die notwendigen Etat-Senkungen und Transfererlöse hatte Labbadia in seiner Wutrede am Sonntagabend angesprochen – und damit deutlich die Rolle des VfB-Vorstands an der schwierigen Lage benannt.

Gerd Mäuser äußerte sich dennoch verständnisvoll. „Ich kann den emotionalen Ausbruch unseres Trainers absolut nachvollziehen und bin inhaltlich und in der Sache völlig bei ihm“, sagte der VfB-Präsident. Ob Bruno Labbadia das hilft? Womöglich sieht man da in der Winterpause klarer – sollte ein Budget für Verstärkungen bewilligt werden. Wenn nicht, könnte sich beim VfB-Coach bald wieder ein wenig Frust anstauen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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